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US Siegel

Hans "Tom" Tuch
Wiesbaden, Frankfurt, Munich, Berlin, Bonn
1949-1952,1957-1958,1967-1970,1980-1985

Ich trat 1949 in Deutschland in den Foreign Service ein. Ich hatte bei einer Bank in Stuttgart gearbeitet, und meine Freunde im Konsulat rieten mir, nach Frankfurt zu gehen und mich dort zu bewerben. Ich folgte diesem Rat und wurde zu einer Dame geschickt, die die Leiterin des Amerika Haus-Programmes war. lch wußte nicht einmal, was ein Amerika Haus war. AIs ich ankam, wurde ich von ihrem SteIlvertreter begrüßt, der mir mitteilte, daß sie im Augenblick beschäftigt sei. Er bat mich zu warten und bot mir auf einem Tisch liegende lnformationsschriften als Lektüre an. lch bemerkte einen Bericht über das Amerika Haus-Programm und las den ganzen Artikel. AIs mein Vorstellungsgespräch begann, wurde ich gefragt, wie ich ein Amerika Haus aufbauen würde, ich strengte meine Gehirnzellen an und ging Schritt für Schritt durch den Bericht, den ich gelesen hatte. Die Direktorin, eine eindrucksvolle Dame, stellte mich auf der SteIle ein.

Am Ende des Krieges waren alIe kulturellen Strukturen der deutschen Städte zerstört. Mit der Militärbesatzung begannen die amerikanischen Behörden mit der Einrichtung der Amerika Häuser in verschiedenen Städten, die als Zentren der Kultur und der Information dienten. Jedes dieser Häuser verfügte über eine Bibliothek und die notwendigen Einrichtungen, um Englisch zu unterrichten. Es wurden auch Musikprogramme, Vorträge und Kinderprogramme organisiert. Meiner Meinung nach halfen sie den Deutschen emotional und kulturell sehr bei dem Wiederaufbau ihrer Gesellschaft. Es gab z.B. in jedem Amerika Haus eine Leihbibliothek, wo Besucher sich ihre Bücher aussuchen, ansehen, lesen oder mit nach Hause nehmen konnten. Dies waren die ersten öffentlichen Bibliotheken dieser Art in Deutschland, sie trugen auf ihre Art zur Demokratisierung der Bevölkerung bei. Die Direktoren der Universitätsbibliotheken in Frankfurt und Berlin waren von dem Konzept so beeindruckt, daß sie ihre eigenen Bibliotheken entsprechend umstrukturierten.

1951 gab es in jeder größeren Stadt in Deutschland Amerika Häuser - insgesamt ungefähr 25. lch wurde zunächst Direktor des Amerika Hauses in Wiesbaden und wurde nach fünf Monaten nach Frankfurt versetzt, wo ich als Direktor bis zum März 1955 tätig war. Für mich war das eine sehr befriedigende Zeit. Obwohl ich erst am Anfang meiner Beamtenlaufbahn stand, hatte ich 55 Mitarbeiter unter mir. lch war für ein Abendprogramm mit Vorträgen, Diskussionen und Konzerten verantwortlich. Ebenso für ein enormes Englischprogramm, ein Kindertheater und eine Jugendbibliothek. Das Amerika Haus wurde von Besuchern geradezu überschwemmt. Ich dachte oft, daß ich das, wofür ich bezahlt wurde, eigentlich aus Spaß tat.

In den achtziger Jahren kam ich als Leiter des Referates für ÖffentIichkeitsarbeit in Bonn nach Deutschland zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Verhältnis unser beider Gesellschaften geändert, besonders zwischen den jüngeren Generationen. Zu Anfang der achtziger Jahre stand die Stationierung der Mittelstreckenraketen zur Debatte, und wir hatten die Friedensbewegung zu beachten. Wir hatten das Gefühl, daß wir uns, um die Iangfristigen Beziehungen zwischen unseren Ländern zu vertiefen, auf die Jugendlichen konzentrieren mußten, bevor sie ein Universitätsstudium aufnahmen. Das Ergebnis war ein deutsch-amerikanisches Kongreß - Bundestags Austauschprogramm, bei dem ein Bundestags- oder Kongreßabgeordneter einen Jugendlichen auswählen konnte, der dann ein Jahr im jeweils anderen Land verbringen durfte. Diese jungen Leute lebten bei einer Gastfamilie, besuchten Schulen und waren in die Gesellschaft integriert. Wir waren davon überzeugt, daß diese Art der Integration in diesem Alter eine Erfahrung für das ganze Leben darstellte. Diese jungen Leute würden nicht notwendigerweise unkritisch werden, aber welche Meinungen auch immer sie sich bildeten - diese würden auf Erfahrung beruhen und nicht auf Gerüchten.


Hans,"Tom" Tuch ist 1938 von Deutschland in die USA ausgewandert und diente im Zweiten Weltkrieg in der amerikanischen Armee. Seine Laufbahn bei USIS führte ihn nach Deutschland sowie Tätigkeiten in Washington D.C. Rußland, Bulgarien und Brasilien. In Deutschland diente er mehrere Male.


Aus: A Vision Fulfilled. 50 Jahre Amerikaner am Rhein. United States Embassy Bonn, 1949 - 1999. Edited by Christine Elder and Elizabeth G. Sammis. Published by United States Embassy Bonn.
© Department of State, 1999.

 
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Aktualisiert: August 2001