Der 11. September hat die Welt in eine gefährliche Zukunft gestoßen
Bundesaußenminister Fischer
12. November 2001
Herr Präsident, Herr Generalsekretär,meine Damen und
Herren!
Wir haben soeben die Nachricht vom Flugzeugabsturz bei Queens schockiert
und entsetzt empfangen. Noch kennen wir die Ursache dieser Katastrophe
nicht. Ich möchte an dieser Stelle unser tiefstes Beileid gegenüber
den Angehörigen der Opfer und gegenüber dem amerikanischen
Volk ausdrücken.
Ihnen, Herr Präsident, möchte ich zunächst herzlich
zu Ihrer Wahl zum Vorsitzenden dieser 56. Generalversammlung gratulieren
und Ihnen viel Erfolg für Ihre Arbeit wünschen. Ich danke
Ihrem Vorgänger, Herrn Holkeri, für seinen großen
Einsatz in der Leitung der 55. Generalversammlung.
Vor allem aber gratuliere ich Ihnen, Herr Generalsekretär,
und den Vereinten Nationen von Herzen zur Verleihung des diesjährigen
Friedensnobelpreises. Mit Mut und Beharrlichkeit haben Sie altes
Denken in Frage gestellt und die Vereinten Nationen auf die Herausforderungen
des neuen Jahrhunderts vorbereitet. Deutschland wird Sie und die
Vereinten Nationen auf diesem Weg weiter nach Kräften unterstützen.
Zwei Monate ist es jetzt her, dass hier in New York tausende unschuldige
Menschen im Inferno des World Trade Center ihr Leben verloren. Überall
auf der Welt trauerten die Menschen in einer beispiellosen Welle
der Anteilnahme und Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen.
Diese entsetzlichen Anschläge trafen aber nicht nur Amerikaner,
sondern Menschen aus über 80 Ländern, Angehörige
aller großen Weltreligionen und Kulturen. Sie zielten gegen
uns alle. Es muss deshalb ein gemeinsames Anliegen der Menschheit
sein, eine Wiederholung oder gar noch Schrecklicheres zu verhindern.
Der 11. September hat die Welt in eine gefährliche Zukunft
gestoßen. Wir haben jetzt die schreckliche Gewissheit, dass
kein Land in der globalisierten Welt unverwundbar ist und dass zum
Mord und Selbstmord entschlossene Feinde mitten unter uns jederzeit
einen furchtbaren Massenmord verüben können. Diese unheimliche,
fürchterliche Gefahr hat mit einem Schlag die Grundlagen bisheriger
Sicherheitspolitik dramatisch verändert. Die Bekämpfung
weltweit operierender terroristischer Netzwerke wird völlig
neue Reaktionen der Staatengemeinschaft notwendig machen. Der internationale
Terrorismus ist zuallererst eine Herausforderung an die Politik,
an das Militär, die Polizei und Justiz, aber auch an die Wirtschaft
und - ganz wichtig - die Kultur. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts
stellt sich damit die Frage von Frieden und Sicherheit auf völlig
neue Weise.
Selten war die Menschheit so geeint wie an jenem schrecklichen
Tag vor zwei Monaten. Diese Einigkeit entstand aus Entsetzen und
Mitgefühl, aber auch aus der Einsicht, dass wir der neuen tödlichen
Bedrohung nur erfolgreich entgegentreten können, wenn wir all
unsere Kräfte und Energien zusammenführen. Der 11. September
war ein "defining moment", ein Tag, an dem die Weltpolitik
neu ausgerichtet wurde. Eine neue Koalition ist entstanden. Sie
muss nun gefestigt und zu einer echten Partnerschaft ausgebaut werden.
Wenn dies gelingt, dann könnte der 11. September im Rückblick
nicht nur als ein entsetzlicher Tag für die Menschheit, sondern
auch als Beginn einer neuen Ära der Zusammenarbeit und des
Multilateralismus in die Geschichte eingehen.
Was treibt Menschen zu diesen unfassbaren Verbrechen, sich selbst
und tausende Unschuldiger in die Luft zu sprengen? Woher kommt ein
solch unbändiger Hass? Wie kann er bekämpft, wie überwunden
werden? Klar ist: Jeder Versuch, eine wirksame Gegenstrategie zu
entwickeln, muss mit dem Kampf gegen den Terrorismus die ganze Bandbreite
der Ursachen und Hintergründe analysieren, die solchen Hass
und Terror entstehen lässt.
Hierfür sind die Vereinten Nationen in einzigartiger Weise
befähigt. Sie bieten das für den Aufbau einer universellen
Koalition erforderliche Forum. Nur sie können der Reaktion
auf den Terrorismus globale Legitimität verleihen. Und sie
verfügen über die Instrumente zur Bewältigung der
politischen Konflikte und der tieferliegenden Entwicklungsfragen,
aus denen sich Hass und Verzweiflung speisen. Eine umfassende Strategie
gegen Terrorismus muss vor allem auf Prävention, auf Vorbeugung
setzen. Dies heißt nichts Geringeres als die Grundlagen einer
kooperativen Ordnungspolitik für das 21. Jahrhundert zu entwerfen,
einer Politik, die Zonen der Ordnungslosigkeit nicht mehr zulässt,
die auf eine Weltordnung zielt, die allen Völkern eine volle
und gerechte Teilhabe ermöglicht. Dazu gehört, die ökonomische
Globalisierung sozial für mehr Menschen gerechter zu gestalten
und durch eine dringend notwendige politische Globalisierung zu
ergänzen.
Der Sicherheitsrat hat auf den 11. September in seltener Geschlossenheit
reagiert und mit den Resolutionen 1368 und 1373 richtungsweisende
Beschlüsse zu konkreten, weltweit verbindlichen Maßnahmen
gegen den Terror gefasst. Auch die Generalversammlung hat die Terroranschläge
aufs Schärfste verurteilt und zu gemeinsamem Handeln gegen
den internationalen Terrorismus aufgerufen.
Dieser Weg muss nun konsequent fortgesetzt werden, durch eine zügige
und weltweite Ratifizierung und Implementierung der 12 VN-Antiterrorismuskonventionen
und die Verabschiedung einer globalen Konvention zum Kampf gegen
den Terrorismus. Wir müssen eine neue Anstrengung unternehmen,
um diesem Projekt, in das wir alle so große Hoffnungen setzen,
zum Erfolg zu verhelfen. Ich appelliere an alle Staaten, die dem
vorliegenden Kompromiss noch nicht zugestimmt haben, ihre Haltung
noch einmal zu überdenken.
Auch der Internationale Strafgerichtshof kann zu einem wertvollen
Instrument zur Terrorismusbekämpfung werden. Er soll sich unter
anderem befassen mit Morden "im Rahmen eines ausgedehnten oder
systematischen Angriffs gegen die Zivilbevölkerung". Ohne
Zweifel erfüllen die Anschläge in New York, Washington
und Pennsylvania diesen Tatbestand. Ich bitte Sie alle auch aus
diesem Grund noch einmal, das Statut von Rom so rasch wie möglich
zu ratifizieren.
Mit dem Anschlag auf das World Trade Center ist schlagartig deutlich
geworden, welch existenzielle Gefahr für den Weltfrieden von
failing states ausgehen kann. Diese schwarzen Löcher des politischen
und sozialen Ordnungsverlustes bieten Terroristen agieren, einen
sicheren Hafen, von dem aus sie ihre mörderischen Netze weltweit
organisieren können. Die Staatengemeinschaft muss sich vor
diesem Hintergrund mit dem Problem zerfallender Staaten dringend
intensiver und vorbeugend befassen - und dies nicht nur in Afghanistan
und nicht erst, wenn die Katastrophe eingetreten ist.
In Afghanistan hat Konfliktprävention niemals stattgefunden,
im Gegenteil. Dies hat sich als fataler Fehler erwiesen. Seit über
20 Jahren spielt sich dort vor den Augen der Welt ein humanitäres
Desaster ab, unter dem besonders Frauen und Kinder zu leiden hatten.
Bürgerkrieg, Menschenrechtsverletzungen und bitteres Elend
waren auch der Nährboden für die Entstehung einer beispiellosen
Symbiose zwischen den Terroristen der Al Qaida und dem Taliban-Regime.
Von dort führen die Spuren direkt zu den blutigen Anschlägen
in den USA. So schwer die Entscheidung fällt: Ohne den Einsatz
militärischer Mittel kann diese Gefahr nicht abgewendet werden.
Wir dürfen nicht vergessen, dass das Elend der Menschen in
Afghanistan vor allem auch das Werk der Taliban ist: Sie waren es,
die schon lange vor dem 11. September wirksame humanitäre Hilfe
zunehmend erschwerten, die Frauen und Mädchen alle Rechte nahmen,
die Terrorismus aktiv unterstützten, auch mit dem Ziel, die
Stabilität arabischer und muslimischer Staaten zu erschüttern.
Nicht zu reagieren, würde geradezu einladen zu weiterem Terror
und Unterdrückung, und dies wäre für den Weltfrieden
hochgefährlich. Wie dramatisch die Gefahr ist, zeigt die Drohung
Osama bin Ladens, selbst vor einem Einsatz von Nuklearwaffen nicht
zurückzuschrecken. Zivile Mittel allein reichen leider nicht
immer aus, um Gewalt und Terror zu beenden. So war es auf dem Balkan.
Auch in Afghanistan ist der Kern des tragischen Konflikts zutiefst
politisch, und deshalb kann die Lösung letztlich nur eine politische
sein. Sie muss von innen kommen, die Vielfalt der afghanischen Stammesgesellschaft
widerspiegeln und vom afghanischen Volk angenommen werden. Eine
Friedenslösung benötigt aber auch die Hilfe der internationalen
Gemeinschaft. Afghanistan darf nicht noch einmal mit seinen Problemen
allein gelassen werden.
Entscheidend ist jetzt eine klare politische und humanitäre
Perspektive für Afghanistan. Die Vereinten Nationen sollten
das Dach für alle Friedensbemühungen sein. Sie sind als
Rahmen für den politischen Prozess und als Garant innerafghanischer
Vereinbarungen unverzichtbar. Es wird nur in einem Friedensprozess
unter dem Dach der UNO gelingen, ausländische Einmischung für
die Zukunft auszuschließen und eine friedliche Zukunft des
Landes im Konsens mit seinen Nachbarn zu sichern. Deutschland und
die Europäische Union sind bereit, ihren Beitrag bei der Gestaltung
einer politischen Lösung für Afghanistan zu leisten und
sich auch nachhaltig am wirtschaftlichen und sozialen Wiederaufbau
Afghanistans zu beteiligen.
Vor allen Dingen aber muss jetzt den Flüchtlingen und der
Zivilbevölkerung geholfen werden. Wir dürfen es nicht
hinnehmen, dass die Taliban den Zugang für humanitäre
Hilfe behindern und die Zivilbevölkerung als Schutzschild missbrauchen.
Gerade mit Blick auf den bevorstehenden Winter müssen wir alles
tun, um die Menschen zumindest mit dem Allernötigsten zu versorgen
und ihre verzweifelte Not zu lindern. Ist es möglich, humanitäre
Schutzzonen einzurichten? Die Vertreibung der Taliban aus Mazar-i-Sharif
und anderen Orten für eine Verbesserung der humanitären
Situation zu nutzen? Eine Stadt wie Kabul zu einer offenen Stadt
zu machen? Sicher wird all dies sehr schwierig werden, aber lassen
Sie uns dennoch ohne Tabus über alle, wirklich alle Möglichkeiten
nachdenken, wie wir den Menschen helfen können. Deutschland
hat dazu als Vorsitz der Afghanistan support group zu einem neuen
Treffen Anfang Dezember nach Berlin eingeladen. An alle Staaten
richte ich den dringenden Appell, jetzt eine große humanitäre
Anstrengung für das geschundene afghanische Volk zu leisten.
Herr Präsident,
eine Lösung von Regionalkonflikten wird ein Schlüssel
im Kampf gegen den Terrorismus sein. Dazu zählt ganz gewiss
der Nahostkonflikt. Die vielen unschuldigen Opfer auf allen Seiten
erfüllen uns mit tiefer Betroffenheit. Das israelische wie
das palästinensische Volk haben ein Recht auf ein Leben in
Würde, ohne Angst und in Frieden. Dazu gehört nicht nur
das in Madrid anerkannte Existenzrecht Israels, das für uns
unantastbar ist, sondern auch seine Sicherheit. Deutschland hat
vor dem Hintergrund seiner Geschichte eine besondere Verantwortung
gegenüber Israel. Jede Politik, die, auch, mit den Mitteln
des Terrorismus, auf die Zerstörung Israels zielt, wird auf
den entschiedenen Widerstand Deutschlands treffen. Wir treten aber
genauso für das Selbstbestimmungsrecht und das Recht der Palästinenser
auf einen eigenen Staat Palästina ein. In der Berliner Erklärung
der EU vom März 1999 heißt es dazu: "die Schaffung
eines demokratischen, existenzfähigen und friedlichen, souveränen
palästinensischen Staates auf der Grundlage bestehender Vereinbarungen
und auf dem Verhandlungsweg ist die beste Garantie für die
Sicherheit Israels." Dies gilt heute mehr denn je.
Nie zuvor gab es eine breitere internationale Grundlage für
eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts.
Im Sinne der Mitchell-Empfehlungen, des von allen Seiten akzeptierten
Fahrplans, rufen wir Israelis und Palästinenser dazu auf, die
Gewalt und Konfrontation sofort und dauerhaft zu beenden, die vereinbarten,
direkten Gespräche unverzüglich wieder aufzunehmen und
die geschlossenen Waffenstillstandsvereinbarungen ernsthaft umzusetzen.
Diese Gespräche müssen zu echten Verhandlungen über
eine tragfähige politische Lösung führen.
Das eigentliche Ziel der Terroristen ist es, einen Krieg der Kulturen
auszulösen und den Nahen und Mittleren Osten in Brand zu setzen.
In einen solchen Konflikt dürfen wir uns unter keinen Umständen
hineintreiben lassen. Wir kämpfen gegen den internationalen
Terrorismus und nicht gegen den Islam.
Wir müssen der Strategie des Terrorismus den "Dialog
der Kulturen und Religionen" entgegensetzen. Wir brauchen eine
vom gegenseitigen Verständnis getragene geistige Auseinandersetzung
und den Versuch einer ehrlichen Verständigung über die
Grundwerte, die uns verbinden. Ein solcher Dialog setzt die Existenz
gemeinsamer Werte voraus, ebenso aber auch den Respekt vor den gewachsenen
Traditionen und Unterschieden. Allerdings muss eines dabei klar
sein: Menschenrechte sind universelle, nicht westliche Werte. Auf
sie hat sich die internationale Völkergemeinschaft in der VN-Charta
und den Menschenrechtspakten im Konsens geeinigt. Jeder Dialog muss
auf dieser Universalität der Menschenrechte gründen.
Er muss in gegenseitiger Beachtung der Würde und in Toleranz
und Offenheit geführt werden. Er muss "zu Hause"
beginnen, innerhalb der Kulturen selbst. Fruchtbar kann er nur werden,
wenn er frei und ohne Zwang geführt wird. Und sinnvoll ist
er nur, wenn jeder Beteiligte auch zur Selbstkritik bereit ist.
Herr Präsident,
die heimtückischen Anthrax-Anschläge seit dem 11. September
zeigen: Die gestern noch abstrakte Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen
in der Hand von Terroristen ist heute eine tödliche reale Gefahr.
Die Staatengemeinschaft muss ihr mit aller Kraft entgegentreten
- durch einen neuen Anlauf zu Nichtverbreitung und globaler Abrüstung.
Die Gefahren einer Weitergabe an nicht-staatliche Gruppen und neuer
regionaler Rüstungswettläufe erfordern neue Antworten
und wirksame, international durchgesetzte strafrechtliche Gegenmaßnahmen.
Im nuklearen Bereich bleibt die Verpflichtung des Nichtverbreitungsvertrages
zu vollständiger atomarer Abrüstung entscheidend. Bei
den biologischen Waffen müssen wir angesichts der akuten Bedrohung
endlich wirksame globale Kontrollmechanismen schaffen. Das Chemiewaffen-Übereinkommen
muss noch konsequenter implementiert werden. Alle Staaten sind aufgerufen,
sich an der Aushandlung eines Internationalen Verhaltenskodex gegen
ballistische Raketenproliferation zu beteiligen.
Der jetzt beginnende Kampf gegen den Terrorismus muss auf der Einsicht
gründen, dass die Erste Welt auf Dauer nicht jenseits der Spannungen
und Konflikte in der Dritten Welt wird sicher und ungefährdet
leben können. Fast ein Viertel der Menschheit hungert. 95%
der an AIDS Infizierten leben in Entwicklungsländern. Besonders
schlimm ist Afrika betroffen. Bis heute profitiert weltweit nur
eine Minderheit von den Wachstumschancen der Globalisierung, von
der Teilhabe an neuen Informationstechnologien. Diesen Zustand dürfen
auch die reichen Länder nicht hinnehmen - aus moralischen Gründen,
aber auch weil sich Spannungen und Konflikte heute viel schneller
und weiter ausbreiten als früher.
Gewiss haben die Industrieländer nicht alle Versprechungen
zugunsten der armen und ärmsten Länder erfüllen können.
Sie werden ihre Anstrengungen erheblich verstärken müssen.
Oberstes Ziel muss es sein, den Entwicklungsländern bei der
Überwindung der Armut zu helfen und die Fähigkeit zu guter
Regierungsführung und damit zu eigenverantwortlichem Handeln
zu stärken. Ein weiterer Schuldennachlass für die ärmsten
Länder, die konsequente Öffnung der Märkte, die Unterstützung
der "Neuen Partnerschaft für die Entwicklung Afrikas",
des AIDS-Fonds der VN und des Ziels, die extreme Armut bis 2015
zu halbieren, sind Initiativen, die die Entwicklungsländer
dringend brauchen.
Der Kampf gegen die Armut kann nicht gewonnen werden, wenn wir
nicht ebenso entschlossen für die Erhaltung der natürlichen
Lebensgrundlagen eintreten. Auf dem kommenden Umweltgipfel in Johannesburg
müssen wir einen Quantensprung nach vorn tun, in Richtung einer
nachhaltigen Entwicklung, einer wirksameren Armutsbekämpfung
und einer besseren Schonung unserer Ressourcen. Das Kyoto-Protokoll
muss im nächsten Jahr in Kraft treten. Und wir müssen
den einzigen Anwalt der globalen Umwelt, das Umweltprogramm der
Vereinten Nationen, stärken - institutionell, operationell
und finanziell.
Lassen Sie mich noch auf eine Entwicklung hinweisen, die unser
Leben wie keine andere verändern kann: die Gentechnik. Wenn
wir nicht rechtzeitig klare und verbindliche Regeln für den
Umgang mit dieser neuen Technologie auf der Grundlage eines ethischen
Konsenses vereinbaren, werden schon sehr bald Dinge geschehen, die
wir nie mehr rückgängig machen können. Deutschland
und Frankreich haben in dieser Generalversammlung eine Resolution
mit dem Ziel einer Konvention zum weltweiten Verbot des reproduktiven
Klonens von Menschen eingebracht. Ich bitte Sie alle, uns hierbei
zu unterstützen.
Herr Präsident,
der 11. September hat auf grausame Weise klar gemacht, dass die
Menschheit ohne globale und regionale Ordnungen nicht friedlich
und sicher wird leben können. Diese Einsicht wird die Reformdebatte
in den Vereinten Nationen erst wirklich auf die Tagesordnung setzen.
Die Handlungsfähigkeit der UNO zu stärken, durch Reformen
und eine klare Prioritätensetzung, durch einen repräsentativeren
und effizienteren Sicherheitsrat und eine gestärkte Generalversammlung,
muss eine der Konsequenzen aus den entsetzlichen Terroranschlägen
sein.
Deutschland wird sich weiter mit aller Kraft für eine Stärkung
der Vereinten Nationen einsetzen, damit die Welt im 21. Jahrhundert
friedlicher, gerechter und humaner wird als im vergangenen. Die
Zukunft gehört einer Verantwortungspolitik für die Eine
Welt, einer Politik, die nicht gründet auf hegemonialen Ansprüchen,
sondern auf Kooperation, Solidarität und Multilateralismus.
Wenn es uns gemeinsam gelingt, eine solche Politik zu verwirklichen,
dann werden wir am Ende den Kampf gegen den Terrorismus nicht nur
gewinnen, sondern auch seine Ursachen dauerhaft beheben können.
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