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US Siegel

Trennung von Kirche und Staat
Religionsfreiheit


Bereits zu Beginn ihrer Geschichte wiesen die Amerikaner das Konzept etablierter oder von der Regierung geförderter Religion zurück, welches in so vielen europäischen Ländern vorherrschte und zur ihrer Spaltung führte. Die Trennung von Kirche und Staat wurde im ersten Zusatz zur Verfassung der Vereinigten Staaten bestimmt. Ein Auszug hieraus lautet: Der Kongress darf kein Gesetz erlassen, das die Einführung einer Staatsreligion zum Gegenstand hat, oder die freie Religionsausübung verbietet..."

Der erste Verfassungszusatz scheint eindeutig, aber manchmal ist es sogar für amerikanische Verfassungsgelehrte schwierig, eine klare Linie zwischen Staat und Religion in den Vereinigten Staaten zu ziehen. Schüler an öffentlichen Schulen dürfen im Schulalltag nicht öffentlich beten, Sitzungen des Kongresses jedoch beginnen normalerweise mit dem Gebet eines Pfarrers. Städte dürfen auf öffentlichen Plätzen keine Weihnachtskrippe aufstellen, aber der Satz "Wir vertrauen auf Gott" ist auf US-Banknoten und Münzen gedruckt, und Gelder, die an religiöse Institutionen gespendet werden, können vom zu versteuernden Einkommen abgesetzt werden. Studenten, die an konfessionellen Colleges studieren, haben ebenso wie andere Studenten Anspruch auf Darlehen des Bundes, aber ihre jüngeren Geschwister erhalten keine Bundesmittel speziell für den Besuch von konfessionellen Grund- oder Sekundarschulen.

Vielleicht wird es niemals gelingen, diese scheinbaren Widersprüche zu beseitigen. Sie ergeben sich im Grunde aus einer Spannung, die vom ersten Verfassungszusatz selbst geschaffen wird, da er dem Kongress sowohl verbietet, eine Staatsreligion zu bestimmen als auch, sich in religiöse Angelegenheiten einzumischen. Der Versuch, diesen beiden Diktaten Genüge zu leisten, ist eine der heikelsten Aufgaben amerikanischer Beamter.

DIE AUSLEGUNG DES ERSTEN VERFASSUNGSZUSATZES

Eine der ersten dauerhaften Siedlungen in den späteren nordamerikanischen Kolonien wurde von den englischen Puritanern gegründet. Diese Calvinisten waren in ihrer Heimat, wo die Church of England gegründet wurde, Außenseiter. Die Puritaner ließen sich in Massachusetts nieder, wo ihre Zahl zunahm und sie Wohlstand schafften. Sie betrachteten ihren Erfolg als Zeichen, dass Gott zufrieden mit ihnen war, und gingen davon aus, dass jene, die mit ihren religiösen Vorstellungen nicht übereinstimmten, nicht toleriert werden sollten.

Als Roger Williams, ein Mitglied der Kolonie, von den Anführern hinausgedrängt wurde, weil er anderer Meinung war als die Geistlichen, gründete er eine eigene Kolonie - später der Staat Rhode Island – in der jeder Religionsfreiheit genoss. Zwei weitere Staaten wurden ebenfalls als Zufluchtsorte für Menschen gegründet, die aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen verfolgt wurden: Maryland als Zuflucht für Katholiken und Pennsylvania für die Gesellschaft der Freunde (Quäker), eine protestantische Gruppierung, deren Mitglieder sich dem einfachen Leben und dem Pazifismus verpflichteten.

Auch nach der Verabschiedung der Verfassung 1787 und der Bill of Rights (dem Grundrechtekatalog, der auch den ersten Verfassungszusatz beinhaltet) 1791 hatte der Protestantismus in einigen Staaten weiterhin einen bevorzugten Status. Massachusetts beispielsweise trennte Kirche und Staat erst 1833 vollständig. (Der erste Verfassungszusatz findet nur auf Bundesebene Anwendung, nicht auf Ebene der Bundesstaaten.) Der 14. Verfassungszusatz, der 1868 verabschiedet wurde, verbietet es den Bundesstaaten, "irgend jemandem ohne ordentliches Gerichtsverfahren nach Recht und Gesetz Leben, Freiheit oder Eigentum [zu] nehmen". Diese Klausel wurde dahingehend interpretiert, dass die Bundesstaaten die in der Bill of Rights garantierten Rechte – einschließlich der Religionsfreiheit – schützen müssen.

Im 20. Jahrhundert erreichten die Beziehungen zwischen Kirche und Staat ein neues Konfliktstadium – zwischen Bürgerpflichten und persönlicher Gewissensfreiheit. Die groben Umrisse eines Umgangs mit diesem Konflikt nahmen in einer Reihe von Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs Gestalt an.

Die vielleicht bemerkenswerteste dieser Entscheidungen erging im Fall West Virginia State Board of Education gegen Barnette (1943). Die Klage ging aus der Weigerung einer Reihe von Mitgliedern der Zeugen Jehovas hervor, in der Schule die amerikanische Flagge zu grüßen, wie es das Gesetz des Bundesstaates vorschrieb. Weil ihr Glaube derartige Loyalitätsbekundungen verbietet, so argumentierten die Zeugen Jehovas, würden sie durch den Flaggengruß gezwungen, gegen ihr Gewissen zu handeln. Drei Jahre zuvor hatte der Oberste Gerichtshof ein fast identisches Gesetz bestätigt – eine Entscheidung, die scharf kritisiert wurde. In dem Fall aus dem Jahr 1943 verwarf das Gericht gewissermaßen seine eigene Entscheidung, indem es sich auf eine andere Klausel des ersten Verfassungszusatzes berief, die die Redefreiheit garantiert. Der Flaggengruß wurde als Form der Rede eingeordnet, die der Staat von den Bürgern nicht erzwingen kann.

Seitdem hat der Supreme Court für bestimmte Religionsgruppen weitere Ausnahmen von Gesetzen herausgearbeitet. Die Unterscheidung zwischen Angelegenheiten des persönlichen Gewissens und Handlungen, die eine negative Auswirkung auf andere Menschen haben, bleibt jedoch weiter bestehen. Demzufolge wurden Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (Mormonen) im 19. Jahrhundert aufgrund der Ausübung von Polygamie inhaftiert (die Mormonenkirche zog darauf ihre Billigung der Polygamie zurück). In jüngerer Zeit wurden Eltern, die medizinische Hilfe für ihre kranken Kinder ablehnten, die deshalb starben, wegen strafbarer Fahrlässigkeit verurteilt, obwohl ihre religiöse Überzeugung die Ablehnung der Behandlung vorschrieb, weil der Glaube eine Heilung bewirken würde.

PROTESTANTEN – LIBERAL UND KONSERVATIV

Die Amerikaner wurden von vielen Wellen religiöser Begeisterung mitgerissen. In den Vierzigerjahren des 18. Jahrhunderts einte das so genannte Große Erwachen mehrere protestantische Konfessionen in dem Bestreben, das Gefühl der Selbstzufriedenheit zu überwinden, unter dem die organisierte Religion litt. Ein zweites Großes Erwachen erfasste Neuengland Anfang des 19. Jahrhunderts.

Allerdings standen nicht alle Geistlichen in Neuengland diesem Ruf nach Erneuerung positiv gegenüber. Einige hatten die kalvinistische Idee der Vorherbestimmung aufgegeben, nach der Gott jene, die gerettet werden – "die Auserwählten" – bereits bestimmt hat, sodass es für die Menschen keine Möglichkeit gibt, ihr Schicksal durch gute Taten oder mit anderen Mitteln zu beeinflussen. Einige Pastoren predigten, dass alle Menschen einen freien Willen haben und gerettet werden können. Andere vertraten noch liberalere Einstellungen und gaben viele traditionelle christliche Überzeugungen auf. Sie wurden von der Idee des Fortschritts beeinflusst, die die Vereinigten Staaten allgemein erfasst hatte. So wie die Wissenschaft unser Verständnis der natürlichen Welt veränderte, so sollte ihres Erachtens die Logik eine Neubewertung der religiösen Lehre anstoßen.

Der liberale amerikanische Protestantismus des 19. Jahrhunderts wurde von ähnlichen Tendenzen in Europa begleitet, wo Gelehrte die Bibel neu lasen und interpretierten. Sie stellten die Richtigkeit biblischer Wunder und traditioneller Vorstellungen über die Autoren der biblischen Bücher infrage. Außerdem galt es, sich mit der Evolutionstheorie von Charles Darwin auseinanderzusetzen. Wenn menschliche Wesen von anderen Tieren abstammen – und zu dieser Überzeugung gelangten die meisten Wissenschaftler – dann konnte die Geschichte von Adam und Eva, den ersten biblischen Eltern, nicht wortwörtlich stimmen.

Was die Protestanten des 19. Jahrhunderts von denen des 20. Jahrhunderts unterschied, war der Optimismus bezüglich der menschlichen Fähigkeit sich zu verbessern. Einige der ersten Priester waren der Meinung, die Kirche könne den Fortschritt beschleunigen, indem sie versucht, die Gesellschaft zu reformieren. Im Geiste der Evangelien begannen sie ihre Arbeit für die Armen in der Stadt. Die heutigen liberalen Geistlichen – nicht lediglich Protestanten, sondern auch Katholiken – sind vielleicht weniger überzeugt, dass der Fortschritt unausweichlich ist, aber viele setzen ihre Bemühungen für die Armen fort, indem sie Unterkünfte für Obdachlose anbieten, Essen für Arme ausgeben, Kindertagesstätten betreiben oder sich bei gesellschaftlichen Themen zu Wort melden. Viele sind in der ökumenischen Bewegung aktiv, deren Ziel die Wiedervereinigung der Christen in einer Kirche ist.

Während liberale Protestanten eine Lockerung der Lehre anstrebten, glaubten die Konservativen, dass Abweichungen von der wörtlichen Auslegung der Bibel ungerechtfertigt seien. Ihr Zweig des Protestantismus wird aufgrund ihres enthusiastischen Eintritts für die Evangelien des Neuen Testaments oft "evangelikal" genannt.

Evangelikale Christen favorisieren eine leidenschaftliche Ausübung von Religion unter Mitwirkung der Gläubigen, und ihre Gottesdienste sind oft emotionsgeladen, mit gemeinsamem Gesang und dramatischen Predigten, die temperamentvolle Reaktionen der Gemeinde hervorrufen. Insbesondere der Süden der Vereinigten Staaten wurde zur Bastion dieser "altertümlichen Religion", und die konservativen Baptisten sind in dieser Region sehr einflussreich. In den letzen Jahrzehnten haben einige Priester begonnen, als "Teleevangelisten" für ein großes Publikum im Fernsehen zu predigen.

1925 nahm der Konflikt zwischen konservativem Glauben und moderner Wissenschaft in Form des Gerichtsverfahrens im Fall Scopes in Tennessee Gestalt an. John Scopes, ein Biologielehrer an der High School, wurde wegen Verstoßes gegen ein Gesetz des Bundesstaates angeklagt, welches den Unterricht von Evolutionstheorie an öffentlichen Schulen verbot. Scopes wurde nach einem sensationellen Verfahren für schuldig erklärt, in dem der beste Strafverteidiger der Zeit, Clarence Darrow, sowie der bekannte Populist und ehemalige Präsidentschaftskandidat William Jennings Bryan für die Staatsanwaltschaft auftraten.

Seitdem urteilte der Supreme Court, dass Gesetze, die den Evolutionsunterricht verbieten, gegen den 1. Verfassungszusatz und das Verbot einer Staatsreligion verstoßen. Daraufhin änderte der Bundesstaat Louisiana seine Vorgehensweise. Der Evolutionsunterricht wurde untersagt, wenn nicht auch die biblische Lehre der Schöpfung als Alternative angeboten wurde. Auch dies erklärte das Oberste Gericht als Begründung einer Staatsreligion für ungültig.

Trotz der klaren Urteile des Supreme Court werden diese und ähnliche Themen, bei denen sich Verstand und Glauben gegenüberstehen, weiterhin kontrovers diskutiert. Konservative Gläubige argumentieren, dass die Unterweisung in Evolution den menschlichen Intellekt über die Offenbarung stellt und damit antireligiös ist. Sogar einige Intellektuelle, die ansonsten als Liberale gelten könnten, haben argumentiert, dass die Medien und andere amerikanische Institutionen ein Klima befördern, dass die organisierte Religion gering achtet, wenn nicht sogar lächerlich macht. Inzwischen hat die Tendenz, Religion und Religionsunterricht sowie religiöse Praktiken aus den öffentlichen Schulen zu entfernen dazu geführt, dass einige Eltern ihre Kinder an konfessionelle Schulen schicken und andere sie zu Hause unterrichten.

KATHOLIKEN UND KONFESSIONSGEBUNDENE SCHULEN

Bis zum Bürgerkrieg waren eine Million irische Katholiken in die Vereinigten Staaten eingewandert. In einem vorwiegend protestantischen Land waren sie und andere Katholiken Vorurteilen ausgesetzt. Noch in den Sechzigerjahren waren einige Amerikaner gegen den katholischen Präsidentschaftskandidaten John F. Kennedy, weil er, sollte er gewählt werden, angeblich den Weisungen des Papstes Folge leisten würde. Kennedy sprach das Thema direkt an und versprach, ein amerikanischer Präsident zu sein, und folglich trug seine Wahl viel dazu bei, in den Vereinigten Staaten Vorurteile gegen Katholiken abzubauen.

Obwohl Katholiken nie der Zugang zu öffentlichen Schulen oder Krankenhäusern verwehrt wurde, begannen sie im 19. Jahrhundert, ihre eigenen Institutionen aufzubauen, die anerkannten Maßstäben gerecht wurden und gleichzeitig die Grundsätze des katholischen Glaubens und katholische Moralvorstellungen wahrten. Katholiken sind jedoch nicht verpflichtet, kirchliche Institutionen zu besuchen. Viele Katholiken besuchen öffentliche Schulen und säkulare Colleges. Aber viele Katholiken werden auch immer noch an katholischen Schulen ausgebildet – ebenso wie eine zunehmende Zahl von Nichtkatholiken, deren Eltern die Disziplin und die Qualität des Unterrichts an der Schule schätzen.

Die Katholiken erkannten früh, dass sie, wie auch andere Religionen, durch die Trennung von Kirche und Staat in der Ausübung ihres Glaubens geschützt werden. Aber mit den steigenden Kosten für ein separates Bildungssystem begannen die Katholiken eine Anwendung dieses Prinzips infrage zu stellen. Katholische Eltern argumentierten, dass sie mit ihren Steuern öffentliche Schulen unterstützen, der Regierung aber Geld sparen, da sie ihre Kinder an private Schulen schicken, für die sie Schulgeld zahlen. Sie suchten nach Möglichkeiten, öffentliche Mittel zu erhalten, um ihre Bildungsausgaben zu bestreiten. Eltern, deren Kinder andere, nicht notwendigerweise konfessionelle Schulen besuchen, unterstützten diese Bestrebungen.

Die gesetzgebenden Körperschaften reagierten positiv, aber der Supreme Court erklärte die meisten Bemühungen zur Unterstützung konfessionsgebundener Schulen als verfassungswidrig. Zu viele "Verstrickungen" zwischen Kirche und Staat, so der Oberste Gerichtshof, verstießen gegen das Verbot des 1. Verfassungszusatzes, eine Staatsreligion zu begründen. Versuche, die Trennung von Kirche und Staat durch eine Verfassungsänderung aufzuweichen, waren erfolglos.

LAND VIELER GLAUBENSRICHTUNGEN

Ebenso wie Katholiken stellten auch Juden in den ersten Jahren der amerikanischen Republik eine kleine Minderheit dar. Bis Ende des 19. Jahrhunderts stammten die meisten Juden in den Vereinigten Staaten aus Deutschland. Viele von Ihnen waren Teil der Reformbewegung, einem liberalen Zweig des Judaismus, der viele Anpassungen an das moderne Leben vorgenommen hatte. Antisemitismus oder Vorurteile gegenüber Juden waren vor dem Bürgerkrieg kein großes Problem. Aber als Juden begannen, in großen Zahlen nach Amerika einzuwandern, trat Antisemitismus auf. Juden aus Russland und Polen, die als orthodoxe Juden die Traditionen und Ernährungsvorschriften des Judaismus befolgten, lebten ihrer Ankunft in den Vereinigten Staaten in separaten Stadtbezirken.

Üblicherweise besuchten jüdische Kinder öffentliche Schulen und erhielten in besonderen hebräischen Schulen Religionsunterricht. Die Kinder jüdischer Einwanderer ergriffen schnell akademische Berufe und studierten an amerikanischen Universitäten, wo viele zu führenden Intellektuellen wurden. Viele befolgten weiterhin die Regeln ihrer Religion, während andere sich weiterhin als ethnische Juden fühlten, aber eine säkulare, nichtreligiöse Einstellung entwickelten.

Um Vorurteile und Diskriminierung zu bekämpfen, gründeten Juden die Antidiffamierungsliga B'nai Brith, die eine wichtige Rolle dabei spielte, Amerikaner über die Ungerechtigkeit von Vorurteilen aufzuklären und ihnen die Rechte nicht nur von Juden, sondern aller Minderheiten bewusst zu machen.

In den Fünfzigerjahren hatte sich ein Dreiglaubensmodell etabliert: Amerikaner wurden in drei grundsätzliche Glaubensrichtungen eingeteilt – protestantisch, katholisch und jüdisch. Die Reihenfolge spiegelt die zahlenmäßige Stärke jeder Gruppe wieder. In der Volkszählung 1990 wurden 140 Millionen Protestanten aller Konfessionen, 62 Millionen Katholiken und fünf Millionen Juden gezählt.

Heute ist dieses Modell überholt. Der Islam hat in den Vereinigten Staaten ebenfalls fünf Millionen Anhänger, viele davon sind Afroamerikaner, die zum Islam übergetreten sind. Es wird geschätzt, dass die Zahl der Moscheen in den Vereinigten Staaten – die heute etwa 1.200 beträgt – sich in den letzten 15 Jahren verdoppelt hat. Buddhismus und Hinduismus nehmen mit der Zahl der Einwanderer aus Ländern zu, in denen dies die vorherrschenden Glaubensrichtungen sind. In vielen Fällen haben Kirchen in der Innenstadt, deren Gemeinde in die Vororte gezogen ist, ihre Gebäude an Buddhisten verkauft, die sie ihren religiösen Praktiken gemäß umgestaltet haben.

PRINZIPIEN DER TOLERANZ

Die Vereinigten Staaten haben sich als fruchtbarer Boden für neue Religionen erwiesen. Die Mormonen und die Christlichen Wissenschaftler sind vielleicht die am besten bekannten Glaubensrichtungen, die auf amerikanischem Boden entstanden sind. Aufgrund ihrer Tradition der Nichteinmischung in religiöse Angelegenheiten sind die Vereinigten Staaten auch eine angenehme Heimat für viele kleine Sekten aus dem Ausland. Die Amischen beispielsweise sind Nachfahren deutscher Zuwanderer, die hauptsächlich in Pennsylvania und benachbarten Bundesstaaten ansässig sind, ein einfaches Leben leben, einfache Kleidung tragen und moderne Technologie schon seit Generationen ablehnen.

Einige kleine Gruppen werden als religiöse Kulte betrachtet, weil sie extreme Überzeugungen vertreten und dazu tendieren, eine Gründungsfigur zu glorifizieren. Solange Kulte und ihre Mitglieder die Gesetze befolgen, werden sie normalerweise nicht behelligt. Religiöse Vorurteile sind in den Vereinigten Staaten selten, und konfessionsübergreifende Treffen sowie Zusammenarbeit zwischen den Glaubensrichtungen sind an der Tagesordnung.

Der kontroverseste Aspekt der Religion in den Vereinigten Staaten heute ist wahrscheinlich ihre Rolle in der Politik. In den letzten Jahrzehnten sind einige Amerikaner zu der Überzeugung gelangt, dass die Trennung von Kirche und Staat zu Ungunsten der Religion ausgelegt wird. Konservative Gläubige und Fundamentalisten haben sich zu einer mächtigen politischen Bewegung zusammengetan, die als die christliche Rechte (Christian right) bekannt ist. Zu ihren Zielen zählt es, Entscheidungen des Supreme Court, die Abtreibung erlauben oder Gebete an öffentlichen Schulen verbieten, per Gesetz oder Verfassungsänderung zu kippen. Ralph Reed, ehemaliger Geschäftsführer der Christian Coalition, schätzt, dass ein Drittel der Delegierten des Parteitags der Republikaner 1996 Mitglieder seiner oder ähnlicher konservativer christlicher Gruppen waren, ein Hinweis auf die zunehmende politische Einflussnahme der Religion auf die Politik.

Während einige Gruppen ihre religiösen Überzeugungen offen zur Schau stellen, ist die Religion für die meisten Amerikaner eine persönliche Angelegenheit, die normalerweise nicht im täglichen Gespräch erwähnt wird. Die große Mehrheit übt ihren Glauben still so aus, wie sie es für richtig hält – als Mitglieder einer der traditionellen religiösen Konfessionen, als Mitglieder nichtkonfessionsgebundener Gemeinden oder als Einzelpersonen, die keiner organisierten Gruppe angehören. Wie die Amerikaner ihren Glauben auch ausüben, sie sind auf jeden Fall religiös. Neun von zehn Amerikanern bekennen sich zu einer Glaubensrichtung und etwa 70 Prozent sind Mitglied einer Religionsgemeinschaft.

 

Originaltext: "Portrait of America:: Separating Church and State" aus der Broschüre "Portrait of the USA", die vom Büro für internationale Informationsprogramme des US-Außenministeriums herausgegeben wurde. (erschienen im Amerika Dienst, 7. August 2006)

 

 
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Aktualisiert: September 2006