Die amerikanische Identität
Von Marc Pachter
Der Autor untersucht den "fortdauernden Gesellschaftsvertrag", der den Vereinigten Staaten von Amerika zugrunde liegt und die nationale Gemeinschaft und Kultur definiert. "Von Anfang an gab es in der Hauptströmung amerikanischer Politik wenig Utopismus, wenige Vorstellungen eines idealen Staates oder eines idealen menschlichen Zustands, der durch soziale Planung geschaffen werden sollte", schreibt er. "Es ist vielmehr gerade der Zustand des Strebens, Werdens, die Erfahrung ungehinderten Lebens, der die nationale Fantasie anregt." Besonders aufschlussreich sind bestimmte Worte wie Freiheit, Individualismus, Mobilität und Pragmatismus, die die amerikanische Geisteshaltung direkt ansprechen. Die aktuelle landesweite Debatte über amerikanische Werte stellt nicht deren Ablehnung dar, sondern eine Überprüfung ihrer Anwendbarkeit auf erweiterte Gegebenheiten. Die schwierige Frage, die von der amerikanischen Demokratie beantwortet werden muss, war schon immer die nach der Beziehung zwischen Gleichheit und Freiheit.
- Das sich verändernde Erscheinungsbild der Vereinigten Staaten
Von Audrey Singer
- Die Autorin beschäftigt sich mit den Veränderungen der Zusammensetzung der amerikanischen Gesellschaft in Bezug auf Rasse und Ethnie und stellt einige Überlegungen zur zukünftigen Vielfalt des Landes an. 1970 konnte man die Vereinigten Staaten bezüglich der Rassenzugehörigkeit im Grunde in Schwarz und Weiß einteilen. In den letzten drei Jahrzehnten wurde die Vielfalt des Landes allerdings durch Einwanderer aus Asien, Lateinamerika, Afrika und der Karibik bereichert. Folglich definieren sich die Bürger der Vereinigten Staaten zunehmend als vielen Rassen zugehörig. Die Regierung sammelt im Rahmen ihres Engagements für die Durchsetzung von Gesetzen, die Diskriminierung verbieten und Gleichberechtigung sowie Chancengleichheit garantieren weiterhin Daten auf der Grundlage der Rassen- oder Volkszugehörigkeit. "Ein guter Grund für Optimismus", bemerkt die Autorin abschließend, "ist die amerikanische Tradition der Eingliederung verschiedener Gruppen in eine Gesellschaft und eine Nation."
Noch immer
E Pluribus Unum - aus Vielen Eins? Ja.
von Alan Wolfe
Die "Frage der amerikanischen Einheit ist ebenso wichtig wie jede andere
Frage, die sich den Amerikanern momentan stellt", sagt der Autor. Trotz
Medienberichten und Kommentaren über ein geteiltes Amerika gibt
es wesentlich mehr Einigendes als Trennendes in den Traditionen und
Werten der Amerikaner. Sie erinnern sich an die schädigende Spaltung
und Uneinigkeit des Bürgerkriegs im 19. Jahrhundert sowie einige
gewalttätige Zusammenstöße religiöser Gruppen Anfang
des 20. Jahrhunderts. Unabhängig von den politischen, religiösen
und gesellschaftlichen Meinungsverschiedenheiten, die es heute geben
mag, erreichen diese bei weitem nicht die Schwere dieser Ereignisse.
"Tatsächlich", schließt der Autor, "gibt es jeden Grund zu
der Annahme, dass die im Jahr 2004 erlebte Polarisierung der Vereinigten
Staaten zu Gegenbewegungen führen wird, die die Amerikaner daran
erinnern sollen, dass sie trotz aller politischer Differenzen eine gemeinsame
Staatsbürgerschaft besitzen.
Originaltext:
The American Identity; The United States in 2005:
Who We Are Today. December 2004.
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