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Joachim von Elbe
Berlin, Frankfurt, Bonn
1946-1969

 

Ich bin einer der Gründungsväter der amerikanischen Botschaft. 1934 wanderte ich von Deutschland in die Vereinigten Staaten aus, nachdem die Naziherrschaft immer unerträglicher für mich wurde. lch war Beamter in Potsdam, und der von den Nazis verlangte Ariernachweis ergab, daß meine Großmutter eine Nichte Felix Mendelssohn-Bartholdys war. Obwohl sie getaufte Christin war, zeugte ihr Name doch unzweifelhaft von jüdischer Abstammung, und ich verlor meine Regierungsanstellung. Nachdem ich mein Juraexamen in Yale bestanden hatte, wurde ich 1941 amerikanischer Staatsbürger und ein Jahr später zur Armee eingezogen. Nach meiner Entlassung 1946 kehrte ich als Mitarbeiter der Rechtsabteilung der amerkanischen Militärregierung nach Deutschland zurück. Aufgrund meiner Ausbildung in deutschem als auch amerikanischem Recht war ich entschlossen, bei der Wiederherstellung des deutschen Rechtssystems zu helfen. Ironischerweise war es eine meiner ersten Aufgaben, Naziverordnungen aus deutschen Gesetzen zu entfernen. Diese Gesetze waren genau der Grund gewesen, warum ich Deutschland verlassen hatte.

Ich glaube, daß es John McCloys größter Beitrag zur deutschen und europäischen Geschichte war, früh und entschieden eine Rückkehr Deutschlands zur Souveränität zu unterstützen. Gründe hierfür waren wahrscheinlich seine Erinnerungen an Versailles und die frühen zwanziger Jahre sowie seine eigenen Verbindungen zu Deutschland. Die Großväter seiner Frau und von Frau Adenauer waren Brüder. Frau Adenauers Großvater war mit seinen Brüdern nach Amerika ausgewandert, aber später nach Köln zurückgekehrt. Während McCloys Zeit in Deutschland wurde über diese Verbindung der Mantel des Schweigens gelegt, da es weder für McCloy noch für Adenauer besonders hilfreich gewesen wäre, wenn der Eindruck der Begünstigung entstanden wäre.

Bevor die Botschaft 1951 erbaut wurde, kamen viele unserer Mitarbeiter mit dem Auto von Frankfurt, um an den wöchentlichen Treffen der Hohen Kommission auf dem Petersberg teilzunehmen. Einer der wichtigsten historischen Augenblicke ereignete sich im November 1949, als das sogenannte Petersberger Protokoll von den drei Westalliierten und Adenauer unterschrieben wurde. Dies war das erste Mal seit dem Krieg, daß Deutschland als gleichberechtigter Partner behandelt wurde. Es setzte dem Abbau der Stahlindustrie und anderer lndustrien ein Ende und brachte Deutschland nicht nur auf den Weg zur Souveränität, sondern auch zur Erholung seiner Wirtschaft. Drei Jahre später, 1952, wurde die Bonner Konvention, die das Ende der Besatzung beinhaltete, unterzeichnet. Sie trat aber nicht vor 1955 in Kraft, da die Franzosen sich weigerten, den mit der Konvention verbundenen Vertrag über den europäischen Verteidigungspakt (EDC European Defense Community) zu unterzeichnen. Der britische Premierminister Eden Iöste später dieses Problem, indem er vorschlug, daß Deutschland ein Mitglied der NATO werden solle und die Bonner Verträge von der Verbindung zur EDC befreit werden sollten. Während der Feierlichkeiten anläßlich der Unterzeichnung des geänderten Vertrages in Paris 1954 hatte ich die Ehre, Außenminister Dulles die Unterlagen zur Unterschrift reichen zu dürfen. Ein Jahr später war die Ratifikation letztlich vollständig und Deutschland wieder ein souveräner Staat. Am 5. Mai 1955 war ich im Konferenzraum der Botschaft anwesend, als das Besatzungsstatut aufgehoben wurde, und die Bonner Konvention (im allgemeinen Sprachgebrauch Bonn-Paris-Verträge genannt) in Kraft trat. Dieser Raum und nicht der Petersberg ist der Ort, an dem die Alliierte Hohe Kommission zum letzten Mal zusammentrat und in dem die Bundesrepublik das Licht den Welt erblickte. An diesem Tag erlangte Deutschland nicht nur seine Souveränität zurück, es wurde auch Mitglied der NATO. Dort wurde die Hohe Kommission zur Botschaft und Hoher Kommissar Conant wurde unser erster Botschafter. Alle Anwesenden spürten den Hauch der Geschichte. Der 5. Mai 1955 war den Höhepunkt meiner Laufbahn.

lch fühle mich wahrlich geehrt, daß ich im Dienst den Vereinigten Staaten meinen Beitrag zu diesem Unternehmen leisten konnte. Wie schon Außenminister Byrnes 1946 in Stuttgart sagte, war es der Wunsch der amerikanischen Bevölkerung, daß Deutschland wieder einen ehrenvollen Platz unter den freien und friedliebenden Nationen erhalten sollte. Der Wunsch der Menschen und die Vision ihrer Führer wurde erfüllt.


Dr.Joachim von EIbe war zwishen 1946 und 1969 Mitarbeiter in der Rechtsabteilung der Militärregierung, der Hohen Kommission, und der amerikanischen Botschaft. Der Text beruht auf Interviews, die Botschafter Kornblum und Botschaftsmitglieder mit ihm führten.


Aus: A Vision Fulfilled. 50 Jahre Amerikaner am Rhein. United States Embassy Bonn, 1949 -1999. Edited by Christine Elder and Elizabeth G. Sammis. Published by United States Embassy Bonn.
© Department of State, 1999.

 
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Aktualisiert: August 2001