Navigationsleiste U.S. Diplomatic Mission to GermanyAbout the USASitemapSuche

US Siegel

 

 

Ausblick auf den NATO-Gipfel in Prag
Präsident George W. Bush

Prag, 20. November 2002.

English

Nachfolgend veröffentlichen wir die unwesentlich gekürzte Rede von Präsident George W. Bush vor dem Atlantic Student Summit in Prag vom 20. November 2002.

Vielen Dank Ihnen allen für diesen herzlichen Empfang. Es ist eine Ehre, hier in Prag zu sein, einer der Heimstätten europäischer Geschichte und Kultur und der Schauplatz von so viel Mut im Dienste der Freiheit. Ich weiß, dass es nach den jüngsten Überschwemmungen für die Bürger der Tschechischen Republik nicht nur sehr schwierig war, die Schäden zu beseitigen, sondern auch Gastgeber dieser wichtigen Zusammenkunft zu sein. Daher möchte ich im Namen der amerikanischen Delegation und aller anwesenden Amerikaner meinen Dank für die fantastische Gastfreundschaft zum Ausdruck bringen, die uns hier zuteil wird. Wir danken dem tschechischen Volk und seiner Regierung für die harte Arbeit, diesen Gipfel zu einem erfolgreichen Gipfel werden zu lassen, und wir wünschen Ihnen alles Gute.

Dwight Eisenhower sagte über Radio Free Europe und Radio Liberty: "Die einfachste und klarste Charta der Welt ist die, die Sie haben, die Wahrheit zu sagen." Mehr als 50 Jahre lang wurde diese Charta treu befolgt, und es ist die Wahrheit, die diesen Kontinent frei macht.

Dieser morgen beginnende NATO-Gipfel ist der erste, der in einer Hauptstadt des Warschauer Pakts stattfindet. Die Tage des Warschauer Pakts scheinen in weiter Ferne zu liegen, jedenfalls muss Ihnen das so vorkommen, denn schließlich endete der Warschauer Pakt, als Sie noch Kinder waren. Es war eine dunkle und ferne Zeit. Die darauf folgenden Jahre haben große Herausforderungen und Hoffnungen für alle Länder dieses Kontinents mit sich gebracht. Wir werden morgen in Prag an einem entscheidenden und historischen Zeitpunkt angekommen sein. Denn morgen werden wir neue Mitglieder einladen, sich unserem Bündnis anzuschließen. Es ist ein kühne Entscheidung, die Freiheit von Millionen Menschen zu garantieren.

Bei dem Gipfel werden wir die bedeutsamsten Reformen der NATO seit 1949 durchführen - Reformen, die unser Bündnis in die Lage versetzen werden, den neuen Gefahren effektiv zu begegnen. In den vor uns liegenden Jahren werden alle europäischen Nationen ihren Platz im Weltgeschehen bestimmen. Sie werden globale Verantwortung übernehmen oder sich entscheiden, isoliert von den Herausforderungen unserer Zeit zu leben.

Was die Vereinigten Staaten angeht, haben wir unsere Entscheidung getroffen. Wir sind entschlossen, auf den Weltfrieden hinzuarbeiten und verpflichten uns zu einer engen und dauerhaften Partnerschaft mit den europäischen Nationen. Die Beziehungen zum Atlantische Bündnis zählen zu den wichtigsten der Vereinigten Staaten in der Welt. Wir sind Europa historisch und durch die gemeinsam gekämpften und gewonnenen Freiheitskriege verbunden. Uns verbinden weitreichende Handelsbeziehungen. Und die Vereinigten Staaten sind Europa durch tiefe Überzeugungen unserer gemeinsamen Kultur verbunden: unserem Glauben an die Würde jeglichen Lebens und unserer Überzeugung, dass die Macht des Gewissens Geschichte schreiben kann.

Diese Stadt und Plätze in der ganzen Tschechischen Republik stehen für das, was Jan Hus sagte: "Steht in der erkannten Wahrheit, die alles besiegt und ihre Kraft bis in die Ewigkeit behält." Dieses Ideal hat die Tschechische Republik mit Leben erfüllt und ist auch der von mir geführten Republik gemein.

Die Vereinigten Staaten sind der Überzeugung, dass ein starkes, zuversichtliches Europa gut für die Welt ist. Wir begrüßen die wirtschaftliche Integration Europas. Wir sind der Überzeugung, dass Integration den Wohlstand auf beiden Seiten des Atlantik vermehren wird. Wir begrüßen ein demokratisches Russland als Teil dieses neuen Europa, denn ein freies und friedliches Europa wird zur Sicherheit dieses Kontinents beitragen. Wir begrüßen die wachsende Einheit Europas im Hinblick auf Handel, Währung und militärische Zusammenarbeit, die eine lange Zeit der Rivalität und Gewalt beendet. Dieser durch Nazismus und Kommunismus verwundete Kontinent wird zum ersten Mal friedlich, sicher und demokratisch. Jetzt, da die Länder Europas in Freiheit vereint sind, werden sie einander nicht länger bekämpfen und Krieg in den Rest der Welt tragen.

Weil die Vereinigten Staaten ein stärker vereintes Europa unterstützen, unterstützen sie auch nachdrücklich die Erweiterung der NATO - jetzt und in Zukunft. Jede europäische Demokratie, die eine NATO-Mitgliedschaft anstrebt und bereit ist, im Rahmen der NATO Verantwortung zu übernehmen, sollte in unserem Bündnis willkommen sein. Die NATO-Erweiterung ist für alle gut, die sich uns anschließen. Die an eine Mitgliedschaft geknüpften Anforderungen sind hoch und bestärken die harte Arbeit an politischen, wirtschaftlichen und militärischen Reformen.

Neue oder alte Mitgliedsländer der NATO wissen, dass jeder, der sie zum Feind wählt, alle anderen ebenfalls zum Feind hat. Niemals mehr wird ein Land angesichts einer Aggression alleine dastehen.

Eine erweiterte NATO ist auch gut für Russland. Ende der Woche werde ich St. Petersburg besuchen und meinem Freund Wladimir Putin und dem russischen Volk sagen, dass die Sicherheit und Stabilität der Länder an Russlands Westgrenzen auch für sie von Vorteil sind. Russland braucht keine Schutzzone, es braucht friedliche und wohlhabende Nachbarn, die auch Freunde sind. Wir brauchen ein starkes und demokratisches Russland als Freund und Partner, um den neuen Herausforderungen des nächsten Jahrhunderts zu begegnen.

Durch den NATO-Russland-Rat müssen wir unsere Zusammenarbeit mit Russland um unser aller Sicherheit willen ausweiten. Die NATO-Erweiterung hat für das Bündnis selbst viele Vorteile. Jedes neue Mitglied hat militärische Fähigkeiten, die zu unserer gemeinsamen Sicherheit beitragen. Wir können dies bereits in Afghanistan beobachten, denn Truppen aus Rumänien, Bulgarien, Estland, Litauen, der Slowakischen Republik und anderen Ländern haben sich den 16 NATO-Verbündeten im Kampf gegen den globalen Terror angeschlossen.

Jedes neue Mitglied unseres Bündnisses trägt seinen ganz eigenen Charakter bei. Morgen wird die NATO größer werden. Morgen wird die Seele Europas stärker werden. Die kürzlich der NATO beigetretenen Mitglieder sowie die neu hinzukommenden machen den Zweck unseres Bündnisses deutlicher, denn sie haben die Lektionen des vergangenen Jahrhunderts verstanden. Wer lebhafte Erinnerungen an die Tyrannei hat, weiß den Wert der Freiheit zu schätzen. Wer den Kampf zwischen Gut und Böse erlebt hat, wird nie mehr eine neutrale Haltung dazu einnehmen. Die Tschechen und Slowaken haben durch die herben Erfahrungen im Jahr 1938 gelernt, dass größere Gefahren folgen, wenn große Demokratien versäumen, Gefahren zu begegnen. Die Völker der baltischen Staaten haben gelernt, dass Aggression, die große Demokratien durchgehen lassen, Millionen Menschen ihrer Freiheit und ihres Lebens beraubt.

In Mittel- und Osteuropa haben der Mut und die moralische Vision von Gefangenen, Exilanten, Priestern und Schriftstellern zum Sturz von Tyrannen geführt. Dieser Geist trägt diese Nationen nun durch schwierige Reformprozesse. Dieser Geist ist in den Gremien eines neuen Europa vonnöten.

Unser NATO-Bündnis steht vor ganz anderen Gefahren als jenen, zu deren Bekämpfung es gegründet wurde. Die Notwendigkeit einer kollektiven Verteidigung war jedoch nie dringlicher. Die Sowjetunion gibt es nicht mehr, aber die Freiheit hat immer noch Feinde. Wir werden von Terrorismus bedroht, der auf dem Nährboden gescheiterter Staaten gedeiht und in unseren eigenen Städten gegenwärtig ist. Wir werden durch die Verbreitung chemischer, biologischer und nuklearer Waffen bedroht, die von geächteten Regimes hergestellt und entweder durch Raketen oder Terrorzellen eingesetzt werden können. Für Terroristen und Terrorstaaten ist jede freie Nation - jede frei Nation - ein potenzielles Ziel, einschließlich der freien Länder Europas.

Wir machen bei diesem ersten Krieg des 21. Jahrhunderts Fortschritte. Heute haben sich über 90 Nationen in einer globalen Koalition zur Bekämpfung des Terrors zusammengeschlossen. Wir tauschen nachrichtendienstliche Erkenntnisse aus. Wir frieren die Vermögenswerte von Terrorgruppen ein. Wir verfolgen die Terroristen, wo immer sie ihre Pläne schmieden und ihre Ausbildungslager haben. Und wir finden sie und stellen sie vor Gericht - einen nach dem anderen.

Heute schließt sich die Welt auch zusammen, um sich der einzigartigen und drängenden irakischen Bedrohung zu stellen. Einem Diktator, der Massenvernichtungswaffen gegen sein eigenes Volk eingesetzt hat, darf die Herstellung oder der Besitz dieser Waffen nicht erlaubt werden. Wir werden nicht zulassen, dass Saddam Hussein freiheitsliebende Nationen erpresst und/oder terrorisiert.

Letzte Woche hat Saddam Hussein den Waffeninspektionen zugestimmt. Wir haben diese Zusagen schon früher gehört und gesehen, wie sie immer wieder gebrochen wurden. Wir fordern jetzt eine Ende dieser Täuschungs-, Verleugnungs- und Verweigerungstaktiken. Saddam Hussein wurde sehr wenig Zeit eingeräumt, um sein Arsenal des Terrors vollständig und wahrheitsgetreu offen zu legen. Sollte er erneut die Existenz dieses Arsenals leugnen, hat er sein Endstadium mit einer Lüge erreicht. Täuschungsmanöver werden dieses Mal nicht akzeptiert. Verzögerung und Missachtung werden die schwerwiegendsten Konsequenzen zur Folge haben.

Die Vereinigten Staaten und die Welt haben mehr als die Rückkehr der Inspektoren in den Irak zum Ziel. Unser Ziel ist die Gewährleistung des Friedens durch die umfassende und verifizierte Abrüstung irakischer Massenvernichtungswaffen. Dieses Ziel wird erreicht - sei es freiwillig oder mit Gewalt. Um alle auftretenden Bedrohungen dieses Jahrhunderts von Terrorlagern in entlegenen Regionen bis hin zu versteckten Labors geächteter Regime zu bewältigen, muss die NATO neue militärische Fähigkeiten entwickeln. Die Streitkräfte der NATO müssen besser Seite an Seite kämpfen können. Diese Streitkräfte müssen mobiler sein und rascher disloziert werden können. Die Bündnispartner benötigen zusätzliche Sondereinsatzkräfte, bessere Präzisionswaffen und modernere Kommandostrukturen.

Wenige NATO-Mitglieder werden in allen diesen Bereichen über die modernsten Fähigkeiten verfügen, dessen bin ich mir bewusst. Aber jede Nation sollte welche entwickeln. Dies ist ein militärisches Bündnis, und jedes Mitglied muss einen militärischen Beitrag zu diesem Bündnis leisten. Für einige Bündnispartner wird dies höhere Verteidigungsausgaben erfordern. Für uns alle wird es eine effektivere Verteilung der Verteidigungsausgaben erforderlich machen, und jede Nation fügt die Instrumente und Technologien hinzu, um eine neue Art von Krieg zu führen und zu gewinnen.

Da viele Bedrohungen der NATO-Mitglieder von außerhalb Europas kommen, müssen die NATO-Streitkräfte für Einsätze außerhalb Europas gerüstet sein. Als in Afghanistan rasch Streitkräfte benötigt wurden, waren die Optionen der NATO begrenzt. Wir müssen neue Fähigkeiten entwickeln, und wir müssen unseren Willen zum Einsatz dieser Fähigkeiten stärken.

Die Vereinigten Staaten schlagen die Schaffung einer NATO Response Force vor, die gut ausgerüstete, schnell einsatzbereite Luft-, Boden- und Seestreitkräfte der - alten und neuen - NATO-Bündnispartner zusammenbringt. Diese Streitmacht wird zur kurzfristigen Dislozierung bereit sein, wo immer sie benötigt wird. Die Schaffung einer NATO Response Force erfordert Zeit, und wir sollten hier in Prag damit beginnen.

Dennoch erfordert der Schutz vor neuen Bedrohungen mehr als nur neue Fähigkeiten. Freie Nationen müssen unsere gemeinsame Verpflichtung zur Bewahrung des Friedens akzeptieren. Die Welt benötigt die Nationen dieses Kontinents, damit sie bei der Verteidigung der Freiheit aktiv sind, statt sich sich nach innen zu wenden oder durch Indifferenz zu isolieren. Gefahren zu ignorieren oder Aggression zu entschuldigen, mag vorübergehend Konflikte verhindern, bringt jedoch keinen wahren Frieden hervor.

Die internationale Stabilität muss aktiv verteidigt werden, und alle Nationen, die von dieser Stabilität profitieren, haben die Pflicht zu helfen. Bei dieser hehren Aufgabe brauchen die Vereinigten Staaten und die starken Demokratien Europas einander, und jeder spielt seine uneingeschränkte und verantwortungsvolle Rolle. Das Gute, das wir gemeinsam tun können, ist sehr viel mehr als das Gute, das wir unabhängig voneinander tun können.

Großes Übel wühlt die Welt auf. Viele der jungen Menschen hier wachsen in einer anderen Welt, einer anderen Ära, einer anderen Zeit und angesichts anderer Bedrohungen auf. Wir sehen uns Gefahren gegenüber, an die wir nie gedacht hatten, Gefahren, die wir nie zuvor gesehen haben. Aber sie sind real. Sie sind so real wie die Gefahren, denen sich unsere Väter und Mütter und Großväter und Großmütter gegenübersahen.

Die Hoffnungen der gesamten Menschheit hängen vom Mut und der Einheit großer Demokratien ab. In dieser Stunde der Herausforderung wird die NATO das tun, was sie schon früher getan hat: Wir werden uns entschlossen den Feinden der Freiheit entgegenstellen, und wir werden obsiegen.

Die transatlantischen Bande zwischen Europa und den Vereinigten Staaten haben jede Bewährungsprobe der Geschichte bestanden, und wir beabsichtigen, dass das auch in Zukunft so bleibt. U-Boote konnten uns nicht trennen. Die Bedrohungen und Konfrontationen während des Kalten Kriegs haben uns nicht zermürbt. Die Verpflichtung meiner Nation zu Europa findet sich in den sorgfältig gepflegten Gräbern junger Amerikaner, die für die Freiheit dieses Kontinents ihr Leben ließen. Diese Verpflichtung zeigt sich in den tausenden von Männern und Frauen in Uniform, die hier vom Balkan bis nach Bayern noch im Dienst stehen und immer noch bereit sind, das größte Opfer für die Zukunft dieses Kontinents zu bringen.

Hundert Jahre lang standen Ortsnamen in Europa häufig für Konflikt, Tragödie und Verlust. Einzelne Namen bringen traurige und bittere Erinnerungen zurück - Verdun, München, Stalingrad, Dresden, Nürnberg und Jalta. Es steht nicht in unserer Macht, die Geschichte umzuschreiben. Wir haben die Macht, für unsere Zeit eine andere Geschichte zu schreiben.

Wenn künftige Generationen auf diesen Augenblick zurückschauen und von Prag und dem sprechen, was wir hier getan haben, wird dieser Name für Hoffnung stehen. In Prag werden junge Demokratien neue Sicherheit erhalten; ein großartiges Bündnis wird gestärkt und erhält eine neue Zielsetzung. Und die Vereinigten Staaten und Europa werden die historische Freundschaft erneuern, die immer noch den Weltfrieden bewahrt.

Vielen Dank für Ihr Interesse. Möge Gott Sie alle segnen.


 


 

 
HINWEIS
Verweise dieses Servers auf bestimmte Produkte oder Dienste stellen keine Unterstützung der US-Regierung für das Produkt oder dessen Produzenten bzw. Anbieter dar. Ansichten und Meinungen, die in den Verweisdokumenten geäußert werden, entsprechend nicht zwingend denen der US-Regierung und spiegeln diese auch nicht wider.

U.S. Diplomatic Mission to Germany /Public Affairs/ Information Resource Centers