Der
internationale Feldzug gegen den globalen Terrorismus |
5. März
2002 Herr Ministerpräsident Teufel, ich möchte meinen persönlichen Dank sowie den Dank des Präsidenten der Vereinigten Staaten und des amerikanischen Volks für Ihre uneingeschränkte Solidarität und Ihr Engagement für die Vereinigten Staaten zum Ausdruck bringen. Wir wissen diese Solidarität und dieses Engagement zu schätzen, besonders in diesen schwierigen Zeiten. Marsha und ich möchten Ihnen auch für Ihr großzügiges und herzliches Willkommen in Stuttgart heute danken. Wir hatten ausgezeichnete Gespräche, und wir freuen uns auf gute, starke Beziehungen zu Ihnen und dem Land Baden-Württemberg. Die Amerikaner unterhalten einzigartige Beziehungen zu den Deutschen, insbesondere in diesem Bundesland. Sie wurden über viele Jahre der Verbundenheit hinweg durch unsere Militärpräsenz, durch unsere Wirtschaftspräsenz und durch die persönliche amerikanische Präsenz der hier lebenden Menschen gefördert. Diese Bande gehen tief, und Ihre Rede spiegelte das wider. General Fulford und Frau Fulford - es ist stets ein Vergnügen, Sie zu sehen. Wie ich bereits beim Hereingehen andeutete, haben Sie heute viele "Sterne" mitgebracht. Den hier anwesenden Generälen und allen vom European Command heute Abend hier Versammelten - sowohl in Uniform als auch ohne - möchte ich für ihre Anwesenheit und für ihren Dienst an unserem Land danken. Staatssekretär Böhmler, herzlichen Dank für Ihre freundlichen Begrüßungsworte. Exzellenzen aller hier vertretenen deutschen Regierungsbüros - ich bin zutiefst dankbar für Ihre Anwesenheit. Dr. Bachteler, ich danke dem James-Byrnes-Institut für die Gelegenheit, heute Abend hier eine Rede zu halten. Sehr geehrte Damen und Herren, es ist uns ein großes Vergnügen, in dieser besonderen Zeit hier zu sein. Ihre großartigen bürgerlichen Institutionen, Ihre pulsierende Wirtschaft, Ihr reiches kulturelles Leben, aber vor allem die Menschen in dieser Region sind eine kostbare Ressource und das Rückgrat der deutsch-amerikanischen Partnerschaft, die wir heute Abend feiern. Historisch, kulturell, politisch und wirtschaftlich gibt es so vieles, das Deutsche und Amerikaner verbindet. Seit den ersten Jahren des Bestehens der Vereinigten Staaten haben einige sehr prominente Amerikaner eine Rolle beim Aufbau der deutsch-amerikanischen Freundschaft gespielt. Thomas Jefferson, der Verfasser unserer Unabhängigkeitserklärung, reiste 1788 nach Deutschland. Teddy Roosevelt, der einer unserer Präsidenten wurde, lebte als 14-jähriger Junge in Dresden. Unser Humorist, diese berühmte Ikone aus Missouri, Mark Twain, wanderte durch diese Gegend und schilderte seine Erfahrungen in dem 1880 veröffentlichten Buch "Bummel durch Europa". Mark Twain war überzeugt, dass die Heilbäder Baden-Württembergs sein Rheuma geheilt haben. Aber als er hier in dieser Region war, beschwerte er sich auch über die Amerikaner, die - wie er sagte - anscheinend überall waren. Ich zitiere aus seinen Aufzeichnungen: "Heute morgen beim Frühstück eine Menge lärmender Amerikaner. Reden zu jedermann, während sie vorgaben, miteinander zu reden … Gaben an. Die üblichen Merkmale - leichte, lässige Hinweise auf weite Entfernungen und ausländische Orte." Nun, hier sind wir, 120 Jahre später, immer noch zusammen mit unseren deutschen Freunden in Baden-Württemberg. Ich hoffe jedoch, dass unser Verhalten als Amerikaner - 120 Jahre nachdem Mark Twain diese Äußerungen niederschrieb - nicht seine Beobachtungen über das amerikanische Verhalten bei diesem speziellen Frühstück widerspiegelt. Obwohl die historischen Wurzeln unserer Freundschaft sehr tief sind, gibt es Herausforderungen für die Beziehungen zwischen unseren Ländern. Aber selbst während der schwierigen Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschen und Amerikanern immer offensichtlich. Der amerikanische Historiker Steven Ambrose schrieb, "der durchschnittliche GI stellte fest, dass die Menschen, die er am meisten mochte, mit denen er sich am stärksten identifizierte und mit denen er am liebsten zusammen war, die Deutschen waren", die so vielen amerikanischen Soldaten erschienen, als seien sie "genau wie wir". Die transatlantischen Beziehungen Dies sind in der Tat wiederum unsichere, schwierige Zeiten für die Welt. Aber eines ist sicher hier heute Abend, in diesen unsicheren Zeiten. Die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit, die deutsch-amerikanische Partnerschaft und der deutsch-amerikanische Dialog sind lebendig, und sie funktionieren gut. Diese Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern können als Beispiel für die internationale Gemeinschaft dienen. Der jüngste Beweis, dass die Welt ihre politischen und kulturellen Unterschiede überwinden kann, waren die erfolgreichen Olympischen Spiele in Salt Lake City im letzten Monat. Was wir bei den Olympischen Spielen gesehen haben - und einige von Ihnen waren dort, darunter auch Ihr Ministerpräsident - kann als Beispiel für uns alle dienen. Präsident Bush hat in Salt Lake City gesagt: "Alle Menschen wissen die Disziplin zu schätzen, die herausragende Leistungen hervorbringt, den Mut, der Schwierigkeiten überwindet, den Charakter, der Menschen zu Siegern macht." Diese olympischen Qualitäten - Disziplin, Mut, Charakter - sind die Eigenschaften, die die Schritte beschreiben, die wir in diesem Feldzug gegen den Terrorismus unternommen haben. Die unmittelbare Folge des Schocks und Grauens des 11. September war, dass die Grundlagen unserer Gesellschaft und unserer Beziehungen weiterhin stark sind. Ich weiß, dass hier in Baden-Württemberg die Bezeugungen der Anteilnahme aller Art enorm waren. Wir sind zutiefst dankbar für die zahlreichen öffentlichen und privaten Gesten der Unterstützung, die uns aus ganz Deutschland vom deutschen Volk entgegengebracht wurden. Eine deutsche Frau kam auf mich zu und sagte: "Sie standen uns bei in unseren Zeiten der Not, und jetzt stehen wir Ihnen bei in Ihren Zeiten der Not." Und Sie haben uns beigestanden, es war von außerordentlicher Bedeutung, und wir wissen es zutiefst zu schätzen. Die Koalition, die sich als Reaktion auf den 11. September gebildet hat, bewirkte eine Reihe flexibler bilateraler und multilateraler Beziehungen - von denen einige bisher undenkbar waren. Aber der Erfolg dieser Koalition baute auf der Grundlage der mächtigen Tradition transatlantischer Zusammenarbeit und der Stärke unserer Beziehungen zu guten Freunden wie Deutschland auf. Diese Beziehungen wurden in einer über 50-jährigen Partnerschaft geformt, einer Partnerschaft, die inmitten eines Deutschlands geboren wurde, das nach dem Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche lag. Einige mögen sagen, dass der genaue Geburtsort dieser neuen Partnerschaft in der Tat hier in Stuttgart war - weil Außenminister Byrnes (wie heute Abend bereits festgestellt wurde) hier in Stuttgart seine berühmte "Rede der Hoffnung" gehalten hat, in der er den Deutschen möglichen Wohlstand und eine Rückkehr in die Staatengemeinschaft in Aussicht stellte. Die Reaktion auf seine Rede war in Deutschland außerordentlich positiv. Am 7. September 1946 lautete die Überschrift der Stuttgarter Zeitung "Ein Tag von weltpolitischer Bedeutung". Ich möchte Ihnen eine kleine Anekdote erzählen, die ich gehört habe, weil ich denke, dass sie die Einstellung des amerikanischen Militärs und des amerikanischen Volks gegenüber Deutschland nach dieser äußerst schwierigen Zeit in den dreißiger und vierziger Jahren widerspiegelt. 1945 war die Nichtfraternisierung eben die Politik des amerikanischen Militärs, die besagte, dass man sich nicht mit dem deutschen Volk einlassen darf. Der Befehl an unsere Truppen lautete anfänglich Nichtfraternisierung, aber ein Hauptmann des Heeres, der in einer kleinen deutschen Stadt stationiert war, gelangte zu der Überzeugung, dass die Zeit gekommen sei, persönliche Kontakte zwischen Deutschen und Amerikanern zu knüpfen. Im Sommer 1946 entschloss er sich, einen deutsch-amerikanischen Freundschaftsclub zu gründen, aber der Club wurde als Verletzung der bestehenden militärischen Besatzungspolitik kritisiert. Der Hauptmann wurde von seinen Vorgesetzten angewiesen, den Club zu schließen, und er wurde seines Postens enthoben. Aber dieser Hauptmann des Heeres gab nicht auf. Von der Richtigkeit seiner Idee überzeugt, forderte er ein Kriegsgerichtsverfahren. Denn Außenminister Byrnes hatte gerade in Stuttgart gesagt, dass das amerikanische Volk dem deutschen Volk helfen wollte, seinen ehrenwerten Platz unter den freien und friedliebenden Nationen der Welt wieder einzunehmen. General Clay, der damalige Stellvertretende Militärische Befehlshaber Deutschlands, entschied, Nichtfraternisierung sei keine praktikable Politik mehr. Er stellte daraufhin nicht nur den Antrag auf ein Kriegsgerichtsverfahren ein, sondern übernahm diesen Hauptmann des Heers in seinen persönlichen Stab mit der Anweisung, in der gesamten amerikanischen Besatzungszone deutsch-amerikanische Gesellschaften und Clubs zu gründen. Das war ein äußerst wichtiger Augenblick beim Beginn neuer Beziehungen zwischen Amerikanern und Deutschen. Diese Beziehungen, die durch unser Militär, Menschen in Uniform, gefördert wurden, machen unsere heutigen Beziehungen zu etwas ganz Besonderem. Heute Abend wurde gesagt, dass tausende, vielleicht hunderttausende Soldaten hier gedient haben. Ich war erstaunt zu hören, dass tatsächlich mehr als 13 Millionen Soldaten und ihre Familienangehörigen aus den Vereinigten Staaten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland gedient und gelebt haben. 13 Millionen Amerikaner sind hierher gekommen, haben etwas über die deutsche Kultur und die deutsche Gesellschaft gelernt und mit den Deutschen Umgang gepflegt. Sie haben schöne Erinnerungen an ihre Zeit in Deutschland mit zurück nach Amerika genommen. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viele Menschen in den Vereinigten Staaten auf mich zugekommen sind und gesagt haben: "Sie haben so ein Glück, zum Botschafter in Deutschland ernannt worden zu sein." Warum? Weil, sagten sie mir, wir 1948 oder '53 oder '67 oder in welchem Jahr auch immer dort waren, und es war die beste Erfahrung unseres Lebens. Wir waren jung, wir waren in einem fremden Land, das deutsche Volk empfing uns mit offenen Armen, und wir haben Freundschaften fürs Leben geschlossen. Was für eine außergewöhnliche Geschichte, einmalig verglichen mit allen anderen Erfahrungen, die Amerikaner mit einer anderen Kultur gemacht haben. Marsha und ich haben in der Tat großes Glück, dass auch uns diese Chance geboten wird. Der Krieg gegen den Terrorismus Thomas Jefferson, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten, warnte, der "Preis der Freiheit ist ewige Wachsamkeit". Die Geschichte lehrt uns, dass wir ständig auf der Hut und zur Verteidigung unserer Nation, unserer Freunde und Bündnispartner gegen jeden neuen Gegner bereit sein müssen. Jetzt haben wir einen neuen Gegner, einen gemeinsamen Gegner unserer beiden Länder. Und wir haben auf diese neue Bedrohung reagiert - umsichtig, mit sorgfältiger Planung und mit beträchtlichem Erfolg. Betrachten Sie sich nur, was wir seit dem 11. September erreicht haben. Präsident Bush hat eine umfassende Koalition gegen den Terror zusammengestellt, die zu einem Paradebeispiel für diplomatische und militärische Zusammenarbeit geworden ist. Er leitet diese Koalition mit großer Beständigkeit, arbeitet mit alten Bündnispartnern zusammen, sucht neue, konsultiert jeden Tag andere Politiker, schafft die Grundlagen für eine dauerhafte, einheitliche und erfolgreiche Kampagne. Unsere Nachrichtendienste,
Strafverfolgungsbehörden und Ministerien haben trotz der durch
unterschiedliche Rechtssysteme entstandenen Herausforderungen entscheidende
Fortschritte bei der Zusammenarbeit erzielt, die den Terroristen künftige
Operationen sehr erschweren werden. Deutschland spielte als Gastgeber der Bonner UN-Konferenz eine Schlüsselrolle bei der Bildung einer Übergangsregierung für Afghanistan und trotzte damit allen Erwartungen und Kritikern, die meinten, die verfeindeten Gruppen könnten nie zusammen gebracht und ein Konsens für eine Übergangsregierung in Afghanistan nie erzielt werden. Und dennoch wurde es erreicht und zwar hier in Deutschland mit deutscher Unterstützung. Die deutschen Streitkräfte sind ein wichtiger Teil der Operation Dauerhafte Freiheit und der Schutztruppe in Afghanistan. Deutsche Truppen sind auf dem Balkan stationiert und haben die Führung der Bestrebungen in Mazedonien übernommen; sie bringen Stabilität in eine krisengeschüttelte Region und verschaffen den amerikanischen Truppen Freiraum für Aufgaben andernorts. Es gab einige Kritik an dem Bericht zur Lage der Nation des Präsidenten; Kritik an seinem Gebrauch des Begriffs "Achse des Bösen" in Bezug auf drei bestimmte Länder: Nordkorea, Iran und Irak. Die Europäer müssen verstehen, dass die Ereignisse vom 11. September die Amerikaner grundlegend und unwiderruflich verändert haben. Unsere Zeit der Unschuld, unsere Zeit der Unverletzbarkeit ist nach dem Horror und Schock der Angriffe auf New York und Washington vorüber. Wir hatten das Privileg, von zwei Weltmeeren geschützt zu sein. Unsere Konflikte sowie die Spannungen und Konflikte der Welt waren immer "da drüben". Oft engagierten wir uns "da drüben", um unsere Bündnispartner und Freunde zu unterstützen und zu versuchen, Frieden und Stabilität nach Europa und in die verschiedenen Teile der Welt zu bringen. Aber jetzt fand der Angriff in Amerika statt, und die Amerikaner erlebten etwas, das unsere europäischen Freunden schon erlebt haben - die Tragödie eines Angriffs auf unschuldige Menschen, die Tragödie der Ereignisse in New York und Washington am 11. September. Unsere europäischen Freunde müssen begreifen, dass wir fest entschlossen sind, alles in unserer Macht Stehende, alles Menschenmögliche zu tun, um einen künftigen Angriff zu verhindern. Präsident Bush hat die beispiellose Unterstützung des Kongresses und des amerikanischen Volks. Die Amerikaner sind bei diesem Thema nicht gespalten, abgesehen von einer sehr kleinen Minderheit der intellektuellen Linken und der Presse, aber der Präsident sagte - und damit hat er Recht - dass wir nicht auf zukünftige Angriffe warten werden und können, bevor wir handeln. Einige sagen, wir müssen dem Frieden eine Chance geben. Aber der Grund für die Präventivmaßnahmen ist die Realität der terroristischen Bedrohung. Sie ist global, umfassend und gefährlich. Und sie existiert in vielen Formen und Arten. Während wir hier heute Abend sprechen, versuchen amerikanische Truppen - unterstützt durch Truppen anderer Nationen - noch immer, Afghanistan zu befrieden und die Kräfte der Al Qaida zu besiegen - nichtafghanische Taliban aus der ganzen muslimischen Welt, die sich in einem Gebiet Afghanistans sammeln und gegen unsere Truppen kämpfen. Andere sind womöglich im Nachbarstaat Georgien. Wir haben in vielen Ländern der Welt terroristische Zellen entdeckt. Wir wissen, ihre Anstrengungen sind gegen unschuldige Menschen und Symbole westlicher Werte gerichtet. Ihre Maßnahmen sind keine Vergeltung für angebliches Unrecht oder Armut, sondern auf den Zusammenbruch der Weltwirtschaft, die Förderung politischer Instabilität und die Unterminierung grundlegender Werte, das Schüren von Angst und die Bedrohung unserer Lebensweise ausgerichtet. Trotz unseres beachtlichen Erfolgs in Afghanistan wissen wir, dass terroristische Gruppen weiterhin auf der ganzen Welt operieren. Wir haben kürzlich von Bestrebungen gelesen - die zum Glück verhindert werden konnten - Bombenanschläge auf unsere Botschaften in Paris, Singapur und Rom zu verüben. Wir haben von dem Mann an Bord eines Flugzeugs gelesen, der eine Bombe in seinem Schuh versteckte. Wären die Stewardess und Passagiere nicht so aufmerksam gewesen, hätte ein Bombenanschlag auf ein weiteres Flugzeug verübt werden, und hunderte von Menschen hätten sterben können. Wir haben Terroranschläge auf zwei Botschaften in Afrika erlebt und erlitten, tragische Angriffe, die hunderte von Leben kosteten - sowohl von Amerikanern als auch Einheimischen, die in diesen Botschaften arbeiteten. Eines unserer Schiffe im Jemen wurde angegriffen. Und wir haben Pläne gesehen und verhindert, die Amerikanische und die Deutsche Botschaft in Mazedonien anzugreifen. Und das ist lediglich das, was der Öffentlichkeit bekannt ist. Es geht noch weiter. Daher ist die terroristische Bedrohung für uns real, unmittelbar und aktuell. Und sie hat eine zusätzliche Dimension, die bedeutet, dass wir - wenn aus keinem anderen Grund - handeln müssen. Diese zusätzliche Dimension ist die Präsenz und beunruhigende Möglichkeit und Wirklichkeit der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen. Seit dem Ende des Kalten Kriegs haben Wissenschaftler mit Fachkenntnissen und Einzelpersonen, die diese Waffen an Schurkenstaaten und verbrecherische Gruppen verkaufen, nukleare, chemische und biologische Massenvernichtungswaffen in vielen Teilen der Welt verbreitet. Wir wissen, dass einige Staaten diese Fähigkeiten anderen Staaten und möglicherweise terroristischen Gruppen zur Verfügung stellen oder ihnen aggressiv bei deren Erwerb behilflich sind. Nordkorea, der Iran und der Irak fallen alle in diese Kategorie. In den Händen von Terroristen könnte der Einsatz von Massenvernichtungswaffen bei einem Terrorangriff unvorstellbare Folgen haben. Zwar haben wir das Bild der einstürzenden Türme des World Trade Center noch lebhaft vor Augen, es verblasst allerdings im Vergleich zu dem, was wir erfahren und gesehen hätten, wenn an Bord dieser Flugzeuge am 11. September Massenvernichtungswaffen gewesen wären. Präsident Bush hat die Welt aufgefordert, auf diese Bedrohung zu reagieren. Unser Präsident spricht offen und sehr direkt, ohne Doppeldeutigkeit, aber er sagt die Wahrheit. Angesichts dieser Bedrohung unserer Existenz und der von uns geachteten Werte müssen wir jetzt reagieren und nicht auf den nächsten Terrorangriff warten. "Achse des Bösen" war keine leichtfertige, spontane Äußerung. Sie war sorgfältig ausgewählt, um die Welt zu zwingen, sich der Realität dieser Bedrohung zu stellen und eine Reaktion auszulösen. Sie ähnelt dem, was Ronald Reagan sagte, als er die ehemalige Sowjetunion als das "Reich des Bösen" bezeichnete. Auch dies löste Empörungsrufe aus - in der Presse, in diplomatischen Kreisen, von Regierungen, sogar unter unseren Bündnispartnern - aber das russische Volk hörte die Botschaft und konzentrierte sich auf die Führung seines totalitären Regimes. Wir sind dankbar, in einer Zeit zu leben, in der wir Zeugen des Zusammenbruchs eines totalitären Systems wurden, das Millionen von Menschen so viele Jahre unterdrückte. Die Menschen in Nordkorea, im Iran und im Irak werden die Botschaft von Präsident Bush hören. Erinnern Sie sich an die "Rede der Hoffnung" von Minister Byrnes vom Oktober 1946. Er selbst sagte einer Delegation von US-Senatoren in Paris: "Kern unseres Programms war es, das deutsche Volk für uns zu gewinnen… Es war ein Kampf zwischen uns und Russland um die ideologische Gesinnung…" Um die Gedanken, um die Gesinnung - und das, glaube ich, versucht auch Präsident Bush zu tun. Unsere Reaktion bedeutet nicht automatisch militärische Maßnahmen. Die Menschen haben Schlussfolgerungen gezogen, die zu diesem Zeitpunkt nicht gerechtfertigt sind. Nach Afghanistan sollten wir alle wissen, dass unser Präsident zwar sehr direkt spricht, aber mit Vorsicht und Geduld, nach sorgfältiger Planung und nach Konsultationen mit Freunden und Bündnispartnern - einschließlich Deutschlands - handelt. Er handelt erst nach Berücksichtigung aller Alternativen. Wie er bei seinem Besuch in Südkorea sagte, wünschen wir uns eine friedliche Lösung in Bezug auf Nordkorea. Wir sind bereit zu reden, aber warum hat Nordkorea nicht auf unser Angebot reagiert, sich zusammenzusetzen, zu reden und diese Probleme zu lösen? Unser Außenminister, Colin Powell, sagte: "Wir werden uns jederzeit und an jedem Ort mit den Nordkoreanern treffen." Im Hinblick auf den Iran erklärte der Präsident, dass keine militärischen Maßnahmen vorgesehen sind. Wir versuchen, Kontakt mit moderaten Gruppen im Iran aufzunehmen und ihr Bild von Ayatollah Khomeini und seinem durch die muslimische Religion finanzierten Regime zu ändern, des Regimes eines theokratischen Herrschers, das die Unterstützung einer Minderheit von Iranern genießt, aber die absolute totalitäre Kontrolle über die Mehrheit des Landes hat. Die große Mehrheit der Menschen im Iran begreift und akzeptiert die "nicht verhandelbaren Forderungen der Menschenwürde", die der Präsident im Bericht zur Lage der Nation ausgesprochen und aufgestellt hat: "Rechtsstaatlichkeit, Beschränkung der Macht des Staats, Achtung der Frau, Privatbesitz, Redefreiheit, Gleichberechtigung und religiöse Toleranz." Danach streben wir und dafür kämpfen wir. Trotz gegenteiliger Presseberichte ist bisher keine präsidiale Entscheidung über einen Militärangriff auf Irak gefallen. Es wurde über die Wiederaufnahme von Inspektionen gesprochen, über das Regime, das der Irak in Übereinstimmung mit der UN-Resolution nach dem Ende des Golfkriegs akzeptiert hat. Allerdings verweigerte er dann den UN-Inspektoren den Zutritt. Jetzt verlangen wir wieder den Zutritt für ein verifizierbares, unabhängiges Inspektionsregime unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen, das den Bluff Saddam Husseins offen legt, indem gesagt wird: Wenn das, was Sie sagen, stimmt, dann erlauben Sie unseren Leuten den Zutritt zur Verifizierung. Wir können und wollen die aktuelle Terrorherrschaft sowie die Stationierung und Entwicklung von Massenvernichtungswaffen, die momentan im Irak stattfindet, nicht tolerieren. Wir können nicht warten, bis der Irak eine neue Gräueltat verübt. Bei alledem brauchen wir die Unterstützung Deutschlands und die Unterstützung Europas. Ich denke, wir stimmen alle überein, dass die Bedrohung sehr real und die Entwicklung und das Streben nach dem Besitz von Massenvernichtungswaffen eine Tatsache ist. Die Nationen Europas können dieses elementare Problem durch ihre Kontakte zum Iran, dem Irak und Nordkorea ansprechen. Wir können das nicht allein tun. Wir können diesen Krieg gegen den Terrorismus nicht allein gewinnen. Wir benötigen Zusammenarbeit und nachrichtendienstliche Informationen - sowie Erkenntnisse aus den Bereichen Strafverfolgung, Grenzkontrolle und Finanzen. Alles dies ist entscheidend für die Beseitigung terroristischer Zellen in Europa und darüber hinaus. Und diejenigen, die fragen, ob wir keine Alternative zu Gewalt haben (und natürlich ist der Einsatz von Gewalt immer unser letzter Ausweg, nicht die erste Wahl), fragen wir: Wenn alles andere fehlschlägt, was sollen wir dann gegen Staaten tun, die Terroristen Zuflucht gewähren und aggressiv den Besitz von Massenvernichtungswaffen anstreben? Was ist die Alternative? Sollen wir einen erneuten Angriff abwarten, bevor wir weitere Maßnahmen ergreifen? Wir müssen uns nicht in jedem Punkt, bei jeder Strategie einig sein, aber ich denke, es ist wichtig, die Meinungsverschiedenheiten in der Familie zu halten - denn wir sind eine Familie - statt sie über die Weltpresse auszutragen. Abschließend möchte ich den Skeptikern, die das Gegenteil behaupten, sagen, dass sowohl europäische als auch amerikanische Regierungen mit ungeahnter Energie und Konzentration reagieren und tatsächlich gemeinsames Terrain finden können. Wenn unsere Prinzipien übereinstimmen, können wir flexible Lösungen für die charakteristischen Unterschiede unserer rechtlichen und politischen Systeme finden. Von der Diplomatie bis zur Strafverfolgung sind diese Beziehungen - in normalen Zeiten unbemerkt - das Bindeglied, das die transatlantischen Beziehungen einzigartig macht. In einem vor kurzem im Wall Street Journal erschienen Leitartikel wurde es gut ausgedrückt: "Letztlich teilen die Vereinigten Staaten und Europa einen Katalog gemeinsamer politischer und sozialer Werte ebenso wie bedeutende wirtschaftliche Bande, die über drei Jahrhunderte der Unabhängigkeit geschaffen wurden. Kein interner Disput sollte das je ändern dürfen." Präsident Bush, Außenminister Powell und UN-Generalsekretär Kofi Annan haben alle wiederholt gesagt, dass aus dem Bösen Gutes entstehen kann, dass das Potenzial für internationale Zusammenarbeit bei einem breiten Spektrum von Themen nie größer war. Sie sprachen von Hoffnung - vielleicht in einem anderen Zusammenhang als Außenminister Byrnes vor 55 Jahren, aber ebenso berechtigt. Seit der Gründung der ersten deutsch-amerikanischen Freundschaftsclubs vor Jahren in der amerikanischen Besatzungszone sind Einrichtungen wie das Byrnes-Institut Orte, an denen wir uns treffen und wichtige Probleme erörtern konnten. Ich bin gewiss dankbar, sehr dankbar für die Gelegenheit, heute Abend hier bei Ihnen zu sein und über ein Thema zu sprechen, das von entscheidender Bedeutung für die Zukunft unserer beiden Länder ist, für die Zukunft Europas und die Zukunft der Welt. Ich danke Ihnen für Ihre Geduld. Meine Freunde, vielen
Dank. |
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U.S. Diplomatic Mission to Germany/Public
Affairs/Information Resource Centers Aktualisiert: August 2002 |