Rede von Präsident Bush vor der UN-Generalversammlung
UN-Hauptquartier, New York
12. September 2002
Herr Generalsekretär, Herr Präsident, verehrte Delegierte,
meine Damen und Herren: Ein Jahr und einen Tag, nachdem Terroranschläge
Leid über mein Land und über viele Bürger unserer
Welt gebracht haben, kommen wir hier zusammen. Gestern haben wir
der unschuldigen Menschen gedacht, die an jenem schrecklichen Morgen
ihr Leben ließen. Heute wenden wir uns der dringenden Pflicht
zu, unser Leben zu schützen, frei von Illusion und Angst.
Wir haben im vergangenen Jahr viel erreicht - in Afghanistan und
darüber hinaus. Wir haben immer noch viel zu tun - in Afghanistan
und darüber hinaus. Viele Nationen, die hier vertreten sind,
haben sich dem Kampf gegen den globalen Terrorismus angeschlossen,
und das amerikanische Volk ist dafür dankbar.
Die Vereinten Nationen wurden aus einer Hoffnung heraus geboren,
die einen Weltkrieg überdauert hat - die Hoffnung auf eine
gerechtere Welt, die sich aus den alten von Konflikt und Angst geprägten
Handlungsmustern löst. Die Gründungsmitglieder beschlossen,
dass der Weltfriede nie mehr durch den Willen und die Niederträchtigkeit
eines Mannes zerstört werden darf. Wir schufen den UN-Sicherheitsrat,
damit unsere Beratungen - anders als im Völkerbund - mehr als
bloßes Reden und unsere Resolutionen mehr als bloße
Wünsche sind. Nachdem wir viele hinterlistige Diktatoren und
gebrochene Verträgen erlebt hatten und viele Menschenleben
sinnlos geopfert worden waren, einigten wir uns einhellig auf Grundsätze
der Menschenwürde und ein Sicherheitssystem, das von allen
verteidigt werden würde.
Heute werden diese Grundsätze und diese Sicherheit auf die
Probe gestellt. Unsere Verpflichtung zur Menschenwürde wird
durch anhaltende Armut und verheerende Krankheiten herausgefordert.
Das Leid ist groß und unsere Verantwortung ist klar. Die Vereinigten
Staaten leisten wie andere Staaten weltweit Hilfe, die Menschen
erreicht und Menschenleben wieder lebenswert macht; sie erweitern
den Handel und den damit einhergehenden Wohlstand und leisten medizinische
Hilfe, wo sie dringend benötigt wird.
Als Zeichen unseres Engagements für die Menschenwürde
werden die Vereinigten Staaten wieder der UNESCO beitreten. Diese
Organisation wurde reformiert und die Vereinigten Staaten werden
sich umfassend für ihre Mission zur Förderung von Menschenrechten,
Toleranz und Bildung einsetzen.
Unsere gemeinsame Sicherheit wird durch regionale Konflikte auf
die Probe gestellt. Es sind Konflikte ethnischer und religiöser
Art, die zwar schon lange währen, aber nicht unvermeidlich
sind. Im Nahen Osten kann es für keine Seite Frieden geben,
ohne dass auf beiden Seiten Freiheit herrscht. Die Vereinigten Staaten
bekennen sich zu einem unabhängigen und demokratischen Palästina,
das mit Israel Seite an Seite in Frieden und Sicherheit lebt. Wie
alle anderen Völker verdienen die Palästinenser eine Regierung,
die ihren Interessen dient und auf ihre Stimme hört. Mein Land
wird weiterhin alle Parteien ermutigen, ihrer Verantwortung im Streben
nach einer gerechten und umfassenden Lösung des Konflikts gerecht
zu werden.
Unsere Grundsätze und unsere Sicherheit werden heutzutage
vor allem durch geächtete Gruppen und Regime herausgefordert,
die kein moralisches Gesetz anerkennen und deren Gewaltbereitschaft
keine Grenzen kennt. Die Anschläge in den Vereinigten Staaten
vor einem Jahr zeigten uns die zerstörerischen Absichten unserer
Feinde. Diese Bedrohung versteckt sich in vielen Ländern, einschließlich
meinem eigenen. In Gruppen und Lagern planen Terroristen weitere
Zerstörungen und richten neue Stützpunkte für ihren
Krieg gegen die Zivilisation ein. Und unsere größte Angst
ist, dass Terroristen einen Weg finden könnten, ihre irren
Absichten noch schneller in die Tat umzusetzen, wenn ihnen geächtete
Regime Technologien zur Verfügung stellten, die das Töten
in großem Ausmaß ermöglichen.
An einem Ort, in einem Regime, finden wir all diese Gefahren in
ihrer tödlichsten und aggressivsten Form. Es ist exakt jene
Form aggressiver Bedrohung, zu deren Bekämpfung die Vereinten
Nationen ins Leben gerufen worden sind.
Vor zwölf Jahren marschierte der Irak ohne vorhergehende Provokation
in Kuwait ein. Die Streitkräfte des Regimes waren gewillt,
ihren Vormarsch auf andere Länder und deren Ressourcen fortzusetzen.
Wäre Saddam Hussein beschwichtigt statt gestoppt worden, hätte
er den Frieden und die Stabilität der Welt gefährdet.
Doch dieser Aggression wurde durch die Macht der Koalitionsstreitkräfte
und den Willen der Vereinten Nationen Einhalt geboten.
Der irakische Diktator akzeptierte eine Reihe von Verpflichtungen,
um die Einstellung der Angriffe zu erreichen und sich selbst zu
retten. Die Bedingungen waren klar - ihm und allen anderen. Und
er erklärte sich bereit, den Nachweis für die Erfüllung
jeder einzelnen Verpflichtung zu erbringen.
Er hat statt dessen nur seine Missachtung der Vereinten Nationen
und all seiner Verpflichtungen bewiesen. Saddam Hussein hat sich
selbst das Urteil gesprochen, indem er durch Täuschung und
Grausamkeiten keine seiner Zusagen einhielt.
Im Jahr 1991 verpflichtete ihn Resolution 688 des UN-Sicherheitsrats
zur sofortigen Beendigung der Unterdrückung seines eigenen
Volkes, einschließlich der systematischen Unterdrückung
von Minderheiten, was - so der Sicherheitsrat - den internationalen
Frieden und die Sicherheit in der Region bedrohte. Dieser Forderung
ist er nicht nachgekommen.
Im vergangenen Jahr fand die UN-Menschenrechtskommission heraus,
dass im Irak weiterhin sehr schwere Verletzungen der Menschenrechte
zu beobachten sind und dass die Unterdrückung durch das Regime
weit verbreitet ist. Zehntausende politischer Oppositioneller und
normale Bürger wurden willkürlich verhaftet und inhaftiert,
es fanden Massenhinrichtungen und Folterungen durch Prügel,
Verbrennungen, Elektroschocks, Nahrungsentzug, Verstümmelung
und Vergewaltigung statt. Ehefrauen wurden vor den Augen ihrer Ehemänner
gefoltert, Kinder in der Gegenwart ihrer Eltern - und all diese
Gräuel wurden durch einen totalitären Staatsapparat vor
den Augen der Welt verborgen.
Im Jahr 1991 forderte der UN-Sicherheitsrat durch die Resolutionen
686 und 687, dass alle Gefangenen aus Kuwait und anderen Ländern
freigelassen würden. Das irakische Regime stimmte dem zu, nur
um sein Versprechen anschließend zu brechen. Im vergangenen
Jahr berichtete der zuständige UN-Beauftragte, dass Bürger
Kuwaits, Saudi Arabiens, Indiens, Syriens, Libanons, Irans, Ägyptens,
Bahreins und Omans noch vermisst werden, insgesamt mehr als 600
Menschen. Unter ihnen befindet sich ein amerikanischer Pilot.
Im Jahr 1991 forderte der UN-Sicherheitsrat mit Resolution 687,
dass der Irak alle Verbindungen zum Terrorismus aufkündigen
muss und es keiner Terrororganisation gestattet werden darf, auf
irakischem Boden zu operieren. Das irakische Regime hat dem zugestimmt.
Und seine Zusage nicht eingehalten. Unter Verletzung von Resolution
1373 des Sicherheitsrats, bietet der Irak Terrororganisationen weiterhin
Unterschlupf und Unterstützung. Diese Organisationen richten
ihre Gewalt gegen den Iran, Israel und westliche Regierungen. Irakische
Dissidenten im Ausland sind Ziel ihrer Mordanschläge. Im Jahr
1993 versuchte der Irak den kuwaitischen Emir und einen ehemaligen
amerikanischen Präsidenten zu ermorden. Die irakische Regierung
hat offen die Anschläge vom 11. September begrüßt.
Außerdem ist bekannt, dass sich aus Afghanistan geflohene
Terroristen der Al-Qaida im Irak aufhalten.
Im Jahr 1991 verpflichtete sich das irakische Regime, alle Massenvernichtungswaffen
und Langstreckenraketen zu zerstören sowie deren Entwicklung
einzustellen und der Welt die Erfüllung der Forderungen zu
beweisen, indem es gründliche Inspektionen in seinem Land zulassen
würde. Der Irak hat sich an keinen Punkt dieser grundlegenden
Vereinbarung gehalten.
Das irakische Regime sagte zwischen 1991 und 1995, es besitze keine
biologischen Waffen. Nach dem Überlaufen eines mit diesem Waffenprogramm
befassten hochrangigen Beamten erwies sich dies als Lüge, und
der Irak gab zu, zehntausende Liter Anthrax und andere tödliche
biologische Stoffe produziert zu haben, um damit Skud-Raketen, Bomben
und Sprühflugzeuge zu bestücken. UN-Inspektoren sind der
Auffassung, dass der Irak zwei- bis viermal mehr biologische Kampfstoffe
hergestellt hat, als angegeben, und dass er zu mehr als drei Tonnen
Rohstoffen zur potenziellen Herstellung biologischer Waffen keine
Angaben gemacht hat. Der Irak ist momentan dabei, Einrichtungen,
die der Produktion von biologischen Waffen dienten, auszubauen und
zu verbessern.
Inspektionen durch die Vereinten Nationen haben auch ergeben, dass
der Irak wahrscheinlich VX, Senfgas und andere chemischen Stoffe
hortet und dass das Regime dabei ist, Einrichtungen zur Produktion
chemischer Waffen wieder aufzubauen und zu erweitern.
Nach vier Jahren der Täuschung gab der Irak 1995 schließlich
zu, vor dem Golfkrieg ein Atomwaffenprogramm gehabt zu haben. Wir
wissen jetzt, dass das Regime im Irak ohne diesen Krieg sehr wahrscheinlich
bereits im Jahr 1993 über eine Nuklearwaffe verfügt hätte.
Auch heute noch hält der Irak wichtige Informationen über
sein Nuklearprogramm zurück, einschließlich Angaben zu
der Bauweise von Waffen, Beschaffungswegen, Forschungsdaten, vorhandenem
Nuklearmaterial und zur Dokumentation ausländischer Unterstützung.
Der Irak verfügt über fähige Atomwissenschaftler
und -techniker. Er hat die zum Bau einer Atomwaffe benötigte
Infrastruktur. Der Irak hat mehrere Versuche gemacht, hochfeste
Aluminiumrohre zu beschaffen, die zur Anreicherung von Uran für
eine Nuklearwaffe verwendet werden. Sollte der Irak spaltbares Material
beschaffen, wäre er innerhalb eines Jahres fähig, eine
Atomwaffe zu bauen. In den staatlich kontrollierten irakischen Medien
wurde über zahlreiche Treffen zwischen Saddam Hussein und seinen
Nuklearwissenschaftlern berichtet, die keinen Zweifel daran ließen,
dass er nach wie vor ein starkes Interesse an solchen Waffen hat.
Der Irak besitzt ebenfalls Raketen des Skud-Typs mit einer Reichweite
jenseits der 150 Kilometer, die ihm von den Vereinten Nationen erlaubt
wurden. Arbeiten an Test- und Produktionsstätten zeigen, dass
der Irak weitere Langstreckenraketen baut, die in der ganzen Region
verheerende Auswirkungen haben können.
Nach der Invasion Iraks in Kuwait im Jahr 1990 hat die Welt dem
Irak wirtschaftliche Sanktionen auferlegt. Diese Sanktionen wurden
nach dem Krieg beibehalten, um die Befolgung der Sicherheitsratsresolutionen
zu erzwingen. Mit der Zeit wurde dem Irak erlaubt, Einkünfte
aus Ölverkäufen für Nahrungsmittelkäufe zu verwenden.
Saddam Hussein hat dieses Programm unterminiert und kauft unter
Umgehung der Sanktionen Raketentechnologie und militärisches
Material. Er macht die Vereinten Nationen für die Leiden des
irakischen Volks verantwortlich, obwohl er seinen Ölreichtum
benutzt, um für sich selbst prächtige Paläste zu
bauen und um für sein Land Waffen zu beschaffen. Durch seine
Weigerung, seine eigenen Zusagen einzuhalten, trägt er die
volle Verantwortung für den Hunger und die Not unschuldiger
irakischer Bürger.
Der Irak versprach UN-Inspektoren 1991 sofortigen und uneingeschränkten
Zugang zur Überprüfung der Verpflichtung, Massenvernichtungswaffen
und Langstreckenraketen aufzugeben. Der Irak hat diese Zusage nicht
eingehalten und die UN-Inspektoren sieben Jahre lang getäuscht,
hintergangen und schikaniert, bevor er die Zusammenarbeit völlig
aufkündigte. Nur wenige Monate nach dem 1991 vereinbarten Waffenstillstand
wiederholte der Sicherheitsrat zweimal seine Forderung an das irakische
Regime, umfassend mit den Waffeninspekteuren zusammenzuarbeiten
und verurteilte Iraks gravierende Missachtung seiner Verpflichtungen.
Der Sicherheitsrat verurteilte den klaren Bruch der Vereinbarungen
und wiederholte diese Aufforderung im Jahr 1994 und noch zweimal
im Jahr 1996. Der Sicherheitsrat erneuerte seine Forderung noch
dreimal im Jahr 1997 und führte offensichtliche Verstöße
an. Auch 1998 wurde die Einhaltung noch dreimal eingefordert und
das Verhalten des Irak als völlig inakzeptabel bezeichnet.
Und auch 1999 wurde die Forderung noch einmal wiederholt.
Heute ist es fast vier Jahre her, seit die letzten UN-Waffeninspekteure
einen Fuß auf irakischen Boden setzten. Vier Jahre, in denen
das irakische Regime Zeit hatte, um im Verborgenen zu planen, zu
produzieren und zu testen.
Wir wissen, dass Saddam Hussein sich sogar um Massenvernichtungswaffen
bemühte, selbst als sich die Inspekteure noch in seinem Land
befanden. Können wir da etwa annehmen, er habe damit aufgehört,
als sie das Land verließen? Die Geschichte, die Logik und
die Fakten lassen nur einen Schluss zu: Saddam Husseins Regime ist
eine ernsthafte und wachsende Gefahr. Von etwas anderem auszugehen,
bedeutet entgegen besserem Wissen zu hoffen. Von der Redlichkeit
dieses Regimes auszugehen würde bedeuten, das Leben von Millionen
Menschen und den Frieden auf der Welt tollkühn aufs Spiel zu
setzen. Das ist ein Risiko, dass wir nicht eingehen dürfen.
Sehr verehrte Delegierte der Generalversammlung, wir sind mehr
als geduldig gewesen. Wir haben es mit Sanktionen versucht. Wir
haben es mit Zuckerbrot, sprich dem Öl-für-Nahrungsmittel-Programm
versucht, und mit Luftschlägen schwangen wir die Peitsche.
Aber Saddam Hussein hat all diesen Bemühungen getrotzt und
fährt mit der Entwicklung von Massenvernichtungsprogrammen
fort. Wir könnten zum ersten Mal ganz sicher sein, dass er
Atomwaffen hat, wenn er eine einsetzen würde, was Gott verhüten
möge. Wir schulden es allen unseren Bürgern, alles in
unserer Macht Stehende zu tun, um zu verhindern, dass dieser Tag
kommt.
Das Verhalten des irakischen Regimes ist eine Bedrohung der Autorität
der Vereinten Nationen und eine Bedrohung für den Frieden.
Seit zehn Jahren reagiert der Irak auf die Forderungen der Vereinten
Nationen mit Widerstand. Die ganze Welt steht nun vor einer Prüfung
und die Vereinten Nationen vor einem schwierigen und entscheidenden
Augenblick. Müssen Resolutionen des Sicherheitsrats befolgt
und umgesetzt oder dürfen sie folgenlos beiseite geschoben
werden? Werden die Vereinten Nationen ihrem Gründungszweck
gerecht oder werden sie bedeutungslos?
Die Vereinigten Staaten unterstützten die Gründung der
Vereinten Nationen. Wir wollen, dass die Vereinten Nationen effektiv,
respektvoll und erfolgreich sind. Wir wollen, dass die Resolutionen
der weltweit wichtigsten multinationalen Institution umgesetzt werden.
Diese Resolutionen werden gerade einseitig vom irakischen Regime
unterwandert. Die Partnerschaft unserer Nationen kann den vor uns
liegenden Test bestehen, indem sie klarstellt, was wir jetzt vom
irakischen Regime erwarten.
Wenn das irakische Regime Frieden wünscht, muss es alle Massenvernichtungswaffen,
Langstreckenraketen und alles damit im Zusammenhang stehende Material
sofort und bedingungslos aufgeben, offen legen, entfernen oder zerstören.
Wenn das irakische Regime Frieden wünscht, wird es sofort
jegliche Unterstützung des Terrorismus beenden und ihn unterdrücken,
so wie es von allen Staaten aufgrund der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates
gefordert wird.
Wenn das irakische Regime Frieden wünscht, wird es die Verfolgung
seiner Zivilbevölkerung, einschließlich Gruppierungen
der Shi'a, Sunniten, Kurden, Turkomanen und anderer beenden, wie
es die Resolutionen des Sicherheitsrats ebenso fordern.
Wenn das irakische Regime Frieden wünscht, wird es alle Beteiligten
des Golfkriegs, deren Schicksal bislang ungeklärt ist, freilassen
oder über deren Verbleib Rechenschaft abgeben. Es wird die
sterblichen Überreste aller Gefallenen herausgeben, gestohlenes
Eigentum zurückgeben, Haftung für die Verluste durch die
Invasion Kuwaits übernehmen und sich bei den internationalen
Lösungsbemühungen kooperativ verhalten, so wie es von
den Resolutionen des UN-Sicherheitsrates gefordert wird.
Wenn das irakische Regime Frieden wünscht, wird es unverzüglich
jeglichen verbotenen Handel außerhalb des Öl-für-Nahrungsmittel-Programms
einstellen. Es wird die UN-Verwaltung der Mittel aus diesem Programm
akzeptieren, die sicherstellen soll, dass das Geld gerecht und unmittelbar
zum Nutzen des irakischen Volkes verwendet wird.
Wenn alle diese Schritte unternommen werden, wird das Regime eine
neue Offenheit und Verlässlichkeit im Irak signalisieren. So
könnte sich die Möglichkeit auftun, dass die Vereinten
Nationen dabei helfen, eine Regierung zu bilden, die alle Iraker
repräsentiert; eine Regierung, die auf der Achtung der Menschrechte,
wirtschaftlicher Freiheit und Wahlen unter internationaler Aufsicht
gründet.
Die Vereinigten Staaten haben keine Auseinandersetzung mit dem
irakischen Volk. Dieses Volk hat zu lange in stiller Gefangenschaft
gelitten. Freiheit für das irakische Volk ist ein großes
moralisches Anliegen und ein großes strategisches Ziel. Das
irakische Volk hat es verdient und die Sicherheit aller Nationen
verlangt dies. Freie Gesellschaften schüchtern nicht durch
Grausamkeit und Eroberung ein und bedrohen die Welt nicht mit Massenmord.
Die Vereinigten Staaten unterstützen politische und wirtschaftliche
Freiheit in einem vereinigten Irak.
Wir können uns keinen Illusionen hingeben - es ist wichtig,
sich heute daran zu erinnern. Saddam Hussein griff 1980 den Iran
und 1990 Kuwait an. Er feuerte ballistische Raketen auf den Iran,
Saudi Arabien, Bahrein und Israel ab. Sein Regime hat einmal in
einigen nordirakischen Kurdendörfern die Tötung aller
Personen zwischen 15 und 70 Jahren angeordnet. Er setzte Giftgas
gegen viele iranische und 40 irakische Dörfer ein.
Meine Nation wird mit dem UN-Sicherheitsrat daran arbeiten, dieser
gemeinsamen Herausforderung zu begegnen. Wenn uns das irakische
Regime wieder täuschen sollte, muss die Welt den Irak bewusst
und entschieden zur Rechenschaft ziehen. Wir werden mit dem UN-Sicherheitsrat
an den notwendigen Resolutionen arbeiten. Aber über die Absichten
der Vereinigten Staaten sollten keine Zweifel bestehen. Die Resolutionen
des UN-Sicherheitsrates werden umgesetzt, den gerechtfertigten Forderungen
nach Frieden und Sicherheit muss Folge geleistet werden - oder ein
Vorgehen gegen den Irak wird unvermeidlich. Ein Regime, das seine
Legitimität verloren hat, wird auch seine Macht verlieren.
Die Ereignisse können sich in zwei Richtungen entwickeln.
Zum einen: Sollten wir angesichts der Gefahr nicht handeln, wird
das irakische Volk weiterhin unter brutaler Unterdrückung leiden.
Das Regime wird neue Macht haben, um seine Nachbarn zu schikanieren,
zu beherrschen und zu erobern, was den Nahen Osten zu weiteren Jahren
des Blutvergießens und der Angst verdammen würde. Das
Regime wird instabil bleiben, die Region wird instabil bleiben,
es wird kaum Hoffnung auf Freiheit bestehen und die Region wird
vom Fortschritt unserer Zeit abgeschnitten. Mit jedem Schritt, den
das irakische Regime zur Beschaffung und zum Einsatz der schrecklichsten
aller Waffen unternimmt, verringern sich unsere Optionen, diesem
Regime entgegenzutreten. Sollte ein ermutigtes Regime diese Waffen
verbündeten Terroristen zur Verfügung stellen, wären
die Anschläge des 11. September nur der Auftakt für weit
größere Gräueltaten.
Wenn wir unserer Verantwortung nachkommen, wenn wir diese Gefahr
überwinden, können wir einer ganz anderen Zukunft entgegensehen.
Das irakische Volk kann seine Gefangenschaft abschütteln. Es
kann sich eines Tages bei einem demokratischen Afghanistan und einem
demokratischen Palästina einreihen und in der ganzen moslemischen
Welt Reformen anregen. Diese Nationen können durch ihr Beispiel
zeigen, dass eine aufrichtige Regierung, die Achtung der Frau und
die große islamische Tradition des Lernens im Nahen Osten
und darüber hinaus triumphieren können. Und wir werden
zeigen, dass das Versprechen der Vereinten Nationen in unserer Zeit
erfüllt werden kann.
Der Ausgang bleibt offen. Beide Wege liegen vor uns. Wir müssen
zwischen einer Welt voller Angst und einer Welt des Fortschritts
wählen. Wir können nicht daneben stehen und nichts unternehmen,
während Gefahr im Verzug ist. Wir müssen für Sicherheit
und die dauerhaften Rechte und Hoffnungen der Menschheit einstehen.
Aufgrund ihres Erbes und ihrer Entscheidung werden die Vereinigten
Staaten von Amerika sich dafür einsetzen. Und, verehrte Delegierte
der Vereinten Nationen, Sie haben die Macht, dies ebenfalls zu tun.
Vielen Dank.
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