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Traditionell war es in Amerika die Angelegenheit von privaten Wohlfahrtsorganisationen und den Kommunen gewesen, den Armen zu helfen. Neu ankommende Einwanderer mussten hauptsächlich darauf vertrauen, dass ihnen Landsleute halfen ein neues Leben aufzubauen. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert hatten einige europäische Staaten schon staatliche Sozialprogramme eingeführt. Aber solche Bestrebungen konnten in den USA nur langsam Fuß fassen, weil durch die schnelle Industrialisierung und das überall verfügbare Ackerland, die Überzeugung genährt wurde, dass jeder, der arbeiten will, auch Arbeit findet.
Die Wirtschaftskrise, die im Jahre 1929 begann, zerstörte dieses Vertrauen. Zum ersten Mal war eine große Zahl von Amerikanern ohne Arbeit, weil viele Banken und Betriebe schließen mussten. Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt schlug Präsident Franklin D. Roosevelt 1932 dem Kongress ein Programm zur Neubelebung der Wirtschaft und eine Gesetzesreform vor. Bei den meisten Programmen handelte es sich um zeitlich begrenzte Hilfsmaßnahmen, doch eines der Programme - die Sozialversicherung (Social Security) - wurde zu einer amerikanischen Institution. Die arbeitende Bevölkerung bekommt einen Teil ihres Lohnes abgezogen. Dieses Geld fließt in die Rentenversicherung, von der Rentner eine kleine monatliche Rente ausbezahlt bekommen, in die Arbeitslosenversicherung, in die Erwerbsunfähigkeits- versicherung und kommt auch anderen Hilfsprogrammen für Einkommensschwache zugute.
Seit kurzem wird befürchtet, dass die Sozialversicherung im 21. Jahrhundert nicht mehr genügend Geld haben wird, um ihre Aufgaben wahrzunehmen, wenn die Anzahl der Rentner so dramatisch steigt wie erwartet. Politiker haben verschiedene Lösungen vorgeschlagen, um das erwartete Defizit aufzufangen, aber eine langfristige Lösung wird noch diskutiert.
In den Jahren nach Roosevelts Amtszeit haben auch andere amerikanische Präsidenten, vor allem Lyndon Johnson in den sechziger Jahren, Sozialhilfeprogramme eingeführt. Dazu gehören auch Medicaid und Medicare, die in dem Kapitel über das Gesundheitswesen erläutert werden; aber auch das Ernährungshilfeprogramm in der Form von Lebensmittelmarken (Food Stamp Program), um eine ausreichende und gesunde Ernährung von einkommensschwachen Familien zu gewährleisten; und der mit staatlichen Mitteln geförderte soziale Wohnungsbau (public housing).
Im Jahr 2009 lag die Armutsgrenze in den Vereinigten Staaten für eine vierköpfige Familie bei einem Jahreseinkommen von unter $21,954 Dollar, was auf 11,1 % aller Familien zutraf (U.S. Census Bureau News, September 16, 2010). Im Jahr 2009 lebten 43.6 Millionen Amerikaner unterhalb der offiziellen Armutsgrenze; das ist eine Armutsquote von 14.3%. Diese Quote ist die höchste seit 1994, aber noch 8,1 Prozentpunkte niedriger als 1959; das erste Jahr für das genaue Zahlen zur Verfügung stehen.Zusätzlich zu den bereits erwähnten sozialen Leistungen, erhalten viele Familien die unterhalb der Armutsgrenze leben, Sozialhilfe (welfare payments), monatlich ausgezahlte Beträge um Essen, Kleidung und Miete zu bezahlen. Die häufigste Form der Sozialhilfe ist eine Leistung im Rahmen der Familienbeihilfe (Aid to Families with Dependent Children - AFDC). Ursprünglich gedacht als Unterstützung für Kinder deren Väter gestorben waren, entwickelte sich das AFDC Programm zur Haupteinnahmequelle für Millionen einkommensschwacher amerikanischer Familien. Viele Aspekte der amerikanischen Sozialhilfe, besonders die AFDC Zahlungen, wurden in den achtziger und neunziger Jahren sehr stark kritisiert, das ganze System wurde sogar zu einem Wahlkampfthema. 1992 während seiner Wahlkampagne versprach Bill Clinton "to end welfare as we know it" (die Sozialhilfe, wie wir sie kennen, zu beenden). Der Vorwurf, die Sozialhilfeprogramme hielten die Armen in einer Art Abhängigkeit, führte 1996 dazu, dass bestimmte Regierungsprogramme neu konzipiert wurden. Ein neues Sozialhilfegesetz ersetzte die Bundeshilfe AFDC durch Hilfsprogramme der Einzelstaaten, die aus Zuschüssen des Bundes finanziert werden (TANF- Temporary Assistance for Needy Families). Das Gesetz beschränkt zudem Sozialhilfezahlungen auf fünf Jahre, und verlangt, dass alle gesunden Erwachsenen nach spätestens zwei Jahren Sozialhilfe arbeiten. Es streicht Sozialhilfe für legale Einwanderer, die sich nicht einbürgern lassen wollen, und beschränkt die Ernährungsbeihilfe auf drei Monate, wenn man sich nicht bemüht Arbeit zu finden. Im Jahr 2008, haben mehr als 50 Millionen Amerikaner insgesamt etwa 614 Milliarden Dollar an sozialen Leistungen bezogen.
Die Kosten für die Hilfsprogramme der Bundesregierung, einschließlich Sozialversicherung, Medicare, Medicaid und der verschiedenen Sozialhilfeprogramme, belaufen sich auf fast die Hälfte der Gesamtausgaben der Regierung. Das ist doppelt so viel wie in den 60er Jahren.
Hilfsbedürftige Amerikaner können sich aber nicht nur beim Staat sondern auch bei anderen Stellen um Unterstützung bemühen. Es gibt ein breites Spektrum an privaten Wohlfahrtsverbänden und ehrenamtlichen Hilfsorganisationen. Ehrenamtliches Engagement, vor allem unter Pensionären, nimmt in den USA immer weiter zu. Es wird geschätzt, dass fast 50 Prozent aller Amerikaner über 18 Jahre eine ehrenamtliche Tätigkeit ausüben, und fast 75 Prozent aller Haushalte Geld für wohltätige Zwecke spenden.
Auszug aus Publikationen des State Department/IIP und anderen U.S. Regierungsquellen.
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Aktualisiert: October 2010