Navigationsleiste U.S. Diplomatic Mission to Germany About the USA Sitemap Suche

e-journal

The U.S. in 2005 - Who We Are Today


Das sich verändernde Erscheinungsbild
der Vereinigten Staaten

Von Audrey Singer


Die Autorin beschäftigt sich mit den Veränderungen der Zusammensetzung der amerikanischen Gesellschaft in Bezug auf Rasse und Ethnie und stellt einige Überlegungen zur zukünftigen Vielfalt des Landes an. 1970 konnte man die Vereinigten Staaten bezüglich der Rassenzugehörigkeit im Grunde in Schwarz und Weiß einteilen. In den letzten drei Jahrzehnten wurde die Vielfalt des Landes allerdings durch Einwanderer aus Asien, Lateinamerika, Afrika und der Karibik bereichert. Folglich definieren sich die Bürger der Vereinigten Staaten zunehmend als vielen Rassen zugehörig. Die Regierung sammelt im Rahmen ihres Engagements für die Durchsetzung von Gesetzen, die Diskriminierung verbieten und Gleichberechtigung sowie Chancengleichheit garantieren weiterhin Daten auf der Grundlage der Rassen- oder Volkszugehörigkeit. "Ein guter Grund für Optimismus", bemerkt die Autorin abschließend, "ist die amerikanische Tradition der Eingliederung verschiedener Gruppen in eine Gesellschaft und eine Nation."

English

"... wir brauchen keine Ermutigung: während der Grundsatz oder der Vorteil der [Einwanderung] in einer Gruppe (ich meine die Niederlassung der Zuwanderer als Gruppe) in Frage gestellt werden mag, weil so die mitgebrachte Sprache, Bräuche und Prinzipien (gut oder schlecht) beibehalten werden. Durch eine Vermischung mit unseren Bürgern assimilieren sie oder ihre Nachkommen sich mit unseren Bräuchen, Maßnahmen und Gesetzen: kurz gesagt, sie werden bald ein Volk."
- George Washington in einem Brief an John Adams, 15. November 1794


Die Frage, wer sich einem Land zugehörig fühlt, spielt seit der Gründung der Vereinigten Staaten vor mehr als 225 Jahren eine zentrale Rolle in der Geschichte der Nation. Zeitgenössische Debatten über Einwanderungszahlen und Grad der Assimilierung knüpfen an die früheren Überlegungen George Washingtons an. Allerdings wurde die heutige Diskussion darüber, wer sich dem Land zugehörig fühlt und wie sich Zuwanderer anpassen sollten, mehrmals von aufeinander folgenden Immigrationswellen beeinflusst, während derer das nationale Selbstbild sich anpassen und Neuankömmlinge verschiedener Herkunft bei der Neueinstellung mit einbeziehen musste. So haben es die Vereinigten Staaten irgendwie geschafft, grundverschiedene Menschen gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich zusammen zu bringen und es dem Einzelnen gleichzeitig zu ermöglichen, seiner Identität auf die gewünschte Weise Ausdruck zu verleihen. Einwanderung scheint im nationalen Bewusstsein sowohl die Vorstellung zu stärken als auch herauszufordern, dass die Vereinigten Staaten ein Ort sind, dem jeder sich zugehörig fühlen kann.

Allerdings verändern Geschwindigkeit und Vielfalt der Immigration in der heutigen Zeit die Zusammensetzung der Vereinigten Staaten in Bezug auf Rasse und Ethnie rapide. Wieder einmal ruft die Zuwanderung Ängste über eine geteiltes Amerika hervor. Könnten die Terroranschläge vom 11. September 2001, die Folgen des Irakkriegs und wirtschaftliche Bedenken zu einer Aushöhlung der Empfänglichkeit der Öffentlichkeit für Einwanderer führen? Oder werden die Vereinigten Staaten neue Wellen unterschiedlicher Einwanderer weiterhin als Chance begreifen und die Herausforderungen bewältigen?

Eine weitere Komplikation für die Beziehungen zwischen den Gruppen ist die Tatsache, dass die heutige Einwanderung auf den historischen Schichten der Besiedelung der Vereinigten Staaten stattfindet. Insbesondere die Vermächtnisse von Sklaverei und Eroberung sind wichtige Bestandteile der heutigen Bevölkerungsvielfalt in den Vereinigten Staaten. Diskriminierung, Rassismus und daraus resultierende Ungleichheiten sind die beunruhigenden Folgen, wenn derartige historischen Prozesse eine schlechte Wendung nehmen.

Die heutigen Einwanderer stellen die Dehnbarkeit der gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Struktur der Vereinigten Staaten zusätzlich auf die Probe. Die Einwanderungszahlen wurden in den Vereinigten zwar immer reguliert, allerdings wurde nur wenig zur unmittelbaren Unterstützung der Einwanderer nach ihrer Einreise getan. Die Bundesregierung bietet der Mehrheit der Einwanderer beispielsweise keine Sprachkurse oder Ausbildungsprogramme an. Die Annahme ist, dass die Immigranten ihren Weg mithilfe von Familie und Freunden finden werden. Wer mehr Hilfe benötigt, kann sich an Nachbarschaftsgruppen oder religiöse Organisationen wenden. In gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht stellt die Anpassung an ein vielfältiges, sich immer weiter entwickelndes Amerika allerdings eine Herausforderung für Neuankömmlinge und langjährige Einwohner gleichermaßen dar.

Wie hat die Einwanderung im 20. Jahrhundert die Zusammensetzung der amerikanischen Gesellschaft in Bezug auf Rasse und Ethnie verändert? In diesem Aufsatz werden die aktuellen Veränderungen dieser Zusammensetzung untersucht und die Zukunft der Vielfalt in den Vereinigten Staaten betrachtet.

HERKUNFTSLÄNDER DER EINWANDERER


Das Amerika des 21. Jahrhunderts wird in demografischer Hinsicht unweigerlich anders aussehen als das Amerika des 20. Jahrhunderts. Die Volkszählung 2000 zeigt bereits, dass die Vereinigten Staaten eine größere Vielfalt von Rassen, Kulturen und Sprachen aufweisen als je zuvor. Vor 30 Jahren noch konnte man die meisten Amerikaner relativ leicht in die Kategorien weiß oder schwarz einteilen. Heute wird das nationale Bild zunehmend durch Menschen asiatischer und lateinamerikanischer Herkunft sowie Angehörige mehrerer Rassen bereichert. Hohe Einwanderungsraten, Mischehen zwischen den Gruppen und die daraus resultierenden Nachkommen sowie bedeutende Veränderungen der Methodik der US-Regierung bei der Erhebung von Informationen über ihre Einwohner tragen zu den zunehmenden Veränderungen der letzten Jahrzehnte bei.

Abbildung 1 zeigt die Geschichte der Einwanderung in die Vereinigten Staaten im 20. Jahrhundert. Ende des 20. Jahrhunderts hatte sich die Zahl von 10,3 Millionen Einwanderer zu Beginn des Jahrhunderts verdreifacht. Allerdings ist es wichtig zu bedenken, dass die Bevölkerung im Jahr 1900 einen höheren Anteil an im Ausland geborenen Einwohnern umfasste (fast 14 Prozent) als im Jahr 2000 (11,1 Prozent).

Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, nahm die Einwanderung in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ständig zu, Ende der dreißiger Jahre, während der Weltwirtschaftskrise, nahm sie dann langsam ab. Eine restriktive Einwanderungspolitik während des Zweiten Weltkriegs hielt die Einwanderungszahlen in den nächsten vier Jahrzehnten niedrig. Diese niedrigeren Einwanderungszahlen im Zusammenhang mit höheren Fertilitätsraten der Amerikaner und die folgenden geburtenreichen Jahrgänge spiegeln sich in den verhältnismäßig geringen Zuwandererzahlen 1950, 1960 und 1970 wieder. Mit dem Einwanderungs- und Staatsangehörigkeitsgesetz (Immigration and Nationality Act) von 1965 wurden allerdings frühere Quoten in Bezug auf das Herkunftsland abgeschafft, wodurch die Immigration aus anderen Regionen als Europa ermöglicht wurde. In den achtziger und neunziger Jahren herrschte ein Immigrationsboom: Der Anteil der im Ausland Geborenen an der US-Bevölkerung verdoppelte sich in den folgenden 20 Jahren und stieg von 14,1 Millionen auf 31,1 Millionen.

Abbildung 1: Im Ausland geborene Einwohner und prozentualer Anteil an der Gesamtbevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika: 1900-200O

Abbildung 1: Im Ausland geborene Einwohner und prozentualer Anteil an der Gesamtbevölkerung der USA

key 1I
m Ausland geborene Einwohner (in Millionen)
key2
Prozentualer Anteil an der Gesamtbevölkerung

Quelle: Profile of the Foreign-Born Population in the United States: 1997, Current Population Reports, Special Studies Seite 23-195, Abbildung 1-1; US-Bundesbehörde zur Durchführung von Volkszählungen, Volkszählung 2000

Ebenso bedeutend wie die Veränderungen bei den Einwanderungszahlen sind womöglich die Veränderungen bei den Herkunftsländern der Einwanderer. In den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts kamen etwa 85 Prozent der 14,5 Millionen Einwanderer in die Vereinigten Staaten aus Europa, insbesondere Süd- und Osteuropa. Das steht in krassem Gegensatz zu den 14,9 Millionen Zuwanderern in den letzten zwei Jahrzehnten, während der fast der gleiche Prozentsatz aus Ländern in Asien, Lateinamerika, der Karibik und Afrika kam.

Der gesellschaftliche Konflikt, den wir heute aufgrund der Veränderung bei den Herkunftsländern der Einwanderer mit anderen ethnischen Wurzeln, Sprachen, Religionen und politischen Traditionen als die Mehrheit der amerikanischen Gesellschaft sehen, ist vergleichbar mit den Gegebenheiten in den Jahrzehnten Anfang des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurden viele Süd- und Osteuropäer aufgrund der sichtbaren Unterschiede mit ebenso viel Vorsicht betrachtet wie einige der heutigen Immigranten.

EIN MAß FÜR RASSEN- UND VOLKSZUGEHÖRIGKEIT

Es ist schwierig, das amerikanische Mosaik aus Rasse und Ethnie zu erfassen. Ein Grund hierfür ist, dass fast jede Volkszählung in den Vereinigten Staaten der vergangenen 200 Jahre Daten in Bezug auf die Rassenzugehörigkeit anders erhob als die vorige. Die Kategorien haben sich im Laufe der Zeit verändert und spiegelten Änderungen der Teilhabe an politischer Macht und der Repräsentation wider. Eine weitere Komplikation war der Aufbau des Formblatts bei der Volkszählung im Jahr 2000.

Bei der Volkszählung 2000 konnten sich die Befragten zum ersten Mal als Angehörige von mehr als einer Rasse bezeichnen (siehe Abbildung 2). Die Frage nach der Rasse bestand aus sechs Hauptkategorien: weiß oder kaukasisch; schwarz, afroamerikanisch oder negrid; Ureinwohner Amerikas oder Alaskas, asiatisch, von Hawaii oder einer anderen pazifischen Insel stammend; und "andere Rassenzugehörigkeit". Durch die Möglichkeit der Mehrfachnennung wurden die Kombinationsmöglichkeiten auf 63 erweitert.

Zweitens stellte die US-Bundesbehörde zur Durchführung von Volkszählungen (U.S. Bureau of the Census) getrennte Fragen zu Rasse und hispanischer/lateinamerikanischer Volkszugehörigkeit. Deshalb nannten die Befragten zusätzlich zur Frage, ob sie sich als Hispanier betrachten, bei der separaten Frage nach der Rasse eine oder mehrere Kategorien als Antwort. Die Bezeichnung "hispanisch" entstand in den Vereinigten Staaten in den siebziger Jahren als Verwaltungsbegriff für die Bezeichnung spanischsprachiger Einwohner lateinamerikanischer Herkunft. Die Volkszählungsbehörde griff die Bezeichnung rechtzeitig vor der Volkszählung 1980 auf. Allerdings wurden sowohl vor als auch nach der Volkszählung andere Bezeichnungen verwandt, einschließlich des Begriffs "latino", der jetzt synonym mit dem Begriff "hispanisch" verwandt wird. Durch Hinzufügen der Parameter hispanisch/latino in der Kategorie Rasse ergeben sich nunmehr 126 Kombinationsmöglichkeiten.

Eingedenk dieser methodologischen Probleme zeigt Tabelle 1 die Veränderungen der Zusammensetzung der Gesellschaft nach Rasse und Ethnie in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, indem die Kategorie schwarz, weiß sowie eine dritte verglichen werden, in der alle "anderen" Rassen in einer Gruppe zusammengefasst sind. (Für die Jahre 1970 bis 1990 bezieht sich "andere" auf Personen, die sich nicht als weiß oder schwarz bezeichneten, also Asiaten, amerikanische Ureinwohner oder Angehörige einer "anderen Rasse". Für das Jahr 2000 fiel in diese Kategorie auch jeder, der mehr als eine Rasse nannte.)

Amerikanisches Original: Gleichberechtigung

Martin Luther King

Im Einsatz von gewaltfreiem zivilen Ungehorsam von Indiens Mahatma Ghandi inspiriert, führte Reverend Martin Luther King, Jr. (1929 - 1968) die amerikanische Bürgerrechtsbewegung an, um rechtliche und institutionelle Schranken für Afroamerikaner und andere Minderheitengruppen abzubauen. Zwischen 1957 und 1968 reiste King mehr als sechs Millionen Meilen, hielt mehr als 2.500 Reden, leitete zahlreiche Protestmärsche und wurde laut der Nobel-Stiftung, die ihm 1964 den Friedensnobelpreis verlieh, mehr als 20 Mal verhaftet. Der Preis wurde ihm ein Jahr nach dem von ihm geführten Marsch nach Washington verliehen, wo er vor einer Menge von 250.000 Menschen seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass "eines Tages die Söhne der früheren Sklaven und die Söhne der früheren Sklavenhalter zusammensitzen an einem Tisch der Brüderlichkeit...dass ... meine vier kleinen Kinder in einem Volk leben werden, in dem man sie nicht nach der Farbe ihrer Haut, sondern nach ihrem Charakter behandeln wird." King wurde 1968 von einem Attentäter getötet, der danach festgenommen und zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde.

Wie 1970 bezeichneten sich 99 Prozent allerAmerikaner als entweder weiß oder schwarz. Dreißig Jahre später war dieser Prozentsatz auf 87 Prozent gesunken, der Anteil der weißen Bevölkerung sank von 87,4 Prozent 1970 auf 75,1 Prozent im Jahr 2000, und der Anteil der Schwarzen an der Bevölkerung stieg im gleichen Zeitraum von 11,1 auf 12,3 Prozent. Diese Veränderung bei der weißen Bevölkerung wurde durch den Anstieg des Prozentsatzes "anderer" Bevölkerungsgruppen ausgeglichen, von 1,4 Prozent 1970 auf 12,5 Prozent im Jahr 2000.

Ein wichtigerer Gesichtspunkt ist die Verzehnfachung der Anzahl der Kinder, die 2000 weder als schwarz noch als weiß bezeichnet wurden – ein Hinweis auf größere Vielfalt in der Zukunft. Im Jahr 2000 lag die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder weder als schwarz noch als weiß bezeichnet wurden, eineinhalb Mal über der von Erwachsenen. Dies spiegelt die Zunahme des Nachwuchses aus Mischehen und die relativ hohen Geburtenraten einiger Immigrantengruppen wider. Ebenso war die Wahrscheinlichkeit höher, dass Kinder bei der Volkszählung 2000 als Angehörige mehrerer Rassen bezeichnet wurden (aufgrund von Mehrfachnennungen in der Kategorie Rasse, höchstwahrscheinlich durch einen Elternteil) - vier Prozent verglichen mit zwei Prozent bei den Erwachsenen. Während diese Kinder erwachsen werden, werden sich in den Vereinigten Staaten wahrscheinlich mit zunehmender sozialer Akzeptanz immer mehr Menschen mehreren Rassen zugehörig fühlen, da die Kinder der aktuellen Kohorte eigene Kinder haben werden, die sich dann möglicherweise ebenfalls mehreren Rassen zugehörig fühlen.

2003 machte die Volkszählungsbehörde Schlagzeilen, als sie ankündigte, dass die Zahl der Hispanier in den Vereinigten Staaten nun die der Schwarzen übersteige. Aufgrund höherer Immigrations- und Geburtenraten wird die Kurve der hispanischen Bevölkerung wahrscheinlich weiter schneller ansteigen als die der Afroamerikaner. Die hispanische Bevölkerung tauchte 1980 zum ersten Mal mit 6,4 Prozent in den Daten auf (vorher wurden die Daten für diese Gruppe nicht separat erhoben). Die Prozentzahl stieg 2000 auf 12,5 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Zudem ist die "Kluft der Vielfalt" in einzelnen amerikanischen Bundesstaaten mit schnell wachsenden Einwandererzahlen offensichtlich. Minderheiten machen bereits mehr als die Hälfte der unter 18-Jährigen in Arizona, Kalifornien, Hawaii, Neu-Mexiko und Texas sowie in bestimmten Stadtgebieten mit hohen Einwanderungsraten aus. Es überrascht nicht, dass sich Städte mit sehr hohen Einwanderungszahlen im Laufe des Jahrhunderts verlagerten – von Städten im Nordosten und im Mittelwesten wie Philadelphia, Buffalo und St. Louis zu Städten im Süden und Westen wie Los Angeles, Miami und Houston. Zudem fand die Niederlassung in beliebten städtischen Gegenden zunehmend in den Vororten statt. In einigen Städten wie Atlanta (Georgia) und Washington fand der jüngste rasche Zuwachs an Einwanderern fast ausschließlich außerhalb der Innenstadt statt. Die Volkszählung 2000 zeigt, dass die signifikant zunehmende Vielfalt der Rassen und Ethnien in den letzten zehn Jahren auf den Geburtenzuwachs sowohl Einheimischer als auch im Ausland Geborener zurückzuführen ist; der Anteil der Nichtweißen stieg von 19 auf 27 Prozent der Bevölkerung in den Vororten.

Tabelle 1: Amerikanische Bevölkerung nach Rasse und Alter,
1970 – 2000

Cha

Quelle: Census of Population 1980, Characteristics of the Population, Band 1, Kapitel B, Teil 1.; Census of Population and Housing, 1960: Summary Tape File 3 auf CD-ROM; Census 2000 Summary File 1.
a In den Jahren 1970, 1980 und 1990 bezieht sich "Andere" auf Personen, die in der Kategorie "Rasse" weder "Schwarz" noch "Weiß" angekreuzt haben,
wie etwa Indianer, Inuiten oder Aleuten, Asiaten, von einer pazifischen Insel Stammende und andere Rassen.
Im Jahr 2000 bezieht sich "Andere" auf Ureinwohner Amerikas oder aus Alaska stammend, asiatisch, von Hawaii stammend und andere Rassen.
In der Volksbefragung 2000 konnten die befragten Personen zudem mehr als eine Rasse ankreuzen. Diese Personen erscheinen unter der Kategorie "Andere".
b "Kinder" bezieht sich auf Personen zwischen 0 und 17 Jahren.
c "Erwachsene bezieht sich auf Personen, die 18 Jahre und älter sind.
d Hispanische oder lateinamerikanische Ethnizität wird in der Befragung als separate Kategorie außerhalb der Kategorie "Rasse" angesehen.
Hispanier können eine beliebige Rasse haben; deswegen sind die Kategorien "Rasse" und "hispanische Abstammung" voneinander unabhängig.
e Unterschied zwischen 1980 und 2000

WESSEN RASSENZUGEHÖRIGKEIT?

Die Einwanderer kommen mit einer Identität in die Vereinigten Staaten, die möglicherweise nichts mit den Bundesstandards für die Einstufung nach Rasse zu tun hat. Einige statistische Kategorien sind sehr weit gefasst. Asiatisch bezieht sich beispielsweise auf Menschen aus dem Fernen Osten, Südostasien und dem indischen Subkontinent. Es schließt Menschen, die sich bei der Volkszählung 2000 als asiatisch-indisch, chinesisch, filipino, koreanisch, japanisch, vietnamesisch oder "andere Asiaten" bezeichneten oder die Einträge wie burmesisch, Hmong, pakistanisch oder thailändisch vornahmen, ein. Wie Lateinamerikaner identifizieren sich Asiaten mehr mit ihren Landsleuten als mit der umfassenden geografischen Kategorisierung "asiatisch" der Bundesregierung.

Wer kann US-Staatsangehöriger werden

Mit nur sehr wenigen Ausnahmen erhält die amerikanische Staatsangehörigkeit, wer in den Vereinigten Staaten geboren ist, unabhängig von der ethnischen Herkunft oder der Staatsangehörigkeit oder Herkunft der Eltern. Damit unterscheiden sich die Vereinigten Staaten von anderen Ländern, in denen die Staatsangehörigkeit nicht automatisch durch die Geburt im Staatsgebiet verliehen wird.

Das amerikanische Einbürgerungsverfahren ist seit Gründung der Nation von offener Akzeptanz geprägt, auch wenn Gesetze und Verordnungen im Laufe der Jahre geändert wurden. Vor 1866 wurde der Status einer Person in Bezug auf die Staatsangehörigkeit nicht in der Verfassung definiert oder durch ein Bundesgesetz festgelegt. Allerdings galt die gewohnheitsrechtliche Regel des jus soli (Bodenrecht), nach dem im Allgemeinen jede in den Vereinigten Staaten geborene Person mit der Geburt die amerikanische Staatsbürgerschaft erhält. Das Bürgerrechtsgesetz vom 9. April 1866, das zwei Jahre später als 14. Verfassungszusatz ratifiziert wurde, formalisierte dieses Verfahren, indem festgelegt wurde, dass "alle in den Vereinigten Staaten geborenen oder eingebürgerten Personen, die der Rechtssprechung der Vereinigten Staaten unterliegen, amerikanische Staatsangehörige sind."

Der Grundsatz des jus soli ist bis heute in Kraft. Bestimmte in den Vereinigten Staaten geborene Personen, wie die Kinder ausländischer Staatsoberhäupter oder ausländischer Diplomaten, erhalten die amerikanische Staatsangehörigkeit nicht im Rahmen des jus soli. Gewisse außerhalb der Vereinigten Staaten geborene Personen sind wegen ihrer Eltern gemäß des Grundsatzes des jus sanguinis amerikanische Staatsangehörige. Der Grundsatz des jus sanguinis legt fest, dass ein Kind die Staatsangehörigkeit des Landes erhält, dessen Staatsangehörige auch seine Eltern sind.

Außer des Erwerbs der amerikanischen Staatsangehörigkeit durch Geburt gibt es auch den Erwerb durch Einbürgerung. Um eingebürgert zu werden, muss die Person normalerweise Inhaber einer Daueraufenthaltsgenehmigung sein und bereits eine bestimmte Anzahl von Jahren in den Vereinigten Staaten gelebt haben. Die Gesetze und Verordnungen über den Erwerb der amerikanischen Staatsbürgerschaft sind komplex. Eine US-Botschaft oder ein Konsulat in ihrer Nähe können auf Wunsch weitere Informationen zur Verfügung stellen. Der Kongress der Vereinigten Staaten hat die Befugnis, Gesetze zur Staatsangehörigkeit zu erlassen.


Angesichts der Starrheit der Kategorie Rasse und der Veränderlichkeit der Selbsteinstufung in Bezug auf Rasse und Ethnie überrascht es nicht, dass sich viele Menschen gegen die Klassifizierung der Volkszählung wehren. Bei Abschluss der Volkszählung von 1990 widersetzten sich eine halbe Million Menschen der Anweisung, nur eine Rasse anzukreuzen und kreuzten stattdessen zwei oder mehr an. Dies führte dazu, dass die Bundesbehörde für die Durchführung von Volkszählungen im Jahr 2000 Mehrfachnennungen zuließ. Es ist einfach eine Tatsache, dass viele Menschen – insbesondere jene, die als Erwachsene in die Vereinigten Staaten einreisen oder Nachkommen aus Mischehen – sich in Bezug auf die Rasse nicht in eine Hand voll Kategorien einordnen wollen.

Warum behält die Regierung die Erhebung dieser Daten bei, obwohl es allgemein Übereinstimmung gibt, dass Rasse und Ethnie gesellschaftlich und individuell definiert werden sollten? Der Hauptgrund ist, dass die Rasse weiterhin eine große Rolle bei der Chancengleichheit spielt, die in vielen Bereichen der amerikanischen Gesellschaft existiert. Es gibt große Unterschiede in Bezug auf Rassenzugehörigkeit, was wirtschaftliche, beschäftigungspolitische, gesellschaftliche und gesundheitspolitische Entwicklungen angeht, und das Interesse der Regierung an der Erhebung der Daten trägt zur Dokumentierung dieser Entwicklungen bei. Für Gesetze, politische Maßnahmen und Programme, die Diskriminierung aufgrund von Rassenzugehörigkeit verhindern sollen – wie beispielsweise das Bürgerrechtsgesetz (Civil Rights Act) und Gesetze gegen Hassverbrechen – sind solche Daten unerlässlich.

DIE ZUKUNFT DER VIELFALT


Wenn sich die Vereinigten Staaten entschieden, sämtliche Zuwanderung ab heute zu unterbinden, nähme die Vielfalt der Rassen und Ethnien trotzdem noch über viele Generationen zu. Warum? Aufgrund von zwei wichtigen Entwicklungen: mehrere Jahrzehnte hoher Einwanderungszahlen und die Bereitschaft der Amerikaner, Rasse und Ethnie bei der Partnerwahl außer Acht zu lassen. Während ersteres viel Aufmerksamkeit erfährt, ist das zweite selten ein Thema in der Öffentlichkeit, obwohl die Zahl der Mischehen in den letzten 30 Jahren exponentiell anstieg.

Die Zweiteilung zwischen schwarz und weiß hat sich in den Vereinigten Staaten sicherlich verändert, aber wie werden die neueren Gruppen in die amerikanische Gesellschaft eingegliedert? Wie werden die Einwanderer aus Mexiko, der Dominikanischen Republik, Vietnam und Indien die Einteilung in Rasse und Ethnie neu definieren, die um die Begriffe schwarz und weiß entstanden ist? Werden die Gräben immer tiefer oder wird die jetzige Generation von Kindern, die eine sehr viel größere Vielfalt auszeichnet als ihre Eltern, mit dem Erwachsenwerden eng geknüpfte soziale Verbindungen schaffen?

Ein guter Grund für Optimismus ist die amerikanische Tradition der Eingliederung verschiedener Gruppen in eine Gesellschaft und eine Nation. Zuwanderer waren unabhängig von ihrer Herkunft großenteils erfolgreich beim Erklimmen der gesellschaftlichen und Karriereleiter. Diese Entwicklung sollte fortgesetzt werden.

Audrey Singer ist Fellow für Einwanderung des Metropolitan Policy Program der Brooking Institution. Zuvor war sie bei Carnegie Endowment for International Peace und Mitglied des Lehrkörpers der Fakultät für Demografie der Georgetown University. Singer hat ausführlich über die Entwicklung der Einwanderung in die Vereinigten Staaten, über undokumentierte Migration und die sich verändernde rassische und ethnische Zusammensetzung der amerikanischen Gesellschaft geschrieben, darunter das vor kurzem veröffentlichte The Rise of New Immigrant Gateways.

Originaltext: The Changing Face of America; The United States in 2005: Who We Are Today

 

 
HINWEIS
Verweise dieses Servers auf bestimmte Produkte oder Dienste stellen keine Unterstützung der US-Regierung für das Produkt oder dessen Produzenten bzw. Anbieter dar. Ansichten und Meinungen, die in den Verweisdokumenten geäußert werden, entsprechend nicht zwingend denen der US-Regierung und spiegeln diese auch nicht wider.
U.S. Diplomatic Mission to Germany /Public Affairs/ Information Resource Centers