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Pressekonferenz mit US-Präsident Bush und Bundeskanzlerin Merkel

Weißes Haus, Washington
13. Januar 2006

 

English

PRÄSIDENT BUSH: Es ist eine außerordentliche Ehre, Bundeskanzlerin Merkel im Weißen Haus herzlich willkommen zu heißen.

Wir haben soeben eine sehr konstruktive Diskussion geführt. Ich habe zunächst alle darum gebeten, den Saal zu verlassen. Wir haben eine Unterhaltung über unsere Ansätze, Philosophien und Hoffnungen geführt, aber auch über unseren Wunsch zusammenzuarbeiten, um wichtige Ziele für die Welt zu erreichen. Allem voran ist das der Friede.

Wir teilen gemeinsamen den tiefen Wunsch, denjenigen zu helfen, die leiden. Die Hungernden sind uns wichtig, aber auch diejenigen, die krank sind. Deutschland ist ein sehr wertvoller und hoch geschätzter Verbündeter. Unsere Freundschaft ist uns sehr wichtig. Wir haben gemeinsame Werte, die wir miteinander (verfolgen), und zwar auf der Grundlage der Menschenrechte, der Rechtsstaatlichkeit, der Freiheit der Religionsausübung und der Pressefreiheit.

Wir haben ebenfalls sehr wichtige Aufgaben vor uns, so z. B. beim Thema Iran. Wir haben etwas Zeit damit verbracht, die Lage des Irans zu besprechen, wo wir eine diplomatische Lösung anstreben, indem wir miteinander zusammenarbeiten. Wir haben ebenfalls über den Kampf gegen den Terrorismus gesprochen. Ich habe der Bundeskanzlerin mitgeteilt, dass es weiterhin einen Feind gibt, der dem amerikanischen Volk und anderen Schaden zufügen möchte. Der Feind lauert. Wir müssen natürlich nachrichtendienstliche Informationen miteinander austauschen, sodass wir unsere Bevölkerungen schützen können. Es gibt in der Tat diese Bedrohung. Ich habe als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika alles in meiner Macht Stehende zu tun, um die Bevölkerung zu schützen. Das ist eine Aufgabe, die man alleine nicht bewältigen kann.

Wir haben auch über die Lage auf dem Balkan gesprochen. Ich habe der Bundeskanzlerin für den Beitrag zu Afghanistan gedankt. Afghanistan stand früher unter der brutalen Herrschaft der Taliban. Sie haben Werte verfolgt, die genau gegensätzlich zu den Werten des amerikanischen Volkes stehen. Jetzt sehen sie das Licht der Freiheit. Demokratie führt zu Frieden. Es ist auch wichtig, dass die Demokratie in Afghanistan Erfolg hat. Ich möchte dem deutschen Volk und der deutschen Regierung für diese Beiträge danken.

Wir haben auch über den Irak gesprochen. Es hat natürlich Meinungsverschiedenheiten gegeben. Es war ein schwieriges Thema in unseren Beziehungen. Das verstehe ich. Aber trotz dieser Unterschiede teilen wir den gemeinsamen Wunsch, dass das irakische Volk in Freiheit und Frieden leben kann.

Wir haben auch über die Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten gesprochen. Wir wünschen natürlich Ariel Scharon eine gute Genesung. Die Lage der Menschen in diesen Regionen ist uns sehr wichtig. Wir hoffen, dass es zu einer Lösung kommen wird.

Wir haben auch über die NATO als Grundlage unserer kollektiven Verteidigung gesprochen. Wir haben auch über die Bedeutung der Handelsbeziehungen und der Wirtschaft gesprochen, sodass Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks auch gut bezahlte Arbeitsplätze finden können.

Wir haben ein sehr ausführliches Gespräch über viele Themen miteinander geführt. Das haben wir getan, weil wir sehr viele Themen miteinander teilen. Es gibt auch sehr viele Themen. Unsere Zusammenarbeit ist zu ihrer Bewältigung notwendig. Ich schätze sehr die offene Diskussion und den Anfang einer sehr wichtigen Beziehung auch im Interesse unserer Völker. Herzlich willkommen!

BUNDESKANZLERIN DR. MERKEL: Wir hatten ein offenes, freundschaftliches und vertrauensvolles Gespräch, das auf einer langen Geschichte der deutsch-amerikanischen Beziehungen beruht, aber das vielleicht auch ein neues Kapitel in den deutsch-amerikanischen Beziehungen aufschlagen kann. Es ist der Antrittsbesuch von mir als Bundeskanzlerin, die eine neue Bundesregierung vertritt.

Ich habe deutlich gemacht, dass wir zwei Ziele verfolgen. Einmal wollen wir in unserer innenpolitischen Agenda die wirtschaftliche Kraft Deutschlands stärken und angesichts der Globalisierung soziale Interessen der Menschen in unserem Land mit wirtschaftlicher Stärke zusammenbringen. Ich glaube, dass es eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten gibt, weil die tragende Überzeugung natürlich ist, dass wir nicht in "Isolationismus" verfallen dürfen, wie es durchaus Tendenzen innerhalb der Europäischen Union gibt, sondern dass wir offen sein müssen, den Wettbewerb annehmen müssen und dass wir alle Voraussetzungen haben, die Menschen in unserem Land dazu zu bringen, dass sie daran glauben, dass auch unter den Herausforderungen der Globalisierung Wohlstand und soziale Sicherheit möglich sind.

Zweitens. Neben der innenpolitischen Dimension will Deutschland natürlich ein verlässlicher Partner in der Welt, aber genauso in Europa sein. Dazu gehören große und kleine Länder in Europa. Wir haben über die Chancen der Europäischen Union gesprochen. Ich bin der Überzeugung, dass es ganz offensichtlich ist, dass die Länder, die in der westlichen Welt den gleichen Werten verpflichtet sind, gegenseitig aufeinander angewiesen sind. Für Deutschland möchte ich deutlich machen, dass die Tatsache, dass wir in der gesamten Zeit des Kalten Krieges, also über 40 Jahre an die Werte von Freiheit geglaubt haben, die Grundlage dafür war, dass zum Schluss die deutsche Einheit stattfinden konnte. Das Angebot von Präsident Bush senior "partnership in leadership" war ein großartiges Angebot, von dem ich glaube, dass wir es in den nächsten Jahren als Deutsche auch weiter ausfüllen müssen, dass darin für uns Chancen liegen und dass das zutiefst in unserem Interesse ist.

Was heißt "unser Interesse"? Das heißt, dass wir uns den Themen, die sich auf der Welt öffnen, (stellen müssen). Dazu gehört, dass nach der Bedrohung des Kalten Krieges ganz eindeutig der Terrorismus die große Bedrohung des 21. Jahrhunderts ist. Es gibt hier eine gemeinsame Einschätzung über die Art und Gefährlichkeit dieser Bedrohung. Es gibt sicherlich immer wieder unterschiedliche Meinungen auch über die Fragen, wie man mit dieser Bedrohung klar kommen kann. Aber es gilt erst einmal, auch die Gemeinsamkeiten herauszustellen. Da nenne ich Afghanistan und das deutsche Engagement. Es ist völlig richtig, dass wir uns dort engagieren. Wir haben ein riesiges Interesse daran, und zwar auch mit Blick auf den Iran und die gesamte Region, dass sich im Irak demokratische und sichere Strukturen etablieren können. Deutschland wird sich trotz der Tatsache, dass keine deutschen Soldaten im Irak eingesetzt werden, dieser Aufgabe auch verpflichtet fühlen. Wir zeigen dies auch durch verschiedene Engagements.

Wir haben über den Balkan gesprochen. Ich glaube, dass die europäische Perspektive für die Länder des Balkans die einzige Perspektive ist, die Sicherheit verspricht und dass es deshalb wichtig ist, dass Europa sich hier verstärkt engagiert. Für mich ist die NATO der Ort, an dem wir auch die politisch-strategischen Fragen diskutieren müssen, die etwas mit dem militärischem Bündnis und mit den militärischen Notwendigkeiten zu tun haben.

Wir haben durchaus auch darüber gesprochen, dass es zum Teil etwas unterschiedliche Einschätzungen gibt. Ich habe das am Beispiel von Guantanamo deutlich gemacht. Aber ich glaube, dass zum Schluss zählt, dass wir zu einer Situation zurückfinden, in der wir offen über alle Probleme sprechen. Das meine ich jetzt nicht nur mit Blick auf die Bekämpfung des Terrorismus, sondern das meine ich im Hinblick auf die gesamte Breite, auch auf die Handelsbeziehungen, auf unseren Umgang mit China und mit Russland und auf unsere strategischen Partnerschaften, die wir als westliche Wertegemeinschaft pflegen. Deshalb bin ich sehr froh, dass es eine Übereinstimmung darüber gibt. Wir müssen unsere Kontakte intensivieren und deutlich machen, dass wir über die Probleme sprechen müssen.

Ich glaube, ein sehr erfolgreiches Kapitel hat in den letzten Monaten und Jahren auch im Umgang mit dem Iran begonnen. Es ist gerade aus deutscher Sicht vollkommen inakzeptabel, was der Iran an Positionen im Blick auf die deutsche Geschichte und im Umgang mit dem Holocaust und der Infragestellung des Existenzrechts von Israel vertritt. Insofern ist es ein ermutigender Prozess, dass die E3, also Frankreich, Großbritannien und Deutschland, gemeinsam mit den Vereinigten Staaten hier aktiv werden. Es ist unser Interesse, dass wir möglichst viele andere Länder davon überzeugen, dass wir einen gemeinsamen Weg gehen müssen, um der diplomatischen Lösung eine Chance zu geben, aber um auch deutlich zu machen, dass wir uns nicht von einem Land wie dem Iran einschüchtern lassen.

Ich sehe aufgrund unseres Gesprächs eine gute Grundlage dafür, dass wir uns intensiv austauschen werden, dass wir große Chancen haben, unsere Wirtschafts-, Forschungs- und internationale Beziehungen, aber auch unsere außenpolitischen Beziehungen zu intensivieren. Ich freue mich, dass das heute ein guter Anfang war.

FRAGE: Herr Präsident, Frau Bundeskanzlerin Merkel hat gesagt, dass das Gefangenenlager in Guantanamo nicht auf Dauer bestehen bleiben darf. Sind Sie bereit, in der nahen Zukunft das Lager zu schließen?

Frau Bundeskanzlerin, welche Ansichten haben Sie hinsichtlich Guantanamo?

PRÄSIDENT BUSH: Frau Merkel hat natürlich das Thema angesprochen. Ich verstehe durchaus, warum sie das getan hat, denn es gibt einige falsche Einschätzungen, was Guantanamo betrifft. Ich lade die Journalisten dazu ein, Guantanamo zu besuchen und zu sehen, wie es den Häftlingen dort geht. Das sind Kämpfer, die auf dem Schlachtfeld gefangen wurden. Einige sind auch schon frei gelassen worden. Ich möchte Fortschritte sehen, und zwar vor allem durch den juristischen Weg. Der beste Weg sind meiner Meinung nach die Militärgerichte. Jetzt wird darüber entschieden, ob das der richtige Weg für ein Land ist, das auch ein Rechtsstaat ist.

Es ist notwendig, dass es Guantanamo zum Schutz des amerikanischen Volkes gibt. Solange es die Bedrohung durch den Terrorismus gibt, werden wir natürlich diejenigen auch inhaftieren müssen, die der amerikanischen Bevölkerung Schaden zufügen möchten. Die humane Behandlung ist von größter Bedeutung. Es wird letztendlich eine Entscheidung durch die Gerichte geben. Wir warten auch darauf.

BUNDESKANZLERIN DR. MERKEL: Wir haben das Thema in der Tat offen angesprochen. Ich glaube, dass es nur eine Facette des gesamten Kampfes gegen den Terrorismus ist. Ich habe sehr deutlich gemacht, dass ich die Gefährdungseinschätzung vollkommen teile und dass natürlich auch die Bundesrepublik Deutschland, genauso wie andere europäische Länder, Vorschläge machen muss, wie wir z. B. mit Gefangenen umgehen, die sich keinerlei Recht verpflichtet fühlen, und wie wir auch mit Staaten umgehen, in denen Strukturen nicht existieren. Ich glaube, dass wir auch über die internationalen völkerrechtlichen Möglichkeiten miteinander sprechen und diskutieren sollten. Ich hoffe, dass wir es auch schaffen werden, dass die UNO noch stärker der Ort wird, an dem solche Fragen diskutiert werden können.

Ich denke, das wird ein permanenter Austausch zwischen unseren Ländern sein, in dem wir über den besten Weg für diese Dinge ringen. Dieses Ringen muss in dem Geist stattfinden, dass wir uns den gemeinsamen Werten verpflichtet fühlen und dass wir das von einem gemeinsamen Fundament aus tun. Ich sehe dafür allerbeste Voraussetzungen, auch wenn es im Detail manchmal unterschiedliche Bewertungen gibt.

FRAGE LIMBOURG: Herr Präsident, das Thema Iran haben Sie miteinander besprochen. Sind Sie für Sanktionen gegen den Iran durch den Sicherheitsrat? Wie sollen diese Sanktionen aussehen? In Deutschland wird zurzeit darüber diskutiert, dass BND-Mitarbeiter im Irak während des Krieges waren. Haben nach Ihrem Wissen die deutschen Nachrichtendienste den Amerikanern geholfen?

PRÄSIDENT BUSH: Zur zweiten Frage: Nein, darüber habe ich keine Informationen, auch keine Informationen der Nachrichtendienste. Die Bundeskanzlerin hat natürlich das Thema angesprochen. Ich hatte darüber keine Informationen. Ich habe heute Morgen zum ersten Mal davon gehört. Das ist die Wahrheit.

Ihre erste Frage betraf den Iran. Ich möchte natürlich der Entscheidung des Sicherheitsrats nicht vorgreifen. Aber ich erkenne durchaus, dass es logisch ist, dass dieses Land vor den Sicherheitsrat gebracht wird, denn es handelt sich um ein Land, das den diplomatischen Weg abgelehnt hat.

Ich möchte das wie folgt formulieren: Der Sicherheitsrat ist Teil eines diplomatischen Prozesses. Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben diesen Weg eingeschlagen und auch die Interessen von sehr vielen Ländern vertreten, darunter die Vereinigten Staaten. Sie haben auch klar gemacht, dass die Entwicklung bzw. das Know-How in Bezug auf eine Atomwaffe nicht akzeptabel ist. Der Grund, warum das inakzeptabel ist, ist folgender: Ein mit Nuklearwaffen bewaffneter Iran stellt eine große Bedrohung für die Welt dar. Länder wie wir haben die Pflicht, zusammenzuarbeiten und aktiv vorzugehen, um ein gemeinsames Signal gegenüber den Iranern zu formulieren, dass ihr Verhalten, im Geheimen eine Nuklearwaffe zu entwickeln, inakzeptabel ist. Deutschland hat eine außerordentlich konstruktive Rolle bei diesem Dialog gespielt. Ich möchte der Bundeskanzlerin dafür danken, dass dieser Dialog fortgesetzt wird.

Wir arbeiten sehr eng miteinander zusammen, wie wir vorgehen können. Die Diskussion über Strategien wird wichtig sein, ehe wir eine gemeinsame Erklärung dazu abgeben. Wir haben beim heutigen Gespräch ziemlich viel Zeit (auf das) Thema (verwendet). Ich weiß auch, dass Condoleezza Rice bei ihren Gesprächen mit der deutschen Regierung auch sehr viel Zeit für die Entwicklung einer Strategie verwendet hat, sodass wir hier das Ziel erreichen können, dass die Iraner keine Atomwaffe besitzen.

Ich möchte Sie nur daran erinnern, dass der derzeitige Präsident im Iran bekannt gegeben hat, dass die Zerstörung Israels ein wichtiger Bestandteil der iranischen Agenda ist. Das ist inakzeptabel. Die Entwicklung einer Atomwaffe würde sie einen weiteren Schritt in Richtung dieses Ziels bringen. So scheint mir die Lage zu sein. Wir haben natürlich die Pflicht zusammenzuarbeiten, um den Frieden zu wahren. Das versuchen wir derzeit auf einem diplomatischen Weg.

FRAGE: Der Botschafter Chinas sagt, dass die Befassung des Sicherheitsrats mit dem Thema die Lage vielleicht komplizierter macht. Wie sieht der zeitliche Rahmen aus?

PRÄSIDENT BUSH: Zunächst möchte ich das, was ich gesagt habe, wiederholen. Wir sollten natürlich der Strategie im Sicherheitsrat nicht vorgreifen. Wir müssen Schritt für Schritt vorgehen. Wir beginnen jetzt erst damit, die Strategie zu entwickeln, die im Sicherheitsrat verfolgt werden kann. Das tun Freunde. Wir führen Konsultationen und Gespräche miteinander und sprechen über die Wege und Möglichkeiten, wichtige Ziele zu erreichen. Das bedeutet in diesem Fall, dass der Iran über keine Atomwaffen verfügt.

Sie werden in der Öffentlichkeit sehr viele Diskussionen hören. Die Chinesen haben ihre Meinung und die Russen auch. Wir haben natürlich auch unsere Meinungen. Das hat jeder. Unsere Aufgabe besteht darin, einen Konsens herbeizuführen. Das nennt man Diplomatie. Ich weiß, dass Sie das wissen. Ich möchte Sie nicht beleidigen. Aber das bedeutet, dass man Gespräche mit Freunden und Verbündeten über gemeinsame Ziele führt. Diese heutigen Gespräche sind natürlich hoch diplomatisch. Ich interessiere mich auch sehr für die Meinung der Bundeskanzlerin, was dieses Thema betrifft. Wir haben natürlich über die Position der Chinesen gesprochen. Wir müssen allen Parteien klar machen, dass es im Interesse der Welt ist, die Iraner an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Das ist das gemeinsame Ziel. Wenn das Ziel feststeht, ist die Ausarbeitung des Ansatzes und der Strategie einfacher. Ich möchte nur erneut daran erinnern, dass es nicht im Interesse der Chinesen oder der Welt insgesamt ist, eine Atomwaffe zu entwickeln oder zu besitzen. Ich habe schon einen Grund genannt, warum das wichtig ist. Wir müssen aktiv sein. Es geht um die Entwicklung einer freien Diplomatie.

BUNDESKANZLERIN DR. MERKEL: Um das von deutscher Seite noch einmal auszuführen. Aus meiner Sicht ist es ganz wichtig, dass wir jetzt bei den nächsten Schritten, wo die E3 und die Vereinigten Staaten in echter Konsultation einen Vorschlag machen und sagen: "Wir kommen mit den Verhandlungen nicht weiter. Der Iran hat alles ausgeschlagen. Wir haben sogar noch das russische Angebot abgewartet, und auch hier hat der Iran die Verhandlungen vollkommen abgebrochen." - das Thema an den Gouverneursrat der IAEO weitergeben. Es ist wichtig, dass dort aber auch darum gerungen wird, dass eine möglichst breite Zahl von Mitgliedsländern diesen Weg, den wir vorschlagen, auch unterstützt und ihm folgt. Ich glaube, das wird einer der ganz wichtigen Schritte bei der Frage sein, wie ernsthaft das Thema ist. Für uns bleibt das Thema ernsthaft, und zwar egal, wie die anderen sich verhalten. Aber welchen Versuch wird man unternehmen, dies auf eine breite Basis zu stellen?

Wir haben am Beispiel von Syrien gesehen, dass es nicht seine Wirkung verfehlt, wenn eine bestimmte Breite der Länder dieser Erde deutlich macht: Wir wollen nicht, dass das Existenzrecht von Israel in Frage gestellt wird. Wir wollen nicht, dass internationale Organisationen im Grunde ignoriert werden, dass man versucht, sie zu belügen und zu betrügen. Genau darüber muss jetzt immer wieder gesprochen werden. Wie stimmen wir uns ab? Wer unternimmt welchen Part? Wie schaffen wir das? Dann werden die nächsten Schritte gemacht. Was wir vereinbart haben, ist, dass hier eine ganz enge Abstimmung auch weiter fortgeführt wird. Das war bis jetzt der Erfolg dieses E3-Prozesses. Das muss auch bei den weiteren Schritten so bleiben.

FRAGE KLOEPPEL: Frau Bundeskanzlerin, würden Sie sagen, dass mit dem heutigen Besuch ein neues Kapitel in den deutsch-amerikanischen Beziehungen aufgeschlagen worden ist? Wie soll es aussehen?

Herr Präsident, wie sind Sie mit der Bundeskanzlerin zurechtgekommen? Besser als mit Bundeskanzler Schröder in den letzten Jahren?

BUNDESKANZLERIN DR. MERKEL: Der Besuch dient einer Intensivierung der Beziehungen. Dass diese Intensivierung der Beziehungen auf gemeinsamen Erfahrungen gründet, ist überhaupt gar keine Frage. Es sind Afghanistan und Balkan erwähnt worden. Wir können über Erfolge bei den WTO-Verhandlungen berichten. All das muss fortgeführt werden. Mir geht es darum, intensive Kontakte zu haben. Ich glaube, dass ein Großteil von Missverständnissen auch darauf beruht, dass die Kontakte nicht häufig genug sind, dass man sich nicht genug austauscht. Der Präsident hat eben deutlich gemacht, wie viel Arbeit und auch intellektuelle Überlegung darin besteht, wie wir jetzt weiter mit dem Iran vorgehen. Das können Sie nicht in fünf Minuten machen oder indem jeder in seinem Stübchen sitzt und sich irgendetwas ausdenkt, sondern das müssen Sie in gemeinsamen Konsultationen und auch im Austausch gemeinsamer Erfahrungen tun.

Zweitens. Ich sehe, dass ein Klima der Offenheit besteht, wo man auch sagen kann: Hier sind wir gemeinsamer oder auch unterschiedlicher Meinung. Aber es muss ein Klima der Verlässlichkeit sein, wo man dann auch sagen kann, dass das, was verabredet wird, auch eingehalten wird.

Drittens. Mir geht es darum, dass wir trotz der großen Bedrohung des 21. Jahrhunderts, nämlich des Terrorismus, deutlich machen, dass die deutsch-amerikanischen Beziehungen nicht nur Beziehungen auf der Basis der Bekämpfung des Terrorismus sind, sondern dass wir gemeinsame wirtschaftliche Interessen haben. Aus meiner Sicht haben wir Wettbewerber wie China und andere Länder, die sich zum Teil überhaupt nicht an bestimmte Regeln halten, die wir gerne eingehalten sehen möchten. Jetzt wird es darauf ankommen, ob wir eine gemeinsame Herangehensweise finden, und zwar auch von Wettbewerbspositionen, wenn es um die Vergabe von Aufträgen geht. Auch hier sehe ich in Zusammenarbeit der Wirtschaft und der Forschung große Chancen.

Ich glaube, dass wir uns bewusst sein müssen, dass nach dem Ende des Kalten Krieges viele Kontakte, die es früher einfach auch durch die Arbeit als Alliierte gab, nicht mehr so häufig da sind. Deshalb kommt es sehr darauf an, dass wir nicht nur auf der Regierungsebene miteinander reden - das ist wichtig, das ist auch ein gutes Beispiel -, aber dass weit hinein in die Bevölkerung deutlich wird, dass wir einander brauchen. Es ist im gegenseitigen Interesse, gute Beziehungen zu haben. Ich sehe, dass dafür ein guter Anfang gemacht ist. In einem halben oder in einem ganzen Jahr können Sie mich wieder fragen, ob das Kapitel schon ein paar Zeilen hat oder ob noch mehr geschrieben werden müssen.

PRÄSIDENT BUSH: Wir haben etwas gemeinsam. Wir haben natürlich keine überwältigenden Wahlsiege herbeigeführt.

Ich bin davon überzeugt, dass wir eine sehr wichtige und auch gute Beziehung haben werden. Ich möchte natürlich Gerhard Schröder ganz herzlich grüßen. Wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht. Wir haben sehr wichtige Themen miteinander besprochen. Es gab genug Raum für Dissens. Ich hoffe, dass es ihm gut geht. Unsere Aufgabe besteht darin zusammenzuarbeiten. Es geht um sehr wichtige Interessen und Themen. Deutschland ist ein außerordentlich wichtiges Land mitten in Europa. Es ist von grundlegender Bedeutung, dass Deutschland eine Führungsrolle bei sehr vielen Themen einnimmt.

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit der Bundeskanzlerin. Wir haben eine Dreiviertelstunde alleine im Oval Office verbracht. Der erste Eindruck ist außerordentlich positiv. Sie ist hochintelligent und sehr fähig. Sie hat einen gewissen Geist, der mir sehr zusagt. Sie liebt die Freiheit. Ich war zutiefst bewegt, als ich etwas über ihre Jugend im kommunistischen Deutschland gehört habe. Es ist ermutigend, wenn man ein Gespräch mit jemandem über das Thema Tyrannei und das Leben in Freiheit führt, der diese selbst erfahren hat. Unsere Beziehungen werden sehr produktiv und konstruktiv sein. Ich freue mich auf Konsultationen, Kontakte, Telefonate und all die Dinge, die man tut. Wir freuen uns jetzt auf das Mittagessen. - Herzlichen Dank!

 

 
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Aktualisiert: April 2006