Antrittsrede von Präsident Bush anlässlich des Beginns seiner zweiten Amtszeit Washington, DC, 20. Januar 2005
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Vizepräsident Cheney, Herr Präsident des Obersten Gerichtshofs, Präsident Carter, Präsident Bush, Präsident Clinton, Mitglieder des amerikanischen Kongresses, hochwürdige Geistliche, verehrte Gäste, liebe Mitbürger: An diesem Tag, der durch das Gesetz vorgeschrieben und von Zeremonien geprägt ist, feiern wir die grenzenlose Weisheit unserer Verfassung und erinnern uns an die tiefen Verpflichtungen, die unser Land einen. Ich bin dankbar für diese Ehre, bin mir der folgenschweren Zeiten, in denen wir leben, bewusst, und entschlossen, den Eid zu erfüllen, den ich geschworen habe und dessen Zeugen Sie waren. Bei diesem zweiten Zusammentreffen werden unsere Aufgaben nicht durch die von mir verwendeten Worte bestimmt, sondern durch die Geschichte, die wir zusammen erlebt haben. Ein halbes Jahrhundert lang verteidigten die Vereinigten Staaten ihre eigene Freiheit, indem wir weit entfernte Grenzen bewachten. Dem Scheitern des Kommunismus folgten Jahre relativer Ruhe, Jahre der Erholung, Jahre des Pausierens – und dann kam der Tag des Feuers. Wir haben unsere Verletzlichkeit gesehen – und wir haben den Grund dafür erkannt. Denn solange ganze Regionen der Welt in Groll und Tyrannei vor sich hin gären, anfällig für Ideologien, die Hass nähren und Mord entschuldigen, wird Gewalt wachsen, deren zerstörerische Kraft sich über die bewachtesten Grenzen hinweg vervielfacht und eine tödliche Gefahr birgt. Es gibt nur eine Kraft in der Geschichte, die die Herrschaft von Hass und Groll brechen, die Anmaßung von Tyrannen entlarven und die Hoffnung der Aufrechten und Toleranten belohnen kann: das ist die Kraft, die aus der Freiheit der Menschen entspringt. Die Ereignisse und unser gesunder Menschenverstand lassen eine Schlussfolgerung zu: Das Überleben der Freiheit in unserem Land hängt immer mehr vom Erfolg der Freiheit in anderen Ländern ab. Die beste Hoffnung für Frieden in unserer Welt liegt in der Ausbreitung von Freiheit überall in der Welt. Amerikas existenzielle Interessen entsprechen nun unseren tiefsten Überzeugungen. Seit dem Tag unserer Gründung haben wir verkündet, dass jeder Mensch auf dieser Welt Rechte und Würde und einen unvergleichbaren Wert hat, da er als Ebenbild des Schöpfers von Himmel und Erde geschaffen wurde. Über Generationen hinweg haben wir das Gebot der Selbstverwaltung verkündet, da niemand als Gebieter geschaffen wurde und niemand es verdient, ein Sklave zu sein. Das Vorantreiben dieser Ideale ist die Mission, die unsere Nation entstehen ließ. Das ist die ehrwürdige Errungenschaft unserer Väter. Heute ist das dringend erforderlich für die Sicherheit unseres Landes. Das ist der Ruf unserer Zeit. Deswegen ist es die politische Strategie der Vereinigten Staaten, demokratische Bewegungen und Institutionen in jedem Land und jeder Kultur zu suchen und ihre Entwicklung zu unterstützen, um letztendlich die Tyrannei in der Welt zu beenden. Das muss nicht in erster Linie durch den Einsatz von Waffen geschehen, wir werden jedoch uns und unsere Freunde immer mit Waffen verteidigen, wenn dies erforderlich ist. Freiheit muss ihrer Natur gemäß von den Bürgern gewählt und verteidigt und durch Rechtsstaatlichkeit und den Schutz von Minderheiten aufrechterhalten werden. Und wenn die Seele einer Nation endlich spricht, können die entstehenden Institutionen Bräuche und Traditionen wiederspiegeln, die stark von den unseren abweichen. Die Vereinigten Staaten werden Unfreiwilligen nicht ihren Regierungsstil aufzwingen. Unser Ziel ist es vielmehr, anderen dabei zu helfen, ihre Stimme zu finden, ihre eigene Freiheit zu erreichen und ihren eigenen Weg zu gehen. Das große Ziel der Beendigung der Tyrannei bedarf der geballten Arbeit von Generationen. Die Schwierigkeit der Aufgabe ist keine Entschuldigung dafür, ihr aus dem Weg zu gehen. Amerikas Einfluss ist nicht grenzenlos. Aber zum Glück für die Unterdrückten ist unser Einfluss bedeutend und wir werden ihn im Einsatz für die Freiheit selbstbewusst anwenden. Meine oberste Aufgabe ist der Schutz dieser Nation und ihrer Bürger vor weiteren Angriffen und entstehenden Bedrohungen. Manche haben törichterweise die amerikanische Entschlossenheit in Frage gestellt und mussten feststellen, dass sie unerschütterlich ist. Wir werden jedem Herrscher und jedem Land die Entscheidung beharrlich erklären: die moralische Entscheidung zwischen Unterdrückung, die immer falsch ist, und Freiheit, die immerwährend richtig ist. Die Vereinigten Staaten werden nicht vortäuschen, dass inhaftierte Dissidenten ihre Ketten bevorzugen, dass Frauen Verspottung und Knechtschaft mögen oder dass irgendein Mensch auf Gedeih und Verderb einem Tyrannen ausgeliefert sein will. Wir werden Reformen anderer Regierungen ermutigen, indem wir deutlich machen, dass erfolgreiche Beziehungen mit den Vereinigten Staaten die anständige Behandlung der eigenen Bevölkerung voraussetzen. Der amerikanische Glaube an die Menschenwürde wird unsere Politik leiten. Rechte müssen jedoch mehr als die zähneknirschenden Eingeständnisse von Diktatoren sein, sie müssen durch freie Meinungsäußerung und die Mitwirkung der Regierten gesichert sein. Langfristig gibt es ohne Freiheit keine Gerechtigkeit und auch keine Menschenrechte. Manche, wie ich weiß, haben die globale Wirkung der Freiheit in Frage gestellt, obwohl diese Zeit in der Geschichte - vierzig Jahre der schnellsten Verbreitung von Freiheit, die es je gab - eine seltsame Zeit zum Zweifeln ist. Vor allem Amerikaner sollten nie über die Kraft unserer Ideale erstaunt sein. Nach und nach erreicht der Ruf der Freiheit Herz und Verstand aller Menschen. Wir akzeptieren die Existenz ständiger Tyrannei nicht, weil wir die mögliche Aussicht ständiger Sklaverei nicht akzeptieren. Die Freiheit kommt zu denen, die sie lieben. Heute wenden die Vereinigten Staaten sich erneut an alle Völker der Welt: Alle, die in Tyrannei und Hoffnungslosigkeit leben, sollen wissen: Die Vereinigten Staaten werden Ihre Unterdrückung oder die Ausflüchte Ihrer Unterdrücker nicht hinnehmen. Wenn Sie für Ihre Freiheit einstehen, stehen wir an Ihrer Seite. Demokratische Reformer, denen Unterdrückung, Gefängnis oder Exil droht, sollen wissen: Amerika sieht Sie als das, was Sie sind: die künftigen Anführer Ihres befreiten Landes. Die Herrscher von geächteten Regimes sollen wissen, dass wir immer noch glauben, was Abraham Lincoln einst sagte: "Menschen, die anderen Menschen Freiheit verwähren, verdienen sie selber nicht, und können sie unter der Herrschaft eines gerechten Gottes auch nicht lange für sich in Anspruch nehmen." Regierungsführer, die seit langer Zeit ihr Land kontrollieren, müssen wissen: Um seinen Bürgern dienen zu können, muss man lernen, Ihnen zu vertrauen. Wenn Sie sich auf diesen Weg des Fortschritts und der Gerechtigkeit begeben, werden die Vereinigten Staaten Sie begleiten. Und alle Verbündeten der Vereinigten Staaten sollen wissen: Wir honorieren Ihre Freundschaft, wir brauchen Ihren Rat und wir sind auf Ihre Hilfe angewiesen. Uneinigkeiten zwischen freien Nationen sind das Hauptziel der Feinde der Freiheit. Die gemeinsamen Anstrengungen der freien Nationen zur Förderung der Demokratie sind der Beginn der Niederlage unserer Feinde. Heute wende ich mich auch aufs Neue an meine Mitbürger: Ich habe von Ihnen allen Geduld bezüglich der schweren Aufgabe der Sicherung der Vereinigten Staaten gefordert, und Sie haben mir ausreichend Geduld gewährt. Unser Land hat Verpflichtungen angenommen, die schwer zu erfüllen sind. Von diesen Verpflichtungen abzuweichen wäre unehrenhaft. Weil wir in der großen Befreiungstradition dieses Landes handelten, haben Millionen von Menschen die Freiheit erlangt. Und da Hoffnung wiederum Hoffnung weckt, werden noch Millionen von Menschen ihre Freiheit erlangen. Mit unseren Anstrengungen haben wir ein Feuer entzündet – ein Feuer in den Köpfen der Menschen. Es wärmt die, die seine Macht spüren, es verbrennt jene, die gegen seine Verbreitung ankämpfen, und eines Tages wird das ungezügelte Feuer der Freiheit auch die dunkelsten Ecken unserer Welt erreichen. Einige Amerikaner haben die schwersten Aufgaben in dieser Mission übernommen – die stille Arbeit der Nachrichtendienste und der Diplomatie, die idealistische Aufgabe der Unterstützung freier Regierungen, die gefährliche und notwendige Aufgabe des Kampfes gegen unsere Feinde. Manche haben ihre Ergebenheit ihrem Land gegenüber durch einen Tod erwiesen, der ihr ganzes Leben ehrt – und wir werden ihre Namen und ihre Opfer stets in Ehren halten. Alle Amerikaner waren Zeugen dieses Idealismus, einige zum ersten Mal. Ich fordere unsere jüngsten Mitbürger auf, den sichtbaren Beweisen zu glauben. Sie haben das Pflichtbewusstsein und die Treue in den entschlossenen Gesichtern unserer Soldaten gesehen. Sie haben gesehen, dass das Leben zerbrechlich, das Böse real und Mut siegreich ist. Treffen Sie die Entscheidung, für eine Sache zu dienen, die größer als alle Ihre Wünsche ist, größer als Sie selbst – und Sie werden nicht nur zum Wohlstand unseres Landes, sondern auch zu seinem Wesen beitragen. Die Vereinigten Staaten benötigen Idealismus und Mut, da wir in unserem Land einer wichtigen Aufgabe gegenüberstehen – die noch nicht vollendete Aufgabe der amerikanischen Freiheit. In einer Welt, die der Freiheit entgegengeht, sind wir entschlossen, die Bedeutung und Verheißung der Freiheit zu demonstrieren. Gemäß des amerikanischen Ideals der Freiheit erlangen die Bürger die Würde und Sicherheit wirtschaftlicher Unabhängigkeit, anstatt am Rande des Existenzminimums arbeiten zu müssen. Dies ist der weitere Sinn der Freiheit, die zum Homestead Act (Gesetz über Landerwerb), zum Social Security Act (Sozialversicherungsgesetz) und zum G.I. Bill of Rights (Gesetz über die Ausbildungsfinanzierung von Kriegsveteranen) führte. Und jetzt werden wir diese Vision erweitern und bedeutende Institutionen reformieren, so dass sie den Bedürfnissen unserer Zeit entsprechen. Um jeden Amerikaner an der Zukunft unseres Landes teilhaben zu lassen, werden wir in unseren Schulen die besten Standards einführen und eine Gesellschaft von Eigentümern aufbauen. Wir werden den Besitz von Häusern und Unternehmen sowie Rentenersparnisse und Krankenversicherungen fördern – so dass die Amerikaner auf die Herausforderungen des Lebens in einer freien Gesellschaft vorbereitet sind. Indem jeder Bürger und jede Bürgerin für sein oder ihr eigenes Schicksal frei verantwortlich ist, werden wir den Amerikanern eine größere Freiheit von Not und Angst verleihen und unsere Gesellschaft wohlhabender und gerechter machen. Beim amerikanischen Ideal der Freiheit steht der Charakter der einzelnen Menschen im Vordergrund – Integrität, Toleranz gegenüber anderen und die Leitung durch unser Gewissen in unserem Leben. Selbstverwaltung stützt sich letztlich auf den Einzelnen. Die Charakterbildung erfolgt in Familien, wird in Gemeinschaften mit Regeln unterstützt und in unserem Zusammenleben als Nation durch die Wahrheiten von Sinai, die Bergpredigt, die Worte des Koran und die vielfältigen Glaubensrichtungen unserer Bürger aufrechterhalten. Jede Generation von Amerikanern entwickelt sich weiter, indem sie die guten und wahren Überlieferungen aus der Vergangenheit bestätigt – die Ideale der Gerechtigkeit und des Benehmens, die gestern die gleichen waren wie heute und in der Zukunft. Gemäß dem amerikanischen Freiheitsideal wird das Ausüben von Rechten durch Diensterfüllung und Gnade und ein Herz für schwache Menschen geadelt. Freiheit für alle bedeutet nicht Unabhängigkeit von einander. Unsere Nation stützt sich auf Frauen und Männer, die sich um einen Nachbarn kümmern und vom Wege Abgekommene mit Liebe umgeben. Die Amerikaner schätzen das Leben, das wir ineinander sehen, und müssen sich immer daran erinnern, dass auch die Unerwünschten einen Wert in unserer Gesellschaft haben. Unser Land muss außerdem alle rassistischen Gewohnheiten abschaffen, da wir nicht gleichzeitig die Botschaft der Freiheit mit der Last der Bigotterie verbreiten können. Aus der Perspektive eines einzigen Tages gesehen, wie etwa dieser ehrwürdige Tag, erscheinen die unserem Land bevorstehenden Probleme und Fragen gewaltig. Aus der Perspektive von Jahrhunderten betrachtet beschränken sich die wichtigen Fragen auf einige wenige: Hat unsere Generation die Sache der Freiheit vorangetrieben? Und hat unser Charakter diese Mission unterstützt? Diese Fragen, die ein Urteil über uns treffen, vereinen uns auch, da Amerikaner jeder Partei und Herkunft, Amerikaner aus freier Wahl und Amerikaner von Geburt an in ihrem Streben nach Freiheit einander verbunden sind. Es gab Meinungsverschiedenheiten, die überwunden werden müssen, damit wir weiter an unseren großen Zielen arbeiten können – und ich werde in gutem Glauben danach streben, sie zu überwinden. Aber diese Kluft definiert die Vereinigten Staaten nicht. Wir alle haben den Zusammenhalt und die Kameradschaft in unserer Nation gespürt, als die Freiheit angegriffen wurde, und unsere Reaktion erfolgte geschlossen und beherzt. Wir können die selbe Einheit und den selben Stolz fühlen, wenn die Vereinigten Staaten sich für das Gute einsetzten, wenn den Opfern einer Katastrophe Hoffnung gegeben wird, den Ungerechten Gerechtigkeit wiederfährt und die Gefangenen freigelassen werden. Wir gehen mit dem festen Vertrauen, dass die Freiheit letzten Endes triumphiert, in die Zukunft. Nicht, weil die Geschichte sich auf den Rädern der Unvermeidbarkeit fortbewegt, sondern weil die Entscheidungen von Menschen historische Ereignisse beeinflussen. Nicht, weil wir uns für eine auserwählte Nation halten - Gott bewegt und entscheidet nach seinem eigenen Willen. Wir haben Vertrauen, da Freiheit die ständige Hoffnung der Menschheit ist, der Hunger an dunklen Orten, die Sehnsucht der Seele. Als die Gründer dieses Landes ein neues Zeitalter ausriefen, als Soldat um Soldat für eine auf Freiheit basierende Union starb, als Bürger in friedlicher Empörung unter dem Banner "Freedom Now" marschierten, wurden sie dabei von einer alten Hoffnung angetrieben, die erfüllt werden soll. Im Laufe der Geschichte ist die Gerechtigkeit mal stärker, mal schwächer ausgeprägt. Aber die Geschichte hat auch eine sichtbare Richtung, die von der Freiheit und dem Verfasser der Freiheit vorgegeben ist. Als die Unabhängigkeitserklärung zum ersten Mal öffentlich verlesen und die Liberty Bell zu ersten Mal feierlich geläutet wurde, sagte ein Zeitzeuge: "Sie läutete, als bedeute sie etwas Wichtiges." Heute bedeutet sie immer noch etwas Wichtiges. In diesem jungen Jahrhundert verkünden die Vereinigten Staaten überall und für alle Menschen auf der Welt die Freiheit. Neu gestärkt, erprobt, aber nicht ermüdet, sind wir bereit für die größten Errungenschaften in der Geschichte der Freiheit. Möge Gott Sie segnen und möge er über die Vereinigten Staaten von Amerika wachen. . |
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U.S. Diplomatic Mission to Germany/Public
Affairs/Information Resource Centers Aktualisiert: Februar 2005 |