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Geschichte: 1865 bis 1929

Wiederaufbau
Der Zug nach Westen
Industrielles Wachstum
Arbeiter, Einwanderer und Bauern
Expansion nach Übersee
Fortschrittsbewegung
Krieg und Frieden
Isolation und Wohlstand

Geschichte: 1865 bis 1929

Durch den Sieg des Nordens im amerikanischen Bürgerkrieg wurde die Integrität der Vereinigten Staaten als ein unteilbares Land sichergestellt, aber im Laufe des Konfliktes war vieles zerstört worden. Das zweite Kriegsziel, die Abschaffung der Sklaverei, wurde nur unvollständig erreicht.

Wiederaufbau
Der Sieg über die konföderierten Staaten (Südstaaten) hatte die landwirtschaftlich produktivste Region des Landes wirtschaftlich zerstört und seine reiche Kultur vernichtet. Die rechtliche Abschaffung der Sklaverei bedeutete zudem keine Gleichstellung der ehemaligen Sklaven. Sofort nach Kriegsende versuchten gesetzgebende Gewalten im Süden, Afro-Amerikaner von der Wahl abzuhalten. Sie fürchteten sich davor, wie ehemalige Sklaven ihr Wahlrecht nutzen würden, und sie versuchten soviel wie möglich von ihrem bisherigen Lebensstil zu retten. Sie führten sogenannte "black codes" ein, mit denen die Freiheit ehemaliger Sklaven eingeschränkt wurde. Zwar waren "radikale" Republikaner im Kongreß bemüht waren, die Bürgerrechte der Afro-Amerikanern zu schützen und sie in die amerikanische Gesellschaft zu integrieren, doch Präsident Andrew Johnson stand ihren Bemühungen entgegen. Er stammte aus den Südstaaten, war aber während des Bürgerkrieges der Union gegenüber loyal geblieben. Er diente als republikanischer Vizepräsident und wurde nach der Ermordung Lincolns Präsident.

Im März 1868 versuchten Abgeordnete des Repräsentantenhauses Johnson aufgrund seiner Opposition gegenüber radikalen Veränderungen zu entmachten. Die Anklage war grundlos, und der Antrag, den Präsidenten abzusetzen, wurde vom Senat nicht angenommen. Sein Freispruch stellte einen wichtigen Sieg des zentralen Prinzips des Gleichgewichts der Kräfte dar, nachdem die Macht der Legislative, Exekutive und der Justiz getrennt sind. Johnsons Freispruch half, die heikle Balance der Kräfte zwischen Präsident und Kongress zu erhalten.

Der Kongreß konnte trotzdem mit seinem Programm der "Reconstruction" oder Reform der nach dem Krieg vom Norden besetzten Südstaaten fortfahren. 1870 wurden die Südstaaten von Afro-Amerikanern, kooperativen Weißen und zugewanderten Nordstaatlern ("carpetbeggar" genannt) regiert. Viele afro-amerikanische Südstaatler wurden in die Regierungen der einzelnen Staaten gewählt und in den Kongreß. Auch wenn es in diesen "rekonstruierten" Regierungen Fälle von Korruption gab, so taten sie doch viel zur Verbesserung des Bildungswesens, entwickelten Sozialleistungen und schützten Bürgerrechte.

Die meisten weißen Südstaatler waren jedoch gegen die Rekonstruktion. Einige gründeten den Ku Klux Klan, eine gewalttätige Gesellschaft, die durch die Einschüchterung von Afro-Amerikanern und der Verhinderung ihres sozialen Aufstiegs hoffte, die Interessen und Vorteile der Weißen schützen zu können. 1872 hatte die Bundesregierung den Ku Klux Klan unterdrückt, aber weiße Demokraten setzten weiterhin Gewalt ein, um die Kontrolle über die Landesregierungen zu erhalten. Die Zeit der Rekonstruktion endete 1877, als neue Verfassungen in allen Südstaaten ratifiziert worden waren und die Bundestruppen sich aus dem Süden zurückgezogen hatten.

Trotz der Garantien der Verfassung waren afro-amerikanische Südstaatler nun "Bürger zweiter Klasse". Sie waren den Weißen untergeordnet, auch wenn sie begrenzte Bürgerrechte hatten. In einigen Südstaaten konnten Afro-Amerikaner noch wählen und gewählt werden. Es gab Rassentrennungen in Schulen und Krankenhäusern, aber Züge, Parks und andere öffentliche Einrichtungen konnten im allgemeinen noch von Angehörigen beider Rassen genutzt werden.

Gegen Ende des Jahrhunderts wurde dieses System der Segregation und Unterdrückung der Afro-Amerikanern immer strikter. 1896 legte der Oberste Bundesgerichtshof im Fall Plessy gegen Ferguson fest, daß die Verfassung getrennte Einrichtungen und Dienstleistungen für die beiden Rassen zulasse, solange diese Einrichtungen und Dienstleistungen gleichwertig seien. Die Südstaaten richteten daraufhin umgehend separate - aber keinesfalls gleichwertige - Einrichtungen für Afro-Amerikaner ein. Gesetze sorgten für eine strikte Trennung in öffentlichen Verkehrsmitteln, Theatern, beim Sport, und sogar in Fahrstühlen und auf Friedhöfen. Die meisten Afro-Amerikaner und viele arme Weiße verloren das Wahlrecht, da sie nicht in der Lage waren die Kopfsteuer zu zahlen (die eingeführt worden war, um sie von der Teilnahme an der Politik auszuschließen) und weil sie die Prüfung der Lese- und Rechtschreibfähigkeit nicht bestanden. Wegen kleiner Vergehen angeklagte Afro-Amerikaner wurden zu Zwangsarbeit verurteilt und Gewalt von Mobs richtete sich manchmal gegen sie. Viele Afro-Amerikaner in den Südstaaten blieben als Folge ihrer Armut und ihrer Unwissenheit Farmpächter. Obwohl Afro-Amerikaner dem Gesetz nach frei waren, lebten und wurden sie behandelt wie Sklaven.

Der Zug nach Westen
In den Jahren nach dem Ende des Bürgerkrieges begannen die Amerikaner, die westliche Hälfte der Vereinigten Staaten zu besiedeln. Bergleute auf der Suche nach Gold und Silber drangen in die Rocky Mountains vor. Bauern, unter ihenen viele Einwanderer aus Deutschland und Skandinavien, siedelten in Minnesota und den Dakotas. Riesige Rinderherden grasten auf den Prärien von Texas und anderen westlichen Staaten. Sie wurden von Reitern (Cowboys) gehütet, die zu den am meisten gefeierten und verklärten Figuren in der amerikanischen Kultur wurden. Die meisten waren ehemalige Soldaten aus den Südstaaten oder ehemalige Sklaven. Beide Gruppen zogen nach der Niederlage des Südens in den Westen. Der Cowboy war Amerikas Held: er arbeitete viele Stunden in der Prärie für ein geringes Gehalt. Er war jedoch bei weiten nicht so gewalttätig wie er später in Filmen dargestellt wurde.

Die Siedler und die Armee der Vereinigten Staaten kämpften häufig gegen die Indianer, auf deren Land sich der Strom der weißen Siedler ergoß. Aber das Ausmaß des Blutvergießens ist übertrieben worden. Insgesamt wurden schätzungsweise 7000 Weiße und 5000 Indianer im Laufe des 19. Jahrhunderts umgebracht. Sehr viel mehr Indianer starben an Hunger und Krankheiten, die durch die Ausbreitung der Siedler nach Westen mitgebracht wurden. Weiße Männer zwangen die Indianer ihr Land zu verlassen und vernichteten fast alle Büffel, die Hauptquelle für Nahrung und Felle für die Stämme der großen Prärien.

Industrielles Wachstum
In dieser Zeit entwickelten sich die Vereinigten Staaten zur führenden Industriemacht der Welt, und gewitzte Geschäftsmänner erwarben großen Reichtum. Die erste transkontinentale Eisenbahnlinie wurde 1869 fertiggestellt. Zwischen 1860 und 1900 vergrößerte sich das gesamte Eisenbahnnetz von 5000 auf 322000 Kilometer, mehr als alle Linien in Europa zusammen. Um dieses Wachstum zu fördern, verteilte die Regierung Darlehen und kostenloses Land an westliche Eisenbahnlinien.

Auch die Erdölindustrie wuchs, dominiert von John D. Rockefellers gigantischer Standard Oil Company. Andrew Carnegie, der als armer schottischer Einwanderer nach Amerika gekommen war, baute ein riesiges Imperium von Stahlwerken und Eisenminen auf. Er verkaufte es 1901 für fast 500 tausend Millionen Dollar. Textilspinnereien vermehrten sich im Süden, und in und um Chicago entstanden Fabriken für die Fleischverarbeitung. Die Elektroindustrie entwickelte sich aufgrund einer Reihe von Erfindungen - dem Telefon, dem Phonograph, der Glühbirne, Kino, sowie dem Wechselstromgenerator und Transformator. In Chicago verwendete der Architekt Louis Sullivan eine Stahlgerüstkonstruktion, um einen besonders amerikanischen Beitrag zu Städten in der gesamten Welt zu leisten - das Hochhaus.

Uneingeschränktes Wirtschaftswachstum schaffte aber auch viele ernste Probleme. Einige Unternehmen wurden zu groß und mächtig. Die 1901 gegründete United States Steel Corporation war das weltweit größte Unternehmen, und produzierte 60 Prozent des nationalen Stahls. Um den Wettbewerb gering zu halten, stimmten Eisenbahnunternehmen Fusionen zu und standardisierten Verschiffungsraten. "Trusts" - riesige Zusammenschlüsse von Unternehmen - versuchten das Monopol in einigen Industriezweigen zu erlangen, besonders im Ölgeschäft.

Diese Riesenunternehmen konnten Produkte effizient herstellen und preiswert verkaufen, aber sie legten auch Preise fest und zerstörten kleinere Mitbewerber. Besonders Bauern beklagten sich, daß die Eisenbahnen hohe Preise für den Transport von Gütern verlangten. Die meisten Amerikaner bewunderten damals wie heute den Geschäftserfolg und glaubten an die freie Marktwirtschaft, aber sie waren auch der Meinung, daß die Macht der Monopol-Unternehmen eingeschränkt werden sollte, um das Individuum zu schützen.

Eine Lösung dieses Problems waren regierungsamtliche Vorschriften. So wurde 1887 die Interstate Commerce Commission zur Kontrolle der Eisenbahnpreise geschaffen. Der Sherman Antitrust Act von 1890 verbot Trusts, Fusionen und Geschäftsabsprachen. Zuerst waren diese Maßnahmen nicht sonderlich effektiv, aber sie begründeten das Prinzip, daß die Bundesregierung die Industrie für das gemeinsame Wohl der Menschen regulieren konnte.

Arbeiter, Einwanderer und Bauern
Die Industrialisierung brachte auch die Organisation der Arbeiter mit sich. Die 1882 gegründete American Federation of Labor, war eine Koalition verschiedener Facharbeitergewerkschaften. Sie betrieb keine Agitation für den Sozialismus stark, sondern für bessere Löhne und kürzere Arbeitsstunden. Um 1900 hatte der ungelernte Arbeiter im Durchschnitt eine 52-Stunden Woche und einen Wochenlohn von 9 Dollar. In den 1890er Jahren kam es aufgrund der Unzufriedenheit mit niedrigen Löhnen und die Gesundheit beeinträchtigenden Arbeitsbedingungen zu zahlreichen Arbeitsniederlegungen, - einige davon gewalttätig. Einige Arbeiter und Wachpersonal starben 1892 beim Streik im Carnegie Stahlwerk in Homestead, Pennsylvania. 1894 wurden Truppen der Armee nach Chicago entsandt um einen Eisenbahnerstreik zu beenden.

Viele Arbeiter in diesen neuen Industriezweigen waren Einwanderer. In den Jahren von 1865 bis 1910 kamen 25 Millionen Menschen in die Vereinigten Staaten. Viele ließen sich in bestimmten Stadtteilen in den amerikanischen Großstädten nieder. Auf Drängen von Arbeitern, die asiatische Immigranten wegen ihrer Bereitschaft, ungelernte Arbeit zu niedrigen Löhnen zu verrichten, fürchteten, verbot die Regierung 1882 den Zuzug von Chinesen. 1907 wurde der größte Teil der Japaner ausgeschlossen. Aber die meisten anderen Einwanderer konnten uneingeschränkt in das Land kommen. Sie begegneten jedoch oft Vorurteilen von im Land geborenen Amerikanern - die natürlich auch von Einwanderern abstammten. Dennoch, Amerika bot den Einwanderern größere Religionsfreiheit, politische Freiheit und mehr wirtschaftliche Möglichkeiten als ihre Heimatländer. Die erste Generation der Einwanderer lebte oft in Armut, aber bereits ihre Kinder und Enkel beherrschten die Sprache und hatten beruflichen Erfolg. In den Jahren zwischen der Gründung der ersten dauerhaften Siedlung Jamestown (1607) und 1992, nahmen die Vereinigten Staaten rund zwei Drittel aller weltweiten Migranten auf - insgesamt 50 Millionen Personen.

Für amerikanische Bauern war das späte 19. Jahrhundert eine schwierige Zeit. Die Preise für Nahrungsmittel sanken, und sie hatten die Kosten für die hohen Eisenbahnpreise, für hochverzinste Darlehen, hohe Steuern und Zölle auf Verbrauchsgüter zu tragen. Mehrere Vereinigungen auf nationaler Ebene wurden zur Verteidigung der Interessen der kleinen Bauern gegründet - die Grange (1867), die National Farmers' Alliance (1877) und die Populist Party in den 1890ern.

Expansion nach Übersee
Mit Ausnahme des Kaufes von Alaska von Rußland (1867) war die territoriale Expansion der Vereinigten Staaten 1848 abgeschlossen. Um 1890, als viele europäische Länder Kolonien erwarben, wurden in der amerikanischen Außenpolitik neue Stimmen laut, die sich vorwiegend am europäischen Vorgehen orientierten. Politiker, Zeitungsredakteure und evangelische Missionare erklärten, daß es die Verpflichtung der "angelsächsischen Rasse" sei, die Vorteile der westlichen Zivilisation den Einwohnern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas zu bringen.

Auf dem Höhepunkt dieser Epoche (1895) brach ein Aufstand gegen die spanische Kolonialherrschaft auf Kuba aus. Die spanische Armee trieb kubanische Zivilisten in Lager, wo bis zu 200000 Menschen an Krankheiten und Hunger starben. In den Vereinigten Staaten veröffentlichten Zeitungsbesitzer wie William Randolph Hearst und Joseph Pulitzer sensationslüsterne Berichte über die spanischen Vergehen und förderten die Stimmung in der Öffentlichkeit, daß die Vereinigten Staaten eingreifen und die Insel befreien sollten.

Die Vereinigten Staaten hatten inzwischen eine moderne Marine aufgebaut und im Januar 1898 wurde das Kriegsschiff Maine auf einen Besuch nach Havanna, Kuba, entsandt. Am 15. Februar sank die Maine nach einer mysteriösen Explosion im Hafen von Havanna. Es ist nach wie vor ungeklärt, was dieses Unglück verursacht hatte, aber zu jener Zeit waren die meisten Amerikaner davon überzeugt, daß die Spanier für den Untergang des Schiffes verantwortlich waren. Die Vereinigten Staaten verlangten, daß sich Spanien von Kuba zurückzog und begann, Freiwilligentruppen zu mobilisieren. Spanien erklärte daraufhin den Vereinigten Staaten den Krieg.

Amerikanische Truppen landeten auf Kuba, und die Marine der Vereinigten Staaten zerstörte zwei spanische Flotten. Im Juli beantragte die spanische Regierung Friedensverhandlungen. Die Vereinigten Staaten erhielten einen beachtlichen Teil des spanischen Reiches - Kuba, die Philippinen, Puerto Rico und Guam. Unabhängig von diesen Entwicklungen gliederten die Vereinigten Staaten auch Hawaii ihrem Staatsgebiet an.

Verglichen mit den Aktivitäten europäischer Staaten akquirierten die Vereinigten Staaten neue Gebiete nur während eines kurzen Zeitabschnittes und in kleinem Umfang. Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg rechtfertigten die Amerikaner ihr Vorgehen vor sich selbst mit dem Argument, daß sie Entwicklungsländern helfen würden, sich auf die Demokratie vorzubereiten. Aber konnten die Amerikaner Imperialisten sein? Sie waren schließlich selber einmal kolonialisiert gewesen und hatten sich gegen die Fremdherrschaft aufgelehnt. Das Grundprinzip der nationalen Selbstverwaltung war in die Unabhängigkeitserklärung aufgenommen worden. Auf den Philippinen bekämpften Rebellen, die einst den spanischen Kolonialismus bekämpft hatten, die amerikanischen Besatzungstruppen. Viele Intellektuelle, wie der Philosoph William James und der Präsident der Universität Harvard, Charles Eliot, prangerten das Vorgehen als einen Verrat der amerikanischen Ideale an.

Trotz der Kritik der Anti-Imperialisten waren die meisten Amerikaner der Meinung, daß der Konflikt mit Spanien gerechtfertigt gewesen war und waren erpicht darauf, die amerikanische Macht zu behaupten. Präsident Theodore Roosevelt schlug den Bau eines Kanals in Zentralamerika vor. 1903 wollte er der kolumbianischen Regierung ein Stück Land abkaufen, das heutige Panama. Als Kolumbien das Angebot ablehnte, brach in dem für den Bau des Kanals vorgesehenen Stück Land ein Aufstand aus. Roosevelt unterstützte ihn und erkannte die Unabhängigkeit der Region Panama rasch an. Nur wenige Tage später verkaufte Panama die Kanalzone an die Vereinigten Staaten. 1914 wurde der Panamakanal für den Verkehr eröffnet.

Die amerikanischen Truppen verließen Kuba im Jahr 1902, aber die neue Republik mußte den Vereinigten Staaten Marinestützpunkte zugestehen. Ferner war es Kuba bis 1934 verboten, Abkommen zu treffen, durch die die Insel in den Einflußbereich anderer Mächte kommen würde. 1907 erhielten die Philippinen erhielten eingeschränkte Selbstbestimmung; die vollständige Unabhängigkeit folgte 1946. 1953 wurde Puerto Rico eine selbstverwaltende Commonwealth innerhalb der Vereinigten Staaten und 1959 wurde Hawaii als 50. Bundesstaat in den Staatenverbund aufgenommen.

Fortschrittsbewegung
Zur selben Zeit als die Amerikaner nach Übersee gingen, richteten sie den Blick auch auf die sozialen Probleme zuhause. Obwohl die Wirtschaft wuchs und sich Wohlstand ausbreitete, lebte noch bis zu 50 % aller Industriearbeiter in Armut - viele davon Frauen und Kinder. New York, Boston, Chicago und San Francisco konnten nun beeindruckende Museen, Universitäten und öffentliche Bibliotheken vorweisen - aber auch überfüllte Slums. Vor 1900 folgte die Wirtschaft überwiegend dem Laissez-faire Prinzip - der Idee, daß die Regierung sich so wenig wie möglich einmischen sollte. Nach 1900 war die angesagte Ideologie die "Fortschrittlichkeit" (Progressivism) - eine Bewegung, die mit Hilfe der Regierung die Gesellschaft und das Individuum verändern wollte.

Sozialarbeiter besuchten nun die Slums, um Häuser einzurichten, in denen Gesundheitsdienste und Freizeitangebote für Arme angeboten wurden. Alkoholgegner forderten, den Verkauf von Alkohol zu verbieten - zum Teil um das Leid zu verhindern, das alkoholkranke Arbeiter ihren Frauen und Kindern antaten. In den Städten bekämpften Politiker Korruption, regulierten die öffentlichen Verkehrsmittel, bauten städtische Versorgungseinrichtungen und senkten die Steuern durch Verwaltungsreformen. Viele Staaten erließen Gesetze, durch die Kinderarbeit eingeschränkt, Arbeitszeit reduziert und Ausgleichszahlungen für Arbeiter eingeführt wurden. Frauen forderten mehr Rechte, und 1914 hatten mehrere Staaten ihnen das Wahlrecht gewährt.

Populäre Zeitschriften veröffentlichten sensationelle Artikel von sogenannten "Mudrakers", von recherchierenden Journalisten, die unlautere Geschäftspraktiken, Korruption in Regierungskreisen und Armut in den Städten offen legten. 1906 griff Upton Sinclair in seinem Buch "The Jungle" die fleischverarbeitende Industrie an. Leser der Mittelschicht waren entsetzt als sie erfuhren, was in ihrer Frühstückswurst enthalten war, und bald wurde ein Bundesgesetz zur Inspektion von Fleisch eingeführt. Der "Pure Food and Drug Act" von 1906 beschnitt den Verkauf von gepanschten Lebensmitteln und betrügerischen Medikamenten. Mit dem "Harrison Act" (1914) wurden erstmals effektive Kontrollen von Betäubungsmitteln durch den Bund eingeführt.

Präsident Theodore Roosevelt stärkte die Bundesgesetze im Eisenbahnwesen und setzte den "Sherman Antitrust Act" gegen mehrere große Unternehmen wie beispielsweise die Standard Oil Company durch. 1902 drohte Roosevelt, einen Streik in Kohlebergwerken durch den Einsatz von Truppen zu beenden. Sie sollten nicht gegen die Arbeiter, sondern gegen unkooperative Besitzer vorgehen. Dies war ein entscheidender Wendepunkt in der amerikanischen Industriepolitik: Die Regierung würde sich zukünftig bei Arbeitskonflikten nicht mehr automatisch auf die Seite des Managements stellen. Unter Roosevelt wurde auch der Naturschutz gefördert. Riesige Reserven an Wald, Kohle, Öl, Mineralien und Wasser wurden für zukünftige Generationen erhalten. Das Progressive Movement setzte sich hauptsächlich aus Wirtschaftswissenschaftlern, Soziologen, Facharbeitern und Personen aus dem Öffentlichen Dienst zusammen

Einige Amerikaner bevorzugten radikalere Ideologien. So trat die Socialist Party unter Eugene V. Debs für einen friedlichen, graduellen, demokratischen Übergang zu einer staatlichen Wirtschaft ein. Die Industrial Workers of the World riefen zu einem Generalstreik auf, mit dem sie die Regierung stürzen wollten. Die IWW hatten nie eine umfangreiche Anhängerschaft und existierten 1920 praktisch nicht mehr. Zwar wurden auf kommunaler Ebene einige Sozialisten gewählt, aber ihre Partei konnten in den Präsidentschaftswahlen nie mehr als sechs Prozent der Stimmen erreichen. Der Sozialismus fand in den Vereinigten Staaten zu keiner Zeit sonderlich großen Anklang, und Debatten über die Wirtschaft drehten sich um die Frage, ob und zu welchem Ausmaß die Regierung die freie Wirtschaft regulieren sollte.

Der 1912 zum Präsidenten gewählte Demokrat Woodrow Wilson war der Meinung, daß es Aufgabe der Regierung sei, kleinere Unternehmen gegen die großen Unternehmen zu schützen. Er führte die Einkommenssteuer ein, verstärkte die Anti-Trust-Gesetze und gründete die Federal Trade Commission, um unfaire Geschäftspraktiken zu kontrollieren. Mit dem "Federal Reserve Act" von 1913 wurde ein System von 12 regionalen Banken unter Regierungskontrolle eingerichtet, wodurch die öffentlichen Kontrolle des nationalen Kredits wurde. Wilson setzte zudem Gesetze gegen Kinderarbeit, für niedrig verzinste Darlehen an Bauern sowie den 8-Stunden-Tag für Eisenbahner in Kraft.

Krieg und Frieden
Als in Europa im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, setzte sich Wilson für strikte Neutralität in der Außenpolitik ein. Viele Amerikaner waren jedoch über die deutsche Invasion in Belgien entrüstet, und die Presse veröffentlichte Berichte (häufig übertrieben) über deutsche Verbrechen gegen belgische Zivilisten. Amerikaner gerieten ebenfalls in Wut als im Mai 1915 ein deutsches U-Boot das britische Kreuzfahrtschiff Lusitania versenkte und 128 Amerikaner starben. Im Januar 1917 erklärte Deutschland den uneingeschränkten U-Boot Krieg gegen alle Schiffe, einschließlich neutraler Handelsschiffe, die sich Alliierten Häfen näherten. Im Februar erfuhr Wilson, daß der deutsche Außenminister plante, im Falle eines Krieges zwischen Deutschland und den USA, eine Allianz mit Mexiko und Japan anzustreben. Mexiko sollte das Versprechen erhalten, daß es alle Ländereien, die es 1848 an die Amerikaner verloren hatte, zurück erhalten sollte. Inzwischen hatten die Amerikaner Munition und andere Güter in Höhe von Tausenden von Millionen Dollar, überwiegend auf Kredit, an die Alliierten geliefert.

Im April 1917 bat Wilson den Kongreß um eine Kriegserklärung - nicht nur um Deutschland zu besiegen, oder den U-Boot-Krieg zu beenden, sondern um "die Rechte und Freiheiten … aller Menschen überall" zu sichern. Für Wilson würde der Krieg ein großer Kreuzzug für Weltfrieden und nationale Selbstbestimmung sein. "Die Welt muß für die Demokratie sicher gemacht werden", erklärte Wilson, als die USA in den "Krieg zur Beendigung aller Kriege" eintrat.

Der Krieg zwang die USA, wie es in Britannien und Deutschland geschehen war, die Autorität der Bundesregierung auszuweiten. Sie hatte nun das Recht, die Eisenbahnen, kriegswichtige Industrien, Beziehungen zwischen Arbeitgebern und -nehmern und die Lebensmittelproduktion zu verwalten.

Bei Eintritt in den Krieg hatte die amerikanische Armee nur 200000 Soldaten. Millionen Männer wurden eingezogen und über den Ozean nach Europa verschifft. Es dauerte ein volles Jahr, bis die Vereinigten Staaten einen großen Beitrag zu den Kriegsanstrengungen der Alliierten beitragen konnten.

Im Frühjahr 1918 starteten die Deutschen, in der Hoffnung Paris zu erreichen bevor die amerikanische Armee einsatzbereit war, eine letzte, verzweifelte Offensive. Aber einige wenige amerikanische Divisionen konnten die Franzosen und Briten bei der Abwehr des Angriffs unterstützen. Im Herbst war die Lage für Deutschland hoffnungslos und seine Armeen zogen sich angesichts der amerikanischen Aufrüstung zurück.

Im Januar 1918 legte Wilson mit dem "Vierzehn-Punkte-Plan"seine Kriegsziele dar. Er forderte unter anderem eine offene Diplomatie, Freiheit der Meere, freien internationalen Handel, Abrüstung und eine gerechte Beilegung kolonialer Streitigkeiten. Die Grenzen in Europa würden, so seine Vorstellung, neu gezogen werden und jede Volksgruppe würde einen unabhängigen Staat erhalten. Zum Schutz des Friedens würde eine Weltorganisation der Nationen eingerichtet. Wilson hoffte durch das Angebot nachsichtiger Voraussetzungen für einen Frieden, die Deutschen davon überzeugen zu können, die Kampfhandlungen einzustellen. Im Oktober ersuchte Deutschland um Frieden und am 11. November wurde der Waffenstillstand erklärt.

1919 reiste Wilson nach Europa, um einen Friedensvertrag auszuhandeln. Er wurde von der Bevölkerung in den alliierten Hauptstädten begeistert empfangen, aber die Begeisterung ließ nach, als die Verhandlungen in Versailles begannen. Trotz Wilsons Protest legten die Alliierten den Deutschen vernichtende Reparationszahlungen auf und teilten seine Kolonien unter sich auf. Wilson gelang es zwar, den Völkerbund (League of Nations) zu gründen, aber viele Amerikaner befürchteten, daß eine solche Weltorganisation die Vereinigten Staaten zukünftig in einen weiteren Krieg hineinziehen würde. Eine Gruppe republikanischer Senatoren knüpfte Bedingungen an den Versailler Vertrag. Sie würden den Völkerbund nur akzeptieren solange der amerikanische Kongress, nicht der Völkerbund, die Kontrolle über die amerikanischen Streitkräfte behalten würde. Britannien und Frankreich hatten keine Einwände, doch Wilson weigerte sich, den Vertrag abzuändern. Der Präsident und der Kongreß kamen zu keiner Einigung. Die Vereinigten Staaten haben daraufhin weder den Versailler Vertrag ratifiziert, noch haben sie sich dem Völkerbund angeschlossen.

Isolation und Wohlstand
Die Mehrheit der Amerikaner bedauerte nicht, daß der Vertrag nicht unterzeichnet wurde. Sie waren aufgrund der Ergebnisse des Krieges desillusioniert. Nach 1920 wandte die USA sich ihren eigenen Angelegenheiten zu und zog sich aus den europäischen zurück.

Zur gleichen Zeit wurden Amerikaner zunehmend mißtrauisch und ablehnend gegenüber Fremden in ihrer Mitte. 1919 wurde durch eine Reihe terroristischer Bombenanschläge die sogenannte "Red Scare" ausgelöst. Unter der Leitung von Generalbundesanwalt General A. Mitchell Palmer wurden politische Treffen gestürmt, Verhaftungen vorgenommen und mehrere hundert im Ausland geborene politische Radikale - Anarchisten, Sozialisten und Kommunisten - deportiert, obwohl die meisten sich keines Vergehens schuldig gemacht hatten.

1921 hatte der Kongreß Einwanderungsbestimmungen erlassen. Diese wurden 1924 und 1929 verschärft und bevorzugten Einwanderer aus Britannien, Irland, Skandinavien und Deutschland - "Angelsachsen" und Personen "nordischer Abstammung". Kleinere Quoten gab es für Europäer aus dem östlichen und südlichen Europa. Asiaten durften nicht einwandern. 1920 stellte die Republikanische Partei Warren G. Harding als Präsidentschaftskandidat auf. Der Politiker hatte einen niedrigen Ausbildungsstand und versprach den Wählern eine Rückkehr zur "Normalität". Er gewann mit großem Vorsprung. Nach Jahren der Reformen, hohen Steuern, Krieg und internationalen Verstrickungen wählte die Mehrheit der Amerikaner einen Kandidaten, der die alten amerikanischen Werte zu verkörpern schien.

Aber die 1920er waren alles andere als normal. Es war ein außergewöhnliches und widersprüchliches Jahrzehnt, in dem Hedonismus und Unkonventionelles neben puritanischem Konservatismus existierte. Es war das Zeitalter der Prohibition: 1920 wurden alle alkoholischen Getränke durch einen Verfassungzusatz verboten. Aber die Verbote wurden fröhlich in Tausenden von "speakeasis" (illegale Kneipen) umgangen, und Gangster wurden durch den Verkauf illegaler Getränke ungeheuer reich. Der Ku Klux Klan, der 1915 wiederbelebt worden war, gewann Millionen Anhänger und terrorisierte Afro-Amerikaner, Katholiken, Juden und Einwanderer. Zugleich blühte die afro-Amerikanische Literatur auf - die "Harlem Renaissance" - und Jazz drang in das Bewußtsein vieler weißer Amerikaner ein, einschließlich des Komponisten George Gershwin. 1928 trat mit dem Demokraten Alfred E. Smith der erste Präsidentschaftskandidat römisch-katholischen Glaubens an. In den Amtszeiten von Präsident Harding und dem "Playboy Bürgermeister" von New York, James J. Walk, gab es Korruption in großem Ausmaß.

1927 versetzte Charles Lindbergh die Nation in Erregung, als er den ersten nonstop Flug von New York nach Paris durchführte. In einem Zeitalter des Materialismus und der Desillusionierung bestätigte der bescheidene junge Flieger die Wichtigkeit individuellen Heldentums.

Die Gegensätze des Jahrzehnts zeigen sich in dem 1925 durchgeführten sogenannten "monkey trial".Im Rahmen dieses Verfahrens wurde John T. Scopes zur Last gelegt, daß er in den öffentlichen Schulen von Tennessee die Evolutionstheorie von Darwin unterrichtet hatte. William Jennings Bryan half der Anklage, indem er in einem letzten großen Kreuzzug die in der Bibel geschilderte Erschaffung des Menschen als wahr bestätigte. Scopes wurde von Clarence Darrow, einem bekannten Anwalt und Agnostiker verteidigt. Er machte Bryans Fundamentalismus in der Öffentlichkeit lächerlich. Das Verfahren wurde in der ganzen Nation aufmerksam verfolgt, denn es umfaßte die große kulturelle Spaltung der 1920er - das Aufeinandertreffen von modernen Ideen und traditionellen Werten.

Präsident Warren, der Verfechter der Normalität, bewährte sich, indem er gegen die Verfolgung politischer Radikaler vorging. Sein Außenminister Charles Evans Hughes organisierte die Washington Konferenz (1921), während der die führenden Nationen der Welt einen Plan zur Abrüstung der Seestreitkräfte ausarbeiteten und sich auf die Anerkennung der Unabhängigkeit Chinas einigten.

Hardings Nachfolger, Calvin Coolidge, war kein Mann großer Worte. Seine Zurückhaltung verdeckte einen scharfsinnigen Intellekt: Er wußte, daß Schweigen ein geeignetes Mittel war, um Personen einzuschüchtert, die politische Vorteile erlangen wollten. Genügsam, puritanisch und absolut ehrlich war Coolidge ein ungeheuerlich beliebter Präsident. Er glaubte, daß "das Hauptgeschäft der amerikanischen Bevölkerung das Geschäftemachen ist" - und daß die Regierung sich nicht in Privatunternehmen einmischen sollte.

Für Unternehmen waren die 1920er Jahre goldene Jahre des Wohlstands. Die Vereinigten Staaten waren nun eine Gesellschaft von Konsumenten, mit einem expandierenden Markt für Radios, Haushaltsgeräte, synthetische Textilien und Plastikartikel. Einer der am meisten bewunderten Personen des Jahrzehnts war Henry Ford, der das Fließband in die Autoproduktion einführte. Durch den Bau des T Models, einem einfachen Auto, das sich Millionen von Käufern leisten konnten, konnte Ford hohe Gehälter zahlen und dennoche einen großen Profit machen. Für einen Moment erschien es, als ob Amerika das ewige Problem der Produktion und Verteilung von Wohlstand gelöst hätte.

Es gab jedoch auch fatale Mängel im Wohlstand der 1920er. Die Überproduktion von Lebensmitteln führten zu einem Rückgang der Preise, und die Bauern litten. Arbeiter in der Industrie verdienten höhere Löhne, aber sie hatten immer noch nicht genügend Kaufkraft, um weiterhin die Unmengen an Gütern, die in den Fabriken hergestellt wurden zu kaufen. Mit steigenden Profiten und niedrigen Zinsen gab es sehr viel Geld für Investitionen, aber viel Kapital wurde in waghalsige Unternehmen gesteckt. Tausende Millionen Dollar wurden in den Aktienmarkt investiert, und frenetisches Steigern hob die Preise der Aktien über ihren Wert hinaus. Viele Investoren kauften Aktien "on margin", d.h. sie liehen sich Geld von ihren Börsenmaklern, um bis zu 90% des Kaufpreises abzudecken. Solange der Markt expandierte konnten Spekulanten über Nacht reich werden, aber sobald die Preise fielen konnten sie ebenso schnell in den Ruin getrieben werden. Die Seifenblase diese zerbrechlichen Wohlstands platzte 1929, gefolgt von einer weltweiten Wirtschaftkrise. 1932 sah sich Amerika mit der schlimmsten ökonomischen Kriese der modernen Zeit konfrontiert. Dieser Zusammenbruch wiederum führte zu einer der grundlegendsten Veränderung in der Geschichte der amerikanischen Sozial- und Wirtschaftspolitik.

 
Quelle: Übersetzung IIP Publication About the United States: History: 1865 to 1929.
 
 
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Updated: April 2004