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Herausforderungen und Überlegungen. Die Abschiedsgedanken des US-amerikanischen Botschafters Daniel R. Coats

Berlin, Altantik-Brücke, 25. Februar 2005

 

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Ich möchte der Atlantik-Brücke für ihre andauernden Bemühungen danken, die Fragen anzusprechen, die das Kernstück unserer transatlantischen Beziehungen ausmachen – Beziehungen, die im höchsten Maße besonders und einzigartig sind. Ich möchte der Atlantik-Brücke auch für ihre Bereitschaft danken, als Gastgeber bei meiner letzten Rede in Deutschland zu fungieren. Mein Dank gilt auch der Deutschen Telekom für die Bereitstellung dieses historischen Veranstaltungsorts.

Meine Grüße gehen auch an die heute anwesenden Bundestags- und Regierungsmitglieder und meine Botschafterkollegen, mit denen ich die Ehre hatte zu dienen. Ich begrüße unseren Gesandten Herrn Cloud, der bis zur Ankunft des neuen Amerikanischen Botschafters in Berlin Geschäftsträger sein wird, und auch unsere vier Generalkonsule Herrn Bodde, Herrn Knowles, Herrn Rooney und Herrn Burton. Ich danke Ihnen für Ihre herausragende Arbeit für mich persönlich und für die amerikanischen Vertretungen hier in Deutschland.

Als Marsha und ich im September 2001 nur Tage vor dem 11. September in Berlin ankamen, hatten wir bestimmte Erwartungen bezüglich meiner Rolle als Amerikanischer Botschafter in Deutschland. Die tragischen Ereignisse des 11. September veränderten einige dieser Erwartungen auf dramatische Weise.

Als noch nicht akkreditierter Botschafter wurde ich sofort in eine Position gebracht, die sehr viel Aufmerksamkeit für die Reaktion der Vereinigten Staaten und Deutschlands auf diese neue Herausforderung des 21. Jahrhunderts verlangte. Präsident Rau bat mich sofort, nach Schloss Bellevue zu kommen und mein Beglaubigungsschreiben zu übergeben – weitaus früher, als wir geplant hatten und ohne die Formalitäten, die normalerweise die Akkreditierung begleiten. Ich glaube, ich bin wohl der einzige Botschafter in der Geschichte Deutschlands, der in Anzug und Krawatte und nicht in Frack und Zylinder in das Schloss eilte. Präsident Rau begrüßte mich herzlich und sagte, dass wir sofort offiziell einen amerikanischen Botschafter benötigten und deshalb die Formalitäten überspringen sollten. Da ich ohnehin nicht immer begeistert von formeller Kleidung bin, störte mich das gar nicht.

Es war eine außerordentliche Zeit für uns alle. Wir hatten erhebliche Meinungsverschiedenheiten über den Irak - sowohl die Inhalte als auch den Umgang miteinander betreffend – die sich auf unsere Beziehungen auswirkten. Der Besuch des Präsidenten vor zwei Tagen in Mainz und der Besuch von Dr. Rice vor nur einer Woche haben die Bedeutung der deutsch-amerikanischen Beziehungen allerdings bekräftigt. Diese Besuche waren zwei sehr wichtige Schritte bei der Wiederherstellung der verloren gegangenen Einheit des Atlantischen Bündnisses und der gemeinsamen Konzentration auf die großen Herausforderungen unserer Zeit. "Unsere Beziehungen basieren auf mehr als nur Nostalgie", erklärte der Präsident. "In einem neuen Jahrhundert ist das Bündnis zwischen Europa und Nordamerika der Hauptpfeiler unserer Sicherheit." Wir haben, wie Außenministerin Rice sagte, ein neues Kapitel in der Geschichte dieses außergewöhnlichen Bündnisses aufgeschlagen.

Als der Präsident seine außenpolitische Strategie für seine zweite Amtszeit skizzierte, sagte er: "Die erste große Verpflichtung ist die Verteidigung unserer Sicherheit und die Verbreitung von Freiheit durch effektive multinationale und multilaterale Institutionen und die Unterstützung effektiver multilateraler Maßnahmen." Er betonte die Entschlossenheit der Vereinigten Staaten, so weit wie möglich im Rahmen internationaler Organisationen zu arbeiten, da die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts - der Kampf gegen den Terrorismus und die Verbreitung chemischer, biologischer und atomarer Waffen, das Reagieren auf Naturkatastrophen wie die Tragödie des Tsunami in Asien, der Kampf gegen die Geißel von HIV/AIDS und gegen Armut und Hunger – nicht von einem Land allein bewältigt werden können.

Zusammenarbeit auf multilateraler Ebene ist natürlich immer die bevorzugte Methode bei der Lösung von Problemen. Wir müssen aber auch erkennen, dass wir nicht immer rechtzeitig einen Konsens erreichen werden können. Dann als Reaktion auf ein großes Problem oder eine große Herausforderung für die Stabilität oder Sicherheit nichts zu tun, macht ein schlimmes Problem nur noch schlimmer. Das war bei den Konflikten auf dem Balkan, in Ruanda und in Darfur eindeutig der Fall. Dort führte die Tatsache, dass nicht rechtzeitig gehandelt wurde, zum unnötigen Tod von unzähligen Unschuldigen.

Deshalb muss die Lehre sein, dass wir in der Tat zusammenarbeiten wollen und müssen, aber dass auch zutrifft, was der Präsident sagte: "Der Erfolg des Multilateralismus wird nicht lediglich am Ablauf eines Verfahrens gemessen, sondern an seinen Ergebnissen."

Die Amtseinführung von Präsident Bush in seine zweite Amtszeit und sein Bericht zur Lage der Nation waren Ereignisse, die das Ende eines die Nation spaltenden Wahlkampfes einläuteten. Sie ließen neue Hoffnung auf nationale Zielsetzungen in den Vereinigten Staaten aufkommen. Die vorrangige Botschaft des Präsidenten war, dass die Ideale der Vereinigten Staaten immer eng mit ihren entscheidenden Interessen verbunden sein müssen.

In den wenigen Wochen seit den Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten hat es eine beträchtliche Anzahl bedeutender Ereignisse gegeben. Die palästinensischen Wahlen leiteten, wie wir alle hoffen, eine neue Ära der Verhandlungen und Kooperation ein, in der ein palästinensischer Nationalstaat und der Staat Israel in Frieden miteinander leben. Im Irak widersetzten sich Millionen von Wählern der terroristischen Gewalt. Angesichts außergewöhnlicher Herausforderungen und Bedrohungen hatten sie den Mut, die Demokratie zu unterstützen.

Im Einklang mit der politischen Strategie des Präsidenten, Terrorismus zu bekämpfen, wird es andauernde Bestrebungen zur Beendung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen geben. In den vergangenen Jahren haben wir eine beunruhigende Verbreitung der Nuklearwaffenfähigkeit mit gefährlichen potenziellen Folgen beobachten können. Die beschlagnahmten Unterlagen von Dr. Kahn, dem pakistanischen Nuklearwissenschaftler, machten uns auf ein weit verbreitetes illegales Transfernetz nuklearer Waffentechnologien in einige Schurkenstaaten, unverantwortliche Staaten und an einzelne Gruppen aufmerksam.

Wir teilen die große Besorgnis über den Iran und sein andauerndes Streben nach Nuklearwaffenfähigkeit. Wir unterstützen die Bemühungen Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens, dieses Problem anzusprechen und eine Einstellung der iranischen Aktivitäten zur Produktion von Nuklearwaffen zu erreichen, aber obwohl bis heute einige Fortschritte verzeichnet werden konnten, hat Iran den Forderungen der EU3 noch nicht vollständig entsprochen. Dieses Thema ist eine große Herausforderung für unsere beiden Länder und eine frühzeitige Probe unseres politischen Willens, bei der Suche nach einer für alle Seiten akzeptablen Lösung zusammenzuarbeiten.

Ich habe die Initiative des Präsidenten für den Frieden im Nahen Osten angesprochen. Dies ist eine Chance, die wir ergreifen müssen, da sie unseres Erachtens die Erfolg versprechendste Chance seit langem ist, für ein langwieriges und ernst zu nehmendes Problem eine Lösung zu finden.

Diese und andere außenpolitische Themen werden bedeutende Herausforderungen sein, bei deren Lösung wir zusammenarbeiten müssen, um eine gemeinsame Zielsetzung und Erfolg zu erlangen. Sie sind nicht weniger erschreckend als die Herausforderungen des Kalten Krieges, denen wir uns zusammen stellten. Sie werden uns zwingen, uns neuen Gegebenheiten anzupassen – und genau das tun wir. Wir haben während der langen dunklen Tagen des Kalten Krieges zusammengearbeitet. Wir obsiegten, weil wir eine gemeinsame Zielsetzung hatten. Wir blieben in schwierigen Zeiten unbeirrbar und unnachgiebig. Unsere größte Errungenschaft war der Fall der Mauer hier in Berlin, nicht unweit von diesem Ort.

Ich glaube fest daran, dass wir gerade im Fall von Meinungsverschiedenheiten diese offen und ehrlich diskutieren müssen. Schließlich ist Demokratie selbst – unser gemeinsamer Wert – der Prozess des Diskutierens und Überwindens von Meinungsunterschieden. Deshalb sollte es nicht erstaunen, dass demokratische Staaten in ihren internationalen Beziehungen den selben Prozess durchleben. Die Lektion der Demokratie hat meine Karriere im US-Kongress begleitet und war während meiner Zeit als Botschafter in Deutschland nützlich.

Wenn Sie erlauben, möchte ich jetzt von den politischen Themen zu ein paar meiner Gedanken und Überlegungen zu unseren dreieinhalb Jahren in Deutschland übergehen. Marsha und ich werden mit einem Gefühl der tiefen Dankbarkeit für die bemerkenswerteste Zeit in unserem Leben abreisen, aber auch mit einem Gefühl der Traurigkeit, dass wir dieses Land und die vielen Freunde, die wir gewonnen haben, nun verlassen müssen. Wir werden nach Amerika zurückkehren, in Erwartung dessen, was vor uns liegt, aber auch mit Bedauern über das, was wir zurücklassen müssen.

Innerhalb weniger Tage nach meiner Ankunft vor dreieinhalb Jahren fand ich mich vor einer Menschenmenge von 200.000 Deutschen, die sich am Brandenburger Tor versammelt hatte, sowie einem nationalen Fernsehpublikum wieder und brachte die tiefe Dankbarkeit der Amerikaner für das Mitgefühl und die Unterstützung zum Ausdruck, die die Menschen durch ihre Tränen, durch Blumen, Beileidsbekundungen und Geschenke für die Opfer in New York und Washington gezeigt hatten. Viele Deutsche verliehen ihrem Wunsch Ausdruck, uns in der Zeit der Not zu helfen, ebenso wie wir Deutschland in seiner Zeit der Not geholfen hatten. Ich möchte betonen, wie dankbar die amerikanischen Vertretungen und die amerikanische Gemeinde in Deutschland den Deutschen für die in den Stunden und Tagen nach diesen tragischen Ereignissen ausgedrückten Gefühle waren.

Ich werde nie die Worte von Innenminister Otto Schily vergessen, als ich ihn zum ersten Mal traf, um unsere Maßnahmen zur Reaktion auf diese neue Herausforderung zu koordinieren. Er lud mich in sein Büro ein und erzählte mir seine persönliche Geschichte. Er war 12 Jahre alt, so sagte er, als er erfuhr, dass der Krieg vorbei war und die Amerikaner kurz vor seiner Stadt standen. Er war überzeugt, dass sie alle Deutschen töten würden, denn er glaubte, dass das so sei, wenn man einen Krieg verloren hatte. Das war in Ordnung, sagte er, denn die Menschen in der Stadt litten Hunger und erwarteten sowieso nicht mehr lange zu leben.
Aber statt mit Gewehren in der Hand in die Stadt einzumarschieren, kamen die Amerikaner mit Lebensmitteln. Seit dieser Zeit, sagte er, gab es keinen Tag, an dem er sich nicht an diese großzügige Geste einem Volk gegenüber erinnerte, das einen Krieg begonnen hatte. Deshalb, sagte er, werde ich mein Bestes geben, um den Amerikanern zu helfen, worum auch immer sie an Zusammenarbeit bitten.

Seine Geschichte brachte die Ansicht vieler, vieler Deutscher zum Ausdruck. Wir werden uns immer an diese und andere herzerwärmende Geschichten über die deutsch-amerikanische Freundschaft erinnern, die aus der Asche des Zweiten Weltkriegs hervorgingen. Wir haben eine bemerkenswerte Freundschaft. Wir haben zusammengearbeitet, um die dunklen Tage des Kalten Kriegs zu überwinden. Amerikaner haben das deutsche Wirtschaftswunder bejubelt und ein wiedervereinigtes Deutschland unterstützt, das geeint und frei in Frieden mit seinen Nachbarn lebt, unterstützt. Wir unterstützen die EU-Osterweiterung und, wie der Präsident in Mainz sagte, das Wachstum einer starken EU, die mit den Vereinigten Staaten bei den großen Herausforderungen der Zukunft zusammenarbeitet.

Deshalb war es umso schwieriger und enttäuschender, zu einer Zeit amerikanischer Botschafter zu sein, in der unsere Beziehungen einen so ernsthaften Bruch erlitten, beginnend mit den deutschen Bundestagswahlen 2002. Diese erfolgreichste Partnerschaft in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf die Probe gestellt. Viele, auf beiden Seiten des Atlantiks, waren zutiefst besorgt. Heute arbeiten glücklicherweise beide Seiten wieder an der Festigung unserer Beziehungen, am besseren Verständnis füreinander und an der Definition von Möglichkeiten, bei der Bewältigung der schwierigen Herausforderungen zusammenzuarbeiten.

Die jüngsten Besuche des Präsidenten und unserer neuen Außenministerin symbolisieren den ehrlichen Wunsch der Amerikaner, Meinungsverschiedenheiten hinter sich zu lassen. Wir freuen uns auf eine Zukunft der verstärkten Zusammenarbeit.

Marsha und ich möchten nicht den Eindruck erwecken, dass unsere Zeit hier nur von Arbeit geprägt war und wir sie nicht genossen haben. Wir haben gern in Berlin gelebt. Wir werden es vermissen, mit unserem Hund im Grunewald spazieren zu gehen, am Potsdamer Platz ins Kino zu gehen und mit unseren neuen deutschen Freunden Golf zu spielen. Wir sind Fans von Hertha BSC, Alba Berlin, den Eisbären und Berlin Thunder geworden. Wir haben die Deutschen gern bei den Versuchen unterstützt, Meisterschaften nach Berlin zu bringen. Aber wir haben ziemlich früh entschieden, dass es für das bessere Verständnis von Land und Leuten auch wichtig ist, aus Berlin "rauszukommen" und das übrige Deutschland zu sehen und einzubeziehen.

Natürlich lernten wir durch regelmäßige Besuche unserer Konsulate in Frankfurt, Leipzig, Düsseldorf, Hamburg und München die wichtigen Politiker der Landes- und Kommunalregierungen sowie Vertreter der Wirtschaft und wichtiger Institutionen kennen. Das waren wertvolle Erfahrungen, und wir haben viele Einblicke in das Leben außerhalb Berlins gewonnen. Die Generalkonsule sind heute anwesend und ich möchte ihnen für ihre gute Arbeit danken, die es uns ermöglicht hat, ihre Zuständigkeits- und Verantwortungsbereiche kennen zu lernen.

Die Besuche vieler anderer Orte in Deutschland in offizieller Funktion und aus privaten Beweggründen trugen dazu bei, ein viel detaillierteres Bild dieser überraschend vielfältigen und interessanten Nation zu zeichnen. Ich habe eine große Deutschlandkarte in unserer Residenz in Dahlem, auf der ich mit Nadeln die Städte, Dörfer und anderen Orte markiert habe, die wir in offizieller Funktion besucht haben – um den Bürgermeister zu treffen, mit dem Ministerpräsidenten, Vertretern der Handelskammer, Atlantik-Brücke, Universitäten oder Schulen zu sprechen. Als wir die Sachen einpackten, die wir in die Vereinigten Staaten zurückschicken wollen, zählte ich die Nadeln auf der Karte – es waren 200 verschiedene Orte, die wir in Deutschland hauptsächlich in offizieller Funktion besucht haben, mit ein bisschen Sightseeing dabei. Jede Nadel ist mit einer besonderen Erinnerung verbunden, einer einzigartigen Sichtweise Deutschlands, seiner Landschaft, seiner Geschichte, seiner Kultur und seiner Menschen. Dies ist ein wunderschönes Land, reich an Kultur, mit einer gesunden Umwelt, gebildeten Menschen und einer erstaunlichen Geschichte.

Von Rügen bis Rothenburg, von Hamburg bis Heidelberg, von Freiburg bis Frankfurt an der Oder, von Sylt bis an die Zugspitze, von Bremen bis an den Bodensee haben wir Ihre Städte und Ihre Dörfer besucht. Wir sind am Rhein und an der Mosel entlang gereist, wir haben Tannhäuser in Bayreuth, Don Giovanni in München, Britten in Peenemünde, Bach in Leipzig und Beethoven in Berlin gehört. Wir waren in Ihren Kathedralen und Ihren Brauhäusern, wir sind durch Ihre Wälder spaziert, auf ihren Meeren gesegelt, haben Ihre Fabriken und Bauernhöfe, Universitäten und Museen besucht. Wir haben Ihren Spargel, Ihren Streuselkuchen und Ihre Spätzle gegessen, Ihren Wein und Ihr Bier getrunken, Ihren Kaffee, Ihren Kuchen und sogar Ihr Kraut genossen.

Aber es sind die Menschen – die Berliner, die Bayern, die Rheinländer, die Sachsen, die Schwaben, die Mecklenburger, um nur einige zu nennen, die den bleibendsten Eindruck hinterlassen.

Wir haben Freunde fürs Leben gefunden, haben Ihre Häuser und Arbeitsplätze besucht. Wir haben versucht, Ihre Sprache zu lernen. Heißt es der, die oder das? Kommt das Verb zuerst, in die Mitte oder irgendwo anders hin? Sie waren sehr nett und geduldig und sagten immer: "Das macht nichts, lassen Sie uns Englisch sprechen." Nicht jede Kultur hätte so viel Verständnis.

Deshalb wird die schwierigste Aufgabe dieser verbleibenden Tage, trotz all der schönen Erinnerungen, die wir mitnehmen, das Abschiednehmen von den vielen Deutschen sein, die uns herzlich aufgenommen und uns die Hand der Freundschaft gereicht haben.

Wir wollten nicht gehen, ohne etwas zu hinterlassen. Nach mehr als zehnjährigen Bemühungen haben wir jetzt mit dem Bau einer wunderschönen neuen Amerikanischen Botschaft am Pariser Platz, neben dem Brandenburger Tor, begonnen.

Zukünftige Generationen werden die beiden Gebäude als wichtige Symbole für die andauernde Präsenz und das Engagement der Vereinigten Staaten in Deutschland und für die transatlantischen Beziehungen sehen, sowie für die Partnerschaft zwischen unseren beiden Nationen.

Frankfurt wird der Standort des bald vollendeten gewaltigen Regional Center sein, in dem das Konsulat und eine Vielzahl amerikanischer Organisationen untergebracht sein werden. Das Regional Center wird nicht nur für Deutschland und Europa, sondern auch für Afrika und Teile des Nahen Ostens zuständig sein.

Unsere Botschaft in Berlin und unsere fünf Konsulate verfügen über einige der besten und höchstqualifizierten Mitarbeiter des auswärtigen Dienstes und über hochqualifizierte örtliche Angestellte. Viele von ihnen sind heute hier. Sie werden ihre umfassenden Aktivitäten in Deutschland fortführen. Unsere aktiven Programme mit den Initiativen für die neuen Bundesländer werden weitergeführt und beschleunigt. Als wichtigster Punkt wird unser Einsatz für die Erhaltung der ganz besonderen Verbindung zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland auch in der Zukunft die höchste Priorität haben.

Abschließend möchte ich mit Ihnen auch einige Beobachtungen und Hoffnungen teilen, die ich in Bezug auf Deutschland und seine Zukunft habe. Ich vertraue dabei darauf, dass Sie bei meinen Gedanken und Bemerkungen wissen, dass sie von einem Freund Deutschlands kommen, der seine Zeit hier zutiefst geschätzt hat und dieser Nation von Herzen das Beste wünscht.

Die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts – Terrorismus, die Verbreitung von Nuklearwaffen, Schurkenstaaten, scheiternde Staaten, Naturkatastrophen, Hunger, Armut, internationales Verbrechen, Krankheiten, Globalisierung und andere Themen – werden die gemeinsame Zielrichtung und den gemeinsamen Einsatz der großen Nationen der Welt erfordern.

Wenn es beim Umgang mit diesen Herausforderungen einen gemeinsamen Nenner gibt, dann ist es der, dass sie zumindest zum Großteil durch die Verbreitung von Freiheit und Demokratie in den betroffenen Ländern bewältigt werden können. Das ist das Kernstück der Außenpolitik von Präsident Bush und das Leitprinzip, das sowohl Deutsche als auch Amerikaner sich in ihrem Streben nach einer sichereren, prosperierenderen Welt zu eigen machen können.

Präsident Bush sagte bei seiner Rede in Whitehall 2003: "Den großen Demokratien fällt wieder eine große Verantwortung zu." Deutschland ist eine große Demokratie. Wenige Länder haben das Vermögen Deutschlands, zusammen mit den Vereinigten Staaten und wenigen anderen Ländern auf der Welt diese globalen Herausforderungen anzugehen. Deshalb fällt uns in den Vereinigten Staaten und Ihnen in Deutschland die Aufgabe zu, alles Erforderliche zu tun, damit diese Welt sicherer und besser wird.

Wir haben in den Vereinigten Staaten viel zu tun, um uns auf diese Aufgabe vorzubereiten. Wie Präsident Bush in seinem Bericht zur Lage der Nation klar machte, sind wir bereit, Kernaspekte unserer eigenen Gesellschaft wie die Themen Bildung, Gesundheitswesen, Rentensystem und Zuwanderung erneut zu überdenken, damit wir für diese Herausforderungen gewappnet sind. Wie wir es in unserer Geschichte immer getan haben, möchten wir uns den Herausforderungen gemeinsam mit unseren ausländischen Partnern stellen. Erlauben Sie mir jedoch, einige Beobachtungen und Empfehlungen auszusprechen, die Deutschland meiner Meinung nach in Erwägung ziehen sollte, um sich besser für seine Rolle innerhalb dieser globalen Bestrebungen zu positionieren.

Zuallererst sollten die Themen internationaler Terrorismus und Verbreitung von Atomwaffen ernst genommen werden – sehr ernst. Beide stellen direkte Bedrohungen für die Grundlagen unserer demokratischen Gesellschaften dar. Die Kombination dieser beiden Bedrohungen könnte katastrophale weltweite Folgen haben. Wir müssen handeln, und zwar jetzt, um das zu verhindern. Es kann keine Option sein, sich beim Umgang mit dieser Bedrohung weniger als hundertprozentig zu engagieren.

Zweitens: Haben Sie keine Angst vor Veränderungen. Wenn die Gegebenheiten inakzeptabel sind, haben Sie den Mut, sie zu verändern. Veränderungen können manchmal schmerzhaft sein, sind jedoch notwendig und können zu einer besseren Zukunft führen.

Drittens: Stärken Sie Ihre Wirtschaft. Schaffen Sie ein zweites Wirtschaftswunder, wie Michael Rogowski, der scheidende Präsident des BDI, in seinem neuen Buch vorschlägt. Sie haben es schon einmal aus der Asche des Zweiten Weltkrieges geschafft, und es kann wieder geschafft werden. Die Menschen Deutschlands haben den Bildungsstand und das Talent, um ein zweites Wirtschaftswunder zu ermöglichen. Reformen werden soeben in die Wege geleitet, und das ist eine sehr gute Entwicklung. Ein Deutschland, dass sich Innovationen, dem Handel und Investitionen widmet, ist gut für die Vereinigten Staaten, gut für Europa und gut für die Welt.

Viertens: Seien Sie sehr skeptisch was die Vision Europas als Gegengewicht zu den Vereinigten Staaten angeht. Eine Trennlinie zwischen Europa und Amerika wäre ein Rezept für Misserfolg.

Fünftens: Die NATO ist ein bewährtes und lange erprobtes Bündnis, und Deutschland ist für eine starke und effektive NATO unerlässlich. Ignorieren Sie die NATO nicht, schwächen oder ersetzen Sie sie nicht, sondern stärken Sie sie.

Sechstens: Strukturieren Sie Ihre Bundeswehr neu und machen Sie sie stärker. Kein Land kann nur mit Worten globalen Einfluss geltend machen – Frieden und Stabilität erfordern militärisches Gewicht und militärische Präsenz.

Siebtens: Zeigen Sie ein wenig Patriotismus. Viele Menschen haben Angst vor ihren Schwächen. Die Deutschen scheinen Angst vor ihren Stärken zu haben. Eine selbstbewusste deutsche Identität gepaart mit Bescheidenheit ohne die Leugnung der Vergangenheit kann konstruktiv sein und vom Rest der Welt geschätzt werden.

Achtens: Lassen Sie diese bemerkenswerten deutsch-amerikanischen Beziehungen nicht scheitern. Wir haben so viel gemeinsam erreicht und haben noch so viel gemeinsam zu tun. Wir dürfen nichts und niemandem erlauben, uns zu trennen.

Und schließlich ist es mein Wunsch, dass der Glaube wieder ein integraler Bestandteil des Lebens der Deutschen und ihrer nationalen Identität wird, dass die Deutschen die Bedeutung der Kirche, glaubensorientierter Organisationen, Gemeinschaften und Nachbarschaften beim Sorgen für die Bedürfnisse der Seele, bei der Unterstützung von hilflosen Menschen, der Hilfe für Kranke und Bedürftige und dem Stärken von schwachen Menschen wiederentdecken und dass Gott als höchste Quelle der Weisheit angesehen und sein Segen für Deutschland und seine Menschen erbeten wird.

Meine Freunde, es gibt so viele, denen ich danken muss. Deutsche aus allen Lebensbereichen, im öffentlichen und privaten Leben, haben uns mit Rat und Tat und vor allem Freundschaft zur Seite gestanden.

Unsere persönlichen Angestellten, Fahrer und deutschen Sicherheitskräfte sind wie ein Teil unserer Familie geworden und wir werden jeden Einzelnen von Ihnen sehr vermissen.

Angestellte der Botschaft und Konsulate überall in Deutschland haben bei der Förderung der deutsch-amerikanischen Beziehungen uneingeschränktes Engagement gezeigt. Alles, was ich in meiner Zeit hier erreicht haben mag, ist zu einem großen Teil auf ihre wunderbare Unterstützung zurückzuführen.

Abschließend möchte ich die Hilfe meiner Frau Marsha anerkennen und ihr persönlich danken. Sie hat so viel getan, um meine Arbeit hier zu unterstützen. Sie hat sich ohne jegliche offizielle Anerkennung oder Belohnung erfolgreich in vielen Projekten und Initiativen zur Förderung unserer Beziehungen engagiert. Ihr stets positiver Geist, ihr Optimismus und ihre Ermutigung war für mich und alle Menschen, die sie auf dieser bemerkenswerten Reise getroffen hat, eine Inspiration.

Und so, meine lieben Freunde, verabschieden wir uns von diesem guten Land und seinen guten Menschen. Wir kehren in unser geliebtes Land zurück, aber ein Teil von uns wird immer hier sein. Möge das Licht Gottes auf uns alle scheinen. Vielen Dank, meine Freunde.

 
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Aktualisiert: April 2005