Rede von US-Außenministerin Condoleezza Rice am Institut d'Etudes Politiques – Sciences Politiques bei ihrem Antrittsbesuch in Paris Paris, 8. Februar 2005
|
Vielen herzlichen Dank. Vielen Dank für diese herzliche und freundliche Begrüßung. Ich möchte den Franzosen für ihre perfekte Gastfreundschaft danken. Ich bin gerade erst in Paris angekommen. Ich wünschte, ich könnte länger bleiben. Paris ist eine so wunderbare Stadt, und es ist großartig, hier zu sein. Ich freue mich auf die Gespräche mit Präsident Chirac, Außenminister Barnier und anderen. Und als Klavierspielerin freue ich mich morgen auf den Besuch einer Ihrer besten Musikschulen. Es ist mir eine besonders große Freude, hier an der Sciences Po zu sein. Seit mehr als 130 Jahren bildet dieses renommierte Institut Vordenker und Politiker aus. Da ich selbst Politikwissenschaftlerin bin, weiß ich diese wichtige Arbeit sehr zu schätzen. Die Geschichte der Vereinigten Staaten ist eng mit der Geschichte Frankreichs verwoben. Unsere Geschichte ist geprägt von gemeinsamen Werten, gemeinsamen Opfern und gemeinsamen Erfolgen. Unsere gemeinsame Zukunft wird dies ebenso sein. Ich erinnere mich gut an meinen ersten Parisbesuch im Jahre 1989, als ich die Ehre hatte, Präsident George Herbert Walker Bush zu den Festlichkeiten anlässlich des 200. Jahrestags der Französischen Revolution und der Erklärung der Menschenrechte zu begleiten. Die Amerikaner feierten im selben Jahr den 200. Jahrestag der Verfassung ihrer Nation und der Bill of Rights. Diese gemeinsamen Feierlichkeiten sind mehr als reiner Zufall. Die Gründer der französischen und amerikanischen Republiken wurden von den selben Werten und voneinander inspiriert. Sie teilten die universellen Werte der Freiheit, Demokratie und Menschenwürde, die für Frauen und Männer überall auf der Welt seit Jahrhunderten eine Inspiration waren. Das Eintreten für die Freiheit ist ebenso alt wie unser Land. Der erste amerikanische Außenminister, Thomas Jefferson, sagte: "Der Gott, der uns das Leben schenkte, schenkte uns gleichzeitig die Freiheit." Die Gründer unserer Nation erkannten schnell, dass sie, wie alle anderen Menschen auch, mit Fehlern behaftet sind und dass jede von Menschen geschaffene Regierung unvollkommen sein würde. Sogar die großen Autoren unserer Freiheit wurden dem Versprechen der Freiheit nicht immer gerecht – sogar Jefferson, der selbst Sklaven für sich arbeiten ließ. Wir haben also Glück, dass unsere Gründerväter ein demokratisches System von den Menschen für die Menschen schufen, das eine Möglichkeit für die Bürger – vor allem für ungeduldige Patrioten – enthielt, sogar seine schwersten Fehler zu korrigieren. Menschliche Mängel diskreditieren die demokratischen Ideale nicht; sie machen sie wertvoller. Und sie veranlassen die ungeduldigen Patrioten unserer Zeit, härter für das Erreichen dieser Ideale zu arbeiten. Große wie auch bescheidene Frauen und Männer haben uns mit diesem Werk die Kraft menschlichen Wirkens gezeigt. Eine für mich wichtige Erfahrung ist die Geschichte von einer schwarzen Frau namens Rosa Parks, die es eines Tages satt hatte, gesagt zu bekommen, sie solle sich ganz hinten in den Bus setzen. Also weigerte sie sich weiterzugehen. So löste sie im Süden der Vereinigten Staaten eine Revolution der Freiheit aus. In Polen hatte Lech Walesa genug von den Lügen und der Ausbeutung. Er kletterte er über eine Mauer und streikte für seine Rechte, und Polen wandelte sich. In Afghanistan liefen vor nur wenigen Monaten Frauen und Männer, die einst von der Taliban unterdrückt worden waren, meilenweit, durchwateten Flüsse, und standen stundenlang im Schnee, nur um die Möglichkeit zu haben, in den ersten Wahlen als freies Volk ihre Stimme abzugeben. Und vor nur wenigen Tagen trotzten im Irak Millionen von Bürgern der terroristischen Bedrohung und verkündeten laut einen Ruf nach Freiheit. Einzelne Iraker riskierten ihr Leben. Ein Polizist warf sich auf einen Selbstmordattentäter, um das Recht seiner Mitbürger auf diese Wahl zu schützen. Die Menschen gaben ihre Stimmen in diesen freien Wahlen ab und begannen so die neue Geschichte ihres Landes. Diese Beispiele veranschaulichen eine grundlegende Wahrheit: die Wahrheit, dass die Menschenwürde in der freien Wahlmöglichkeit von Einzelnen zum Ausdruck kommt. Wir waren Zeugen der Kraft dieser Wahrheit, als im bemerkenswerten Jahre 1989 die Berliner Mauer von einfachen Frauen und Männern im Osten Deutschlands zu Fall gebracht wurde. Dieser Tag der Freiheit im November 1989 hätte jedoch nie ohne die volle Unterstützung der freien Nationen des Westens stattfinden können. In ihrer gemeinsamen Geschichte haben Amerikaner und Europäer immer wieder die größten Erfolge für sich und andere erzielt, wenn sie sich weigerten, einen inakzeptablen Status quo zu akzeptieren, und ihre Werte in den Dienst der Freiheit stellten. Wir haben zusammen viel erreicht. Heute ist ein demokratisches Deutschland in die NATO eingebunden und das Herz Europas wird nicht mehr von Tyrannei bedroht. Die NATO und die Europäische Union haben seitdem die neuesten Demokratien Europas in ihren Reihen willkommen geheißen, und wir haben unsere wachsende Stärke für den Frieden eingesetzt. Und das, obwohl noch vor einem Jahrzehnt Südosteuropa in Flammen stand. Heute arbeiten wir auf eine dauerhafte Schlichtung der Konflikte auf dem Balkan hin, um die Länder dort vollständig in alle politischen Aktivitäten Europas einzubinden. Diese Errungenschaften waren nur möglich, weil die Vereinigten Staaten und Europa fest den Glauben vertreten haben, dass das fundamentale Wesen von Regimen nicht von deren Verhalten nach außen getrennt werden kann. Grenzen zwischen Ländern können nicht befriedet werden, wenn Tyrannen von innen heraus den Frieden ihrer Gesellschaften zerstören. Länder, in denen Korruption, Chaos und Grausamkeit herrschen, stellen stets Bedrohungen für ihre Nachbarländer und ihre Regionen und potenzielle Bedrohungen für die gesamte internationale Gemeinschaft dar. Unsere gemeinsame Arbeit hat erst begonnen. In unserer heutigen Zeit haben wir die historische Möglichkeit, ein globales Kräftegleichgewicht zu Gunsten der Freiheit zu schaffen, das auf diese Weise den Frieden vertiefen und ausweiten wird. Hierbei verwende ich das Wort "Kraft" in einem weit gefassten Kontext, da die Kraft der Ideen, die Kraft des Mitleids und die Kraft der Hoffnung noch stärker als militärische und auch wirtschaftliche Kraft sind. Ich bin heute hier in Europa, damit wir darüber sprechen können, wie die Vereinigten Staaten und Europa die Kraft ihrer Partnerschaft für die Verbreitung ihrer Ideale auf der ganzen Welt verwenden können. Präsident Bush wird unser Gespräch fortsetzen, wenn er am 21. Februar nach Europa kommt. Er ist fest entschlossen, die transatlantischen Beziehungen zu stärken. Der Präsident sagte erst kürzlich in seiner Amtsantrittsrede: "Alles, was wir auf der Welt erreichen wollen, erfordert eine weiterhin enge Partnerschaft zwischen Amerika und Europa." Ich bin überzeugt, dass unsere größten Errungenschaften noch vor uns liegen. Die Herausforderungen der Welt nach dem 11. September sind nicht weniger erschreckend als die Herausforderungen des Kalten Krieges, denen wir uns stellten und denen sich unsere Vorfahren stellten. Dieselbe mutige Vision, derselbe moralische Mut und dieselbe fest entschlossene Führung wird erforderlich sein, wenn wir erneut über Unterdrückung, Einschüchterung und Intoleranz siegen wollen. Unsere Verantwortung ist klar: Wir auf der richtigen Seite der Kluft zwischen Freiheit und Unterdrückung haben eine Verpflichtung, jenen zu helfen, die das Pech hatten, auf der falschen Seite dieser Kluft geboren zu werden. Diese Verpflichtung macht es erforderlich, dass wir uns auf neue Gegebenheiten einstellen – und das tun wir. Die NATO hat nicht nur die Zahl ihrer Mitgliedsländer erweitert, sondern auch ihre Vision. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ist jetzt nicht mehr nur auf einem geeinten, freien und friedlichen Kontinent tätig, sondern auch außerhalb Europas. Die Agenda der amerikanisch-europäischen Zusammenarbeit ist weit reichender als jemals zuvor – und wächst, wie die Europäische Union selbst. Wir sind uns über die aktuellen miteinander verwobenen Bedrohungen einig: Terrorismus, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, regionale Auseinandersetzungen, gescheiterte Staaten und organisiertes Verbrechen. Wir waren uns über den Umgang mit diesen Bedrohungen jedoch nicht immer einig. Wir hatten unsere Meinungsverschiedenheiten. Aber jetzt ist es an der Zeit, die Meinungsverschiedenheiten der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Es ist an der Zeit, ein neues Kapitel in unseren Beziehungen und ein neues Kapitel in unserem Bündnis aufzuschlagen. Die Vereinigten Staaten sind bereit, mit Europa an unserer gemeinsamen Agenda zu arbeiten – und Europa muss bereit sein, mit den Vereinigten Staaten zusammenzuarbeiten. Schließlich wird uns die Geschichte sicher nicht an unseren alten Meinungsverschiedenheiten, sondern unseren neuen Errungenschaften messen. Der Schlüssel zu unserer Zukunft lieg darin, unsere auf gemeinsamen Bedrohungen basierende Partnerschaft weiterzuführen und eine noch stärkere, auf gemeinsamen Chancen basierende Partnerschaft zu schaffen – und diese Chancen können sogar außerhalb der transatlantischen Gemeinschaft liegen. Wir können uns unserem Erfolg in diesem Unterfangen sicher sein, da uns der gerechte Wind der Freiheit den Rücken stärkt. Die Freiheit breitet sich aus. Von den Dörfern in Afghanistan zu den Marktplätzen in der Ukraine, von den Straßen in den Palästinensergebieten über die Straßen in Georgien bis zu den Wahllokalen im Irak. Die Freiheit bestimmt unsere Chancen und unsere Herausforderungen. Es sind Herausforderungen, denen wir uns fest entschlossen stellen wollen. Erstens schließen wir uns zusammen und ermutigen durch die Initiative zum Nahen und Mittleren Osten politischen Pluralismus, wirtschaftliche Offenheit und die Ausbreitung der Zivilgesellschaft. Das Aushängeschild dieser Initiative ist das Forum für die Zukunft – eine Partnerschaft des Fortschritts zwischen der demokratischen Welt und fast zwei Dutzend anderen Nationen von Marokko bis Pakistan. Aufgabe des Forums ist die Unterstützung und Beschleunigung von Reformen in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Bildung. Das erste Gipfeltreffen im letzten Dezember in Rabat war ein enormer Erfolg. Über diese ehrgeizige Initiative für Reformen hinaus, in der amerikanische und europäische Anstrengungen gebündelt werden, arbeiten wir auch parallel nebeneinander. Die Europäische Union besitzt durch den Barcelona-Prozess jahrzehntelange Erfahrungen mit Modernisierungsprozessen. Einzelne EU-Mitgliedsstaaten arbeiten auch seit Jahren daran, die Geisteshaltung und Institutionen der liberalen Demokratie in der arabischen und islamischen Welt zu verbreiten. Und nicht nur unsere Regierungen verbreiten die Freiheit. Von den Vereinigten Staaten und Europa aus agierende Nichtregierungsorganisationen widmen dem Reformprozess große Anstrengungen. Unsere Bürger sind in ihrem privaten Einsatz beispielhaft für eine freie Gesellschaft. Unsere Gesellschaften, nicht nur unsere Regierungen, machen die Rechte von Frauen und Minderheiten geltend. Unsere Gesellschaften, nicht nur unsere Regierungen, bereiten den Boden für Medien, eine unabhängige Rechtsprechung und das Recht von Arbeitnehmern, sich zu organisieren. Die volle Lebenskraft unserer freien Gesellschaften fließt in den Reformprozess ein, und das ist Grund für Optimismus. Wir sind uns bewusst, dass ebenso wie unser eigener Weg zur Demokratie nicht immer gerade war, auch die demokratischen Reformen im Nahen Osten schwierig sein können und nicht immer reibungslos verlaufen werden. Unterschiedliche Gesellschaften entwickeln sich auf ihre eigene Weise weiter. Die Freiheit muss ihrem Wesen gemäß aus freiem Willen entstehen. Sie muss bewusst gewählt werden. Sie kann nicht verliehen und ganz sicher nicht aufgedrängt werden. Aus diesem Grund sagte der Präsident, dass die Verbreitung der Freiheit die Arbeit von Generationen sei. Aber die Verbreitung der Freiheit in der arabischen und islamischen Welt ist auch eine dringende Aufgabe, die nicht aufgeschoben werden kann. Zweitens müssen wir auf unseren jüngsten Erfolgen aufbauen, indem wir den demokratischen Prozess in Afghanistan und im Irak stabilisieren und vorantreiben. Im Oktober wählten die Bürger Afghanistans und schlugen so einen demokratischen Kurs für ihr Land ein. Und vor nur neun Tagen wählten die Iraker nicht nur eine Regierung, sondern eine demokratische Zukunft. Wir alle waren von der hohen Wahlbeteiligung im Irak beeindruckt. Jeder mit Tinte gefärbter Finger gehörte einem Menschen, der sich Selbstmordattentätern, Mörserangriffen und der Androhung von Enthauptungen entgegengestellt hatte, um ein grundlegendes Bürgerrecht ausüben zu können. Im Leben jeder Nation kommt eine Zeit, in der die Menschen sich weigern, einen Status quo zu akzeptieren, der sie in ihrer Menschenwürde erniedrigt. Es kommt eine Zeit, in der die Menschen ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Für die Iraker ist diese Zeit gekommen. Bei der Schaffung eines demokratischen und geeinten Iraks gibt es noch viel zu tun, und die Iraker selbst müssen diese Bemühungen anführen. Wir in der transatlantischen Partnerschaft müssen aber die Herausforderung annehmen, die uns die Iraker gestellt haben. Sie haben außerordentlichen Mut und Entschlossenheit bewiesen. Wir müssen ihnen gleichermaßen Solidarität und Großzügigkeit entgegenbringen. Wir müssen sie bei der Gestaltung ihrer politischen Institutionen unterstützen. Wir müssen ihnen beim Wiederaufbau und der Entwicklung ihrer Wirtschaft helfen. Und wir müssen ihnen bei der Gewährleistung von Sicherheit zur Seite stehen, bis sie selbst diese Aufgabe vollständig übernehmen können. Drittens arbeiten wir an neuen Erfolgen, vor allem in der arabisch-israelischen Diplomatie. Die Vereinigten Staaten und Europa unterstützen eine Zweistaatenlösung. Ein unabhängiger und demokratischer palästinensischer Staat, der in friedlicher Koexistenz mit dem jüdischen Staat Israel lebt. Wir unterstützen alle den Reformprozess in der palästinensischen Autonomiebehörde, weil demokratische Reformen eine breitere Basis für echten Frieden schaffen. Deshalb haben wir die Palästinenser bei ihren historischen Wahlen am 9. Januar unterstützt. Europa und die Vereinigten Staaten unterstützen die israelische Regierung in ihrem Entschluss, sich aus dem Gazastreifen und Teilen des Westjordanlands zurückzuziehen. Wir sehen diesen Rückzug beide als Chance für Fortschritte – zunächst für den Friedensplan und letztlich für unser eigenes, klares Ziel: echter und wirklicher Frieden. Wir handeln, um aus Chancen Errungenschaften zu machen. Ich komme gerade von Treffen mit Ministerpräsident Scharon und Präsident Abbas. Beeindruckt hat mich, dass sie mir beide das Gleiche sagten: Dies ist eine Zeit der Chancen, die wir nicht verpassen dürfen. Ich bat sie, diese Impulse zu nutzen, diese Chance zu ergreifen. Das Treffen der palästinensischen und ägyptischen Präsidenten, des israelischen Ministerpräsidenten und des Königs von Jordanien ist eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung. Die Vereinigten Staaten und die betroffenen Parteien geben sich über die bevorstehenden Schwierigkeiten keinen Illusionen hin. Es existieren tiefe Gräben, die es zu überwinden gilt. Ich habe gegenüber beiden Seiten die Notwendigkeit betont, den Terrorismus zu beenden, in Palästina neue demokratische wirtschaftliche, politische und sicherheitspolitische Institutionen aufzubauen und dass Israel seinen eigenen Verpflichtungen nachkommen und die anstehenden schwierigen Entscheidungen treffen muss. Außerdem müssen wir alle – in den Vereinigten Staaten, Europa und in der Region – dem Iran und Syrien verdeutlichen, dass sie aufhören müssen, die Terroristen zu unterstützen, die versuchen würden, den von uns angestrebten Frieden zu zerstören. Der Erfolg ist nicht garantiert, aber die Vereinigten Staaten sind entschlossen. Eine bessere Chance auf Frieden wird sich in den nächsten Jahren aller Wahrscheinlichkeit nach nicht bieten, und wir sind Israelis und Palästinensern behilflich, diese Chance zu nutzen. Der Präsident engagiert sich. Ich engagiere mich. Wir müssen uns alle engagieren, damit diese Chance ergriffen wird. Nächsten Monat wird Premierminister Tony Blair in London eine wichtige Konferenz einberufen, um die Palästinenser bei ihren demokratischen Reformen und dem Aufbau von Institutionen zu unterstützen. Wir alle unterstützen diese Bestrebungen. Wir werden auch weiterhin die Lasten teilen, die es uns – wie wir hoffen – eines Tages ermöglichen werden, die Segnungen des Friedens zwischen Israelis und Palästinensern, zwischen Israelis und allen ihren arabischen Nachbarn zu genießen. In Kairo findet nächsten Monat auch ein Treffen der G8 und der Arabischen Liga statt. Dieses Treffen hat das Potenzial, eine breitere Basis der Unterstützung für Frieden und Demokratie im Nahen Osten zu schaffen. Nach dem Arabischen Gipfel im Mai in Tunis erklärten die arabischen Staaten ihre "feste Entschlossenheit, durch die Konsolidierung der demokratischen Praxis, die erweiterte Teilhabe am politischen und öffentlichen Leben sowie die Stärkung aller Elemente der Zivilgesellschaft mit den beschleunigten Veränderungen der Welt Schritt zu halten". Wenn diese Entschlossenheit die Grundlage der arabischen Beteiligung an diesem Treffen bildet, kann nur Gutes dabei herauskommen. Unsere Bestrebungen im Libanon zeigen auch, dass die transatlantischen Partner meinen, was sie in Bezug auf die Unterstützung der Freiheit sagen. Die Vereinigten Staaten und Frankreich haben gemeinsam die Resolution 1559 des UN-Sicherheitsrats unterstützt. Wir haben dies getan, um die internationalen Bestrebungen zur Wiederherstellung der vollen Souveränität der Libanesen zu beschleunigen und die vollständige Rückkehr zu dem einst sehr lebendigen politischen Leben dieses Landes zu ermöglichen. Der nächste Schritt in diesem Prozess sollte die vierte freie demokratische Wahl in dieser Region sein – faire Parlamentswahlen in diesem Frühjahr, bei denen Parteien konkurrieren und es keine ausländische Einmischung gibt. Im Libanon und den Palästinensergebieten, in Afghanistan, im Irak sowie in der gesamten Region des Nahen und Mittleren Ostens und Nordafrikas verändert sich das Wesen der politischen Debatte. Normale Bürger äußern ihre Meinung und handeln gemeinsam, wie sie es vorher nicht taten. Diese Bürger wollen eine Zukunft der Toleranz, der Chancen und des Friedens, keine Unterdrückung. Eine kluge politische Führung öffnet sich dem und begrüßt Reformen. Wir müssen diesen Regierungen und ihren jeweiligen Gesellschaften bei der Suche nach einer demokratischen Zukunft beistehen. Reformer und Friedensschaffende werden im Nahen Osten aus dem gleichen Grund obsiegen, aus dem der Westen den Kalten Krieg gewann: weil Freiheit letztlich stärker ist als Unterdrückung und Tyrannei. Die radikalen Islamisten von heute schwimmen gegen den Strom der menschlichen Gesinnung. Sie machen mit ihrer skrupellosen Brutalität die Schlagzeilen, und brutal können sie wirklich sein. Aber sie befinden sich am äußersten Rand einer großen Weltreligion, und sie sind radikale Kräfte besonderer Art. Sie rebellieren gegen die Zukunft. Das Gesicht des Terrorismus im Irak, Abu Musab al-Sarkawi, nannte die Demokratie "ein böses Prinzip". Für unsere Feinde sind Liberté, Egalité und Fraternité auch böse Prinzipien. Sie wollen andere dominieren, nicht sie befreien. Sie verlangen Konformität, nicht Gleichberechtigung. Sie sehen Andersartigkeit immer noch als Lizenz zum Töten an. Aber sie haben Unrecht. Die Freiheit der Menschen wird sich durchsetzen, und wir müssen ihr den Weg bereiten. Wir können das tun, indem wir Gesellschaften behilflich sind, ihren eigenen Weg zur Erfüllung des Versprechens der Freiheit zu finden. Wir können aufstrebenden Gesellschaften helfen, Armut zu lindern und Wirtschaftswachstum durch solide Entwicklungsstrategien und Freihandel zu erzielen. Wir müssen die HIV/AIDS-Pandemie und andere Infektionskrankheiten, die Familien auseinanderreißen, Menschen zerstören und die Entwicklung ganzer Kontinente unmöglich machen, energisch und mit Mitgefühl bekämpfen. Letztlich müssen wir lernen, wie wir Entwicklungsländer auf den Weg zu einem sich selbst tragenden Wachstum und zu Stabilität bringen. Schließlich ist es eine Sache, eine Abwasseranlage zu reparieren oder eine Schule instand zu setzen, aber es ist etwas anderes, die wesentlichen Bestandteile einer ehrbaren Gesellschaft aufzubauen: eine freie Presse, eine unabhängige Justiz, ein solides Finanzsystem, politische Parteien sowie eine wahrhaft repräsentative Regierung. Entwicklung, Transparenz und Demokratie verstärken sich gegenseitig. Deshalb ist die Verbreitung der Freiheit in Verbindung mit Rechtsstaatlichkeit unsere beste Hoffnung auf Fortschritt. Freiheit lässt die Entfaltung der Kreativität und Antriebskraft zu, die wirklichen Reichtum hervorbringen. Freiheit ist der Schlüssel zu unbestechlichen Institutionen. Freiheit ist der Schlüssel zu bürgernahen Regierungen. Meine Damen und Herren, dies ist eine Zeit nie da gewesener Chancen für das transatlantische Bündnis. Wenn wir das Streben nach weltweiter Freiheit zum Ordnungsprinzip des 21. Jahrhunderts machen, werden wir historische Fortschritte für Justiz und Wohlstand, Freiheit und Frieden erzielen. Aber eine globale Agenda erfordert eine globale Partnerschaft. Lassen Sie uns also unsere gemeinsamen Bestrebungen vervielfachen. Deshalb begrüßen vor allem die Vereinigten Staaten die zunehmende Einheit Europas. Die Vereinigten Staaten können durch ein stärkeres Europa als Partner beim Aufbau einer sichereren und besseren Welt nur gewinnen. Wir sollten also alle unsere Ideen, unsere Erfahrungen und Ressourcen zusammentragen und gemeinsam diskutieren und entscheiden, wie wir sie am besten für den demokratischen Wandel einsetzen können. Wir wissen, dass wir mit der Welt umgehen müssen, wie sie ist. Aber wir müssen die Welt nicht so akzeptieren, wie sie ist. Stellen Sie sich vor, wo wir heute wären, wenn die mutigen Kämpfer für die französische Freiheit oder die amerikanische Freiheit sich einfach damit zufrieden gegeben hätten, die Welt so hinzunehmen, wie sie ist. Sie wussten, dass Geschichte nicht einfach geschieht; sie wird gemacht. Geschichte wird von Frauen und Männern mit Überzeugungen, mit politischem Willen und Mut gemacht, die sich ihre Träume nicht nehmen lassen. Unsere transatlantische Partnerschaft wird diesen Kampf nicht nur überdauern, sondern durch ihn gedeihen, weil unsere Bindungen untrennbar sind. Uns ist viel aneinander gelegen. Wir respektieren einander. Wir sind stark, aber wir sind am stärksten, wenn wir unsere Werte in den Dienst jener stellen, deren Wunsch nach Freiheit und Wohlstand sich noch nicht erfüllt hat. Große Chancen erwarten uns. Wir sollten sie jetzt gemeinsam ergreifen, um der Freiheit willen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. |
HINWEIS Verweise dieses Servers auf bestimmte Produkte oder Dienste stellen keine Unterstützung der US-Regierung für das Produkt oder dessen Produzenten bzw. Anbieter dar. Ansichten und Meinungen, die in den Verweisdokumenten geäußert werden, entsprechend nicht zwingend denen der US-Regierung und spiegeln diese auch nicht wider. |
U.S. Diplomatic Mission to Germany/Public
Affairs/Information Resource Centers Aktualisiert: Februar 2005 |