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DEUTSCH-AMERIKANER HEUTE
Amerika Dienst,
28. September 1983

Der einzige im Ausland geborene Amerikaner, der je zum amerikanischen Außenminister ernannt wurde, war ein Deutsch-Amerikaner.

Dies ist der letzte von sechs Artikeln über die Deutschen in Amerika, die wir im Zusammenhang mit den FeIerlichkeiten anläßlich des 300. Jahrestages deutscher Einwanderung in Amerika bis zum 6. Oktober veröffentlichen.

- (AD) - Die Flut deutscher Einwanderer nach Amerika hatte ihren Höhepunkt in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts, als beinahe eineinhalb Millionen Deutsche in den USA eine neue Heimat fanden. Infolgedessen erreichte die deutschstämmige Bevölkerung Amerikas ihren Höchststand in den neunziger Jahren, als fast drei Millionen deutsch-stämmige Amerikaner gezählt wurden. Jedoch war die deutsche Einwanderungswelle auch die erste unter den Einwanderungsströmen europäischer Nationen, die langsam verebbte. Während der fünfziger Jahre des darauffolgenden Jahrhunderts bildeten die Italo-Amerikaner, gemessen an der Volkszugehörigkeit erster und zweiter Generation, die stärkste europäische Einwanderungsgruppe in Amerika. Und mit Ausnahme der turbulenten dreißiger, vierziger und fünfziger Jahre lag die deutsche Einwanderung dieses Jahrhunderts, die von 1880 bis 1890 konstant über ein Viertel der gesamten Einwanderer ausmachte, bei weniger als 10 Prozent. Im Jahr 1979 - dem letzten Jahr, für das vollständige Zahlenangaben vorhanden sind - machten deutsche Einwanderer weniger als 1,5 Prozent aus, und von denen, die in jenem Jahr die amerikanische Staatsbürgerschaft erwarben, kamen lediglich 2 Prozent, also ganze 3500, aus Deutschland.

Aus all diesen Gründen wird der Einfluß der in Deutschland geborenen Amerikaner auf das amerikanische Leben und seine Gesellschaft immer geringer, während der Einfluß der Deutsch-Amerikaner - Amerikaner mit einem feststellbaren deutschen Erbe - allgemein weiter zunimmt. Und selbst im Hinblick auf Amerikaner, die in Deutschland geboren wurden, findet man hier eine Reihe bemerkenswerter Ausnahmen.

Hier ist als erster Henry Kissinger zu nennen, der 1923 in Fürth geboren wurde. Kissinger emigrierte im Jahr 1938 mit seiner Familie nach Amerika und wurde in New York ansässig. Nach langer Verbindung mit der Harvard-Universität - als Student und Professor - war Kissinger außenpolitischer Berater der Präsidenten Kennedy und Johnson und anschließend nationaler Sicherheitsberater Präsident Nixons. 1973 wurde er zum Außenminister ernannt - der einzige im Ausland geborene Amerikaner, der dieses Amt je innehatte - und erhielt im selben Jahr den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen um die Beendigung des Vietnamkrieges. Dr. Kissinger ist auch heute noch eine zentrale Figur der politischen Szene Washingtons, gegenwärtig leitet er eine Arbeitsgruppe für Mittelamerika.

Ein anderer deutsch-stämmiger Amerikaner, der seit kurzem erst ein hohes Amt im öffentlichen Leben einnimmt, ist Senator Rudy Boschwitz, ein unabhängiger Republikaner aus Minnesota. Boschwitz wurde 1930 in Berlin geboren und hat seit 1979 einen Sitz im US-Senat.

Die deutsch-amerikanische "Erfolgs-Story" der Gegenwart ist jedoch die des Mannes, der als erster den Mond betrat, des Astronauten Neil Armstrong. Die Familie Armstrong - mit ihrem für Amerika so typischen, gemischten ethnischen Hintergrund - kann ihre deutschen Ursprünge bis in die westfälische Stadt Ladbergen zurückverfolgen.

Ergebnisse einer Volkszählung aus dem Jahr 1979 zeigte, daß fast 29 Prozent aller Amerikaner deutsche Vorfahren hatten, wenn auch der Prozentsatz jener Bevölkerungsteil, die ihre Abstammung mit "gänzlich deutsch" angaben, bei etwa zehn Prozent lag. Dies bedeutet praktisch, daß über 62 Millionen Amerikaner eine deutsch Abstammung geltend machen - eine Gruppe, die größer ist, als jede andere ethnische Gruppierung in den Vereinigten Staaten heute.

 
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Aktualisiert: September 2002