Was in New York und Washington stattgefunden hat, darf sich
nicht wiederholen
Bundesinnenminister Otto Schily
14. Dezember 2001
Meine Damen und Herren,
wir haben uns sehr gefreut und sind glücklich darüber,
dass heute der Attorney General der Vereinigten Staaten von Amerika,
Mr. Ashcroft, uns besucht hat. Wir hatten eine sehr intensive und
konstruktive Unterredung, wir sind beide wechselseitig dankbar für
die enge und freundschaftliche Kooperation zwischen den Sicherheitsbehörden
unserer beiden Länder.
Wir teilen die Überzeugung, dass wir alles tun müssen,
damit Verbrechen, wie sie in New York und in Washington stattgefunden
haben, sich nicht wiederholen werden, dass wir aber auch alles tun
müssen, um die für diese abscheulichen Verbrechen verantwortlichen
aufzuspüren und vor Gericht zu stellen. Dass wir im übrigen
alles tun müssen, um diese terroristischen Netzwerke zu zerschlagen
und dass dafür, alle dafür gebotenen Mittel eingesetzt
werden müssen.
Ich habe meinem Kollegen Ashcroft die gesetzlichen Maßnahmen,
die wir ergreifen, die wir auch heute im Bundestag beraten werden,
erläutert und auch die anderen Maßnahmen auf administrativem
Gebiet, die wir nach dem 11. September in die Wege geleitet haben,
aber auch darauf hingewiesen, dass das Problem des internationalen
islamistischen Terrorismus nun nicht erst am 11. September erkannt
worden ist, sondern dass wir mit dieser Bedrohung schon früher
konfrontiert waren und auch schon zuvor Maßnahmen zu deren
Bekämpfung eingeleitet haben. Wir vertreten aber gemeinsam
die Überzeugung, dass das, was am 11. September stattgefunden
hat, die Tiefendimension dieser Bedrohung erkennen lässt.
Wir haben auch kurz erörtert das Video, was ja jetzt auch
in den Fernsehsendern ausgestrahlt worden ist, und was in der Person
von bin Laden eine Verkommenheit, eine moralische Verkommenheit,
in einer Form erkennen lässt, die eigentlich das menschliche
Vorstellungsvermögen übersteigt.
Wir waren auch gemeinsam der Überzeugung, dass das, was vor
allen Dingen auch in New York stattgefunden hat, nun nicht ein Angriff
allein auf die Vereinigten Staaten von Amerika ist, sondern ein
Angriff auf die gesamte zivilisierte Menschheit, was auch in der
Tatsache zum Ausdruck kommt, dass die Opfer, die zu Tode gekommen
sind im World Trade Center aus mehr als 80 Nationen stammen. Und
für Deutschland ist New York ohnehin ein Symbol der Freiheit
und der Demokratie. Wir haben nicht vergessen, dass gerade New York
immer ein Zielpunkt war für Menschen, die auf der Flucht waren
vor totalitären Regimen, es ist ein Symbol für Freiheit
und Demokratie und deshalb ist das, was diese Verbrecher begangen
haben, ein unmittelbarer Angriff auf diese Ideale, die uns verbinden
- Amerika und Deutschland - und deshalb ist das, was wir tun in
gemeinsamer Arbeit in der Bekämpfung des internationalen Terrorismus
nicht nur ein selbstverständliches Zeugnis für die enge
und unverbrüchliche Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern,
sondern geschieht auch in unserem eigenen, ureigensten Interesse.
Wir sind auch der Meinung, dass die Bekämpfung des internationalen
Terrorismus nur gemeinsam erfolgreich sein kann, eine isolierte
Bekämpfung gar nicht möglich ist und dass wir unsere Maßnahmen
in dieser Weise auch aufeinander abstimmen müssen - sicherlich
unter Beachtung unterschiedlicher Rechtsordnungen und unterschiedlicher
rechtlicher Traditionen.
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