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Deutsch-amerikanische Beziehungen

Rede von Botschafter Daniel R. Coats vor dem
Mitteldeutschen Presseclub in Leipzig
13. Dezember 2002

 

Die Bande - auf Regierungs-, Unternehmens- und auf persönlicher Ebene, sind die Bande, die verbinden. Die Entwicklung dieser Bande ist eine der wichtigsten Prioritäten unseres hiesigen Konsulats - unter Generalkonsul Fletcher Burton und seinen Vorgängern.

Das Jahr im Rückblick

Im Zusammenhang mit diesem Thema - die Bande, die verbinden - ist in diesem Jahr viel geschehen.

Wie wir so tragisch lernen mussten, wird der Sieg im Kampf gegen den Terrorismus trotz unseres Erfolgs bei der Zerschlagung der Al-Quaida-Terroristen in Afghanistan ein langer Kampf, der Geduld, Ausdauer und Entschlossenheit erfordert.

Der Terrorismus ist weder gegen das Militär noch ausschließlich gegen die Vereinigten Staaten gerichtet. Er ist gegen unschuldige Menschen gerichtet - an Orten, an denen sie zusammenkommen: an Urlaubsorten, in Bussen, Theatern und Flugzeugen. Er ist in einer Weise gegen Menschen gerichtet, die ihre Sicherheit unterminiert und ihr Vertrauen in die Fähigkeit der Regierung zerstört, sich um ihre Bürger zu kümmern. Darüber hinaus ist er darauf ausgerichtet, die Wirtschaft eines Landes durch die Verbreitung von Angst und Unsicherheit zu auszuhöhlen. Er setzt uns alle einer Gefahr aus.

Am 12. September trat Präsident Bush vor die Vereinten Nationen und forderte den Sicherheitsrat auf, seiner Verantwortung gerecht zu werden und gegen die Bedrohung des internationalen Friedens und der internationalen Sicherheit durch den Irak vorzugehen. Die einstimmige Verabschiedung von Resolution 1441 durch den Sicherheitsrat war für die Vereinten Nationen ein historischer Schritt, auf friedlichem Wege die Abrüstung von Massenvernichtungswaffen im Irak herbeizuführen. Die Entscheidung liegt jetzt beim Irak.

Sieben Wochen der Beratungen, Debatten und Verhandlungen im Sicherheitsrat bewirkten bei der Weltgemeinschaft eine noch größere Übereinstimmung und stärkere Entschlossenheit, dass der Irak vollständig und endgültig abrüsten muss. Je stärker die internationale Gemeinschaft, je stärker die Koalition, desto größer die Chance, dass der Irak erkennt, dass die Zeit gekommen ist, seine Verpflichtungen gegenüber dem Sicherheitsrat zu erfüllen.

Die Briefe des Irak an die Vereinten Nationen bezüglich der Inspektionen zeigen seine widerwillige und unverbindliche Einstellung. Wie Präsident Bush erklärte, werden wir die Aufrichtigkeit und Vollständigkeit der letzten Samstag vorgelegten Erklärung erst nach sorgfältiger Prüfung beurteilen. Das wird einige Zeit erfordern. Die Erklärung muss glaubwürdig, genau und vollständig sein, oder der irakische Diktator wird der Welt gegenüber wieder einmal bewiesen haben, dass er sich nicht zu einer Änderung des von ihm an den Tag gelegten herausfordernden Verhaltens entschlossen hat.

Bedauerlicherweise haben wir beim Thema Irak in jüngster Zeit einen Bruch in den deutsch-amerikanischen Beziehungen erlebt. Die Belastungen infolge der letzten Wahlen in Deutschland haben unseren Beziehungen geschadet, und niemand sollte diesen Schaden und seine Konsequenzen unterschätzen.

In der Vergangenheit gab es Zeiten der Spannungen und Meinungsverschiedenheiten. Deutsche und amerikanische Politiker hatten ihr gerüttelt Maß an Meinungsverschiedenheiten und Enttäuschungen. Es gab unterschiedliche Auffassungen bezüglich Taktik und Lösungen, Motiven und Zielen. Die Geschichte war nicht gefällig und ordentlich. Sie mussten nur nicht alles auf CNN oder in der Larry-King-Show erklären.

Vor zwanzig Jahren beschrieb der amerikanische Botschafter in Bonn, Arthur Burns, die Welt der internationalen Politik und Diplomatie als eine "Welt, in der die Wahrnehmung von Fakten oft die Fakten selbst verbirgt". Botschafter Burns war besorgt, dass die Realitäten - die harten Fakten - der Geschichte häufig vergessen würden und nur Wahrnehmungen übrig blieben. Er hatte Bedenken über die Achtung dessen, was er als Trennlinie zwischen "reiner Meinung und wahrem Wissen" bezeichnete, und über die Achtung des Werts historischer Perspektive.

Heute stehen wir vor umfassenden, neuen Herausforderungen: der beängstigenden Explosion weltweiten Terrorismus, der Bedrohung durch die Proliferation von Massenvernichtungswaffen und der Notwendigkeit, sich mit Staaten auseinander zu setzen, die internationale Normen missachten. Es liegt in unserem gegenseitigen Interesse, jetzt angesichts dieser neuen Bedrohungen der Weltordnung des 21. Jahrhunderts Seite an Seite zu stehen.

Die Vereinigten Staaten haben sich seit jenem entscheidenden Moment verändert, als die von den Amerikanern gehegten Fehleinschätzungen von der Realität des Terrorismus eingeholt wurden. Die Amerikaner dachten, dass Terrorismus etwas sei, das irgendwo anders geschieht, dass Terrorismus ein Ereignis an einem anderen Ort sei - mit zugegebenermaßen katastrophalen Konsequenzen und dem tragischen Verlust von Menschenleben. Aber er war nicht zu uns vorgedrungen und hatte keine Auswirkungen auf den Ort, an dem wir leben und arbeiten. Der 11. September hat mit dieser Fehleinschätzung aufgeräumt. Wie Arthur Burns sagte: "Manchmal müssen Wahrnehmungen mit harten Fakten konfrontiert werden."

Die "harten Fakten" von heute machen es erforderlich, dass wir aufs Neue festlegen müssen, wie wir mit jenen Staaten umgehen, die Massenvernichtungswaffen herstellen, wie wir Terrorismus bekämpfen und wie wir die Effizienz internationaler Organisationen bewerten.

Aber wir müssen auch neue und bessere Lösungen finden zur Förderung von Demokratie, Wohlstand und Gerechtigkeit auf der ganzen Welt. Nationen mit denselben Zielen müssen dabei Seite an Seite stehen.

Gemeinsame Verantwortung

Wenn die Vereinigten Staaten und Deutschland Seite an Seite stehen, können sie großen Einfluss auf die Weltereignisse nehmen. Da unsere Bindungen so eng und unsere Ziele so ähnlich sind, haben wir besondere Verantwortung. Wie uns die Geschichte lehrt, liegen Demokratie, Chancen und Entwicklung in unser aller Interesse.

Die Zeit nach dem 11. September hat sowohl die Annäherungen als auch die Unterschiede in den Positionen auf beiden Seiten des Atlantik deutlich gemacht. Wir mögen Meinungsverschiedenheiten haben - unterschiedliche Wahrnehmung von Bedrohungen und Lösungen. Es ist wichtig, diese zu untersuchen und zu verstehen. Es geht jedoch nicht darum, wie wir diese auf beiden Seiten wünschenswerten Ziele erreichen. Auf dem Spiel steht die Bestätigung, die Definition, was diese Ziele sind. Diese gemeinsamen Ziele und Werte können dazu beitragen, den Weg festzulegen, den wir zusammen gehen müssen, um den Bedrohungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen.

Das höchste Ziel und der eigentliche Grund, warum wir ein Bündnis zwischen unseren beiden Ländern schmieden müssen, ist der Schutz und die Erhaltung unserer hart erkämpften Freiheit - der Freiheit zu leben, zu arbeiten, zu glauben und ein Leben zu führen, frei von der Tyrannei derjenigen, die diese grundlegendsten aller menschlichen Bestrebungen zu zerstören suchen.

Dies ist nicht nur Aufgabe der Amerikaner. Es ist eine Aufgabe für alle freiheitsliebenden Menschen auf der ganzen Welt, sich in gemeinsamer Verpflichtung zusammenzuschließen und die "harten Fakten" dieses neuen Jahrhunderts anzuerkennen und erfolgreich zu bewältigen.

Wir glauben, dass die Zeit auf der Seite dieser Werte ist.

Danke, meine Freunde, vielen Dank.

 
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Aktualisiert: Juni 2003