Der einzige im
Ausland geborene Amerikaner, der je zum amerikanischen Außenminister
ernannt wurde, war ein Deutsch-Amerikaner.
Dies
ist der letzte von sechs Artikeln über die Deutschen in Amerika,
die wir im Zusammenhang mit den FeIerlichkeiten anläßlich
des 300. Jahrestages deutscher Einwanderung in Amerika bis zum 6. Oktober
veröffentlichen.
- (AD) -
Die Flut deutscher Einwanderer nach Amerika hatte ihren Höhepunkt
in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts, als beinahe eineinhalb
Millionen Deutsche in den USA eine neue Heimat fanden. Infolgedessen
erreichte die deutschstämmige Bevölkerung Amerikas ihren Höchststand
in den neunziger Jahren, als fast drei Millionen deutsch-stämmige
Amerikaner gezählt wurden. Jedoch war die deutsche Einwanderungswelle
auch die erste unter den Einwanderungsströmen europäischer
Nationen, die langsam verebbte. Während der fünfziger Jahre
des darauffolgenden Jahrhunderts bildeten die Italo-Amerikaner, gemessen
an der Volkszugehörigkeit erster und zweiter Generation, die stärkste
europäische Einwanderungsgruppe in Amerika. Und mit Ausnahme der
turbulenten dreißiger, vierziger und fünfziger Jahre lag
die deutsche Einwanderung dieses Jahrhunderts, die von 1880 bis
1890 konstant über
ein Viertel der gesamten Einwanderer ausmachte, bei weniger als 10 Prozent.
Im Jahr 1979 - dem letzten Jahr, für das vollständige Zahlenangaben
vorhanden sind - machten deutsche Einwanderer weniger als 1,5 Prozent
aus, und von denen, die in jenem Jahr die amerikanische Staatsbürgerschaft
erwarben, kamen lediglich 2 Prozent, also ganze 3500, aus Deutschland.
Aus all
diesen Gründen wird der Einfluß der in Deutschland geborenen
Amerikaner auf das amerikanische Leben und seine Gesellschaft immer
geringer, während der Einfluß der Deutsch-Amerikaner - Amerikaner
mit einem feststellbaren deutschen Erbe - allgemein weiter zunimmt.
Und selbst im Hinblick auf Amerikaner, die in Deutschland geboren wurden,
findet man hier eine Reihe bemerkenswerter Ausnahmen.
Hier ist
als erster Henry Kissinger zu nennen, der 1923 in Fürth geboren
wurde. Kissinger emigrierte im Jahr 1938 mit seiner Familie nach Amerika
und wurde in New York ansässig. Nach langer Verbindung mit der
Harvard-Universität - als Student und Professor - war Kissinger
außenpolitischer Berater der Präsidenten Kennedy und Johnson
und anschließend nationaler Sicherheitsberater Präsident
Nixons. 1973 wurde er zum Außenminister ernannt - der einzige
im Ausland geborene Amerikaner, der dieses Amt je innehatte - und erhielt
im selben Jahr den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen
um die Beendigung des Vietnamkrieges. Dr. Kissinger ist auch heute noch
eine zentrale Figur der politischen Szene Washingtons, gegenwärtig
leitet er eine Arbeitsgruppe für Mittelamerika.
Ein anderer
deutsch-stämmiger Amerikaner, der seit kurzem erst ein hohes Amt
im öffentlichen Leben einnimmt, ist Senator Rudy Boschwitz, ein
unabhängiger Republikaner aus Minnesota. Boschwitz wurde 1930 in
Berlin geboren und hat seit 1979 einen Sitz im US-Senat.
Die deutsch-amerikanische
"Erfolgs-Story" der Gegenwart ist jedoch die des Mannes, der als erster
den Mond betrat, des Astronauten Neil Armstrong. Die Familie Armstrong
- mit ihrem für Amerika so typischen,
gemischten ethnischen Hintergrund - kann ihre deutschen Ursprünge
bis in die westfälische Stadt Ladbergen zurückverfolgen.
Ergebnisse einer
Volkszählung aus dem Jahr 1979 zeigte, daß fast 29 Prozent
aller Amerikaner deutsche Vorfahren hatten, wenn auch der Prozentsatz
jener Bevölkerungsteil, die ihre Abstammung mit "gänzlich
deutsch" angaben, bei etwa zehn Prozent lag. Dies bedeutet praktisch,
daß über 62 Millionen Amerikaner eine deutsch Abstammung
geltend machen - eine Gruppe, die größer ist, als jede andere
ethnische Gruppierung in den Vereinigten Staaten heute.
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